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0036 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 36 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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dickes Tor und auf der anderen Seite wieder ebensoviele Stufen hinab. Ein riesiger Platz ist erreicht; er ist mit breiten Quadern gepflastert, einer Mauer entlang taste ich mich vorwärts. Oft stößt der Fuß an Steintrümmer. Ein großer hübscher Schrein aus gelbgrün glasierten Ziegeln taucht neben mir auf. Wo bin ich doch? Vor mir erhebt sich riesenhaft ein Gebäude, wie ich Ähnliches

nur in Peking gesehen.

Von dem großen Hof klettere ich eine steile Rampe hinauf, über einen mächtigen Drachen, der als Hochrelief in den Boden gehauen war. Oben liegt quer vor mir eine Mauer. Ich war auf einen Geisterweg geraten, wo keine Sterblichen, sondern nur Geister wandeln sollen. Dann ging's weiter auf der Seite durch ein kleines Tor und fünfzehn halsbrecherische steile Stufen wieder hinab in einen anderen Hof. Hier waren Häuser, aber alle Tore fest verschlossen.

Endlich nach langem Suchen glaubte ich erlöst zu sein. Ich sah ein Licht und einen Menschen. Ein gellender Angstschrei durchdrang aber die Luft und der Mann war verschwunden ! Doch ein trockenes Plätzchen hatte er wenigstens zurückgelassen und dort schlief ich den Rest der Nacht. Früh am Morgen, als ich meinen alten Tempel wieder suchte, und der am Abend vorher so spurlos verschwundene Ma sich wieder einstellte, erfuhr ich, daß ich in der Nacht in Kün tschou's altem Kaiserpalast herumgespukt hatte.

Kün tschou ist heute eine abgelegene, ruhige Distriktsstadt und hat, von den Pilgern abgesehen, wenig Verkehr. Wenig fremdländische Artikel erreichten bisher den Ort, und nur sein Tabak und sein Lack sind für den Export von einiger Wichtigkeit. Nach dem Zensus vom 26. Jahr Kuang sü (1900) soll er 26 500 Familienhäuser, 2000 Buden und etwa 178 000 Einwohner haben. Wahrscheinlich bezieht sich aber diese vom Ya men stammende Angabe auf Land und Stadt zusammen, denn letztere kann höchstens 50 000 Einwohner zählen.

Im 14. Jahrhundert, als ganz China erst 60 Millionen Einwohner gehabt haben soll, wurde sie von Tai tse oder Hung Wu, dem Begründer der großen Ming-Kaiserdynastie, vom unbedeutenden Orte Wu dang hsien zum Tschou (Kün tschou) erhoben (1377). Der dritte Ming-Kaiser, Tscheng tse mit Namen, der seinen Neffen entthront hatte und bekanntlich die Hauptstadt des Reichs von Nanking nach Peking zurückverlegte und dort den Kaiserpalast baute, ließ auch in Kün tschou mit großen Kosten einen Palast errichten. Von einigen Literaten wird sogar behauptet, Kaiser Tscheng tse habe sich hierher zurückgezogen, als er gegen Ende seiner Regierungszeit (1403-1425), die Yung lu 1) genannt wird, vollkommen im taoistischen Spiritismus aufging und alles tat, um ein Heiliger zu werden.

Dieser Kaiserpalast, den ich auf eine so sonderbare Weise entdeckte, ist ein umfangreiches Viereck, umgeben von heute noch gewaltigen und meist guterhaltenen Mauern, die einen eigentümlichen baumwollfaserreichen, roten Stuck als Bewurf tragen. Er liegt im Norden innerhalb der Stadt. Sein Haupttor, in der Achse der Hauptstraße gelegen, mündet genau gegen Süden. Über einige Stufen hinauf- und dann wieder ebensoviele hinabsteigend, kommt man durch das äußerste Tor. Es ist dies eine hübsche, monumentale Ehrenpforte

1) Der Name der Regierungszeit und des Kaisers ist nicht derselbe. So ist Kuang ail

die Regierungszeit des letzthin verstorbenen Kaisers ; sein Name ist eigentlich Tsai

t`ien gewesen.   g

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