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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0441 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 441 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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dies ein junger unverheirateter Mann, Ende der Zwanzig, der Mongolisch und Tibetisch lesen und schreiben konnte. Er war ein Wanda, ein Priester ole Examen, und der Sohn einer nach landesüblichen Begriffen wohlhabenden Familie. Als ich zu seiner Yurte ritt, schlachteten sie einen Hammel für mich. Dyoba hatte eine auffallend offene und ehrliche Art, die mich ihm rasch näher brachte. Er wollte natürlich Handelsgeschäfte mit mir machen, aber er vergeudete nicht wie die anderen alle erst lange Zeit damit, die höchsten Preise zu fordern, die man mit vieler Mühe und ermüdendem Hin und Her auf das gebührende Maß herunterschrauben mußte. Ich kaufte bei ihm Schafe, Yak und Pferde, und dann erzählte er mir noch viel von ihrem Leben, von vielen, vielen Streitigkeiten mit den Horkurma-Tibetern droben an den Quellseen des Hoang ho, die einmal den Barun-Leuten hundert Kamele weggetrieben hatten und sie, obwohl sie dieselben auf ihren Sümpfen gar nicht gebrauchen konnten, erst gegen hohes Lösegeld wieder herausgaben. Er seufzte über das Nomadentum, über die große Last des Lagerwechselns, über das ewige Ein-und Auspacken des Hausrats, und wollte den Bauer beneiden, der ein festes Haus sein eigen nenne. Er klagte weiter über ihre schlechten Sitten, daß innerhalb ihrer Familien, ganz im Gegensatz zu denen der Chinesen, immer streng zwischen Mein und Dein unterschieden werde, daß die Frauen bei ihnen viel zu viel zu sagen haben und daß daraus endlose Streitigkeiten entstehen, daß das Handeltreiben erschwert sei, denn die Frauen seien viel zu wenig weitsichtig und würden oft die vorteilhaftesten Viehverkäufe nicht dulden : „Die Frauen setzen nur ihren Stolz darein, eine möglichst vielköpfige Herde zu besitzen, sie denken nicht daran, wie schnell Seuchen die Tiere wegraffen, Räuber sie wegschleppen können." Man war hier gerade eifrig bei der Schafschur. Mit fußlangen eisernen Scheren wurde die dickeWinterwolle abgeschnitten und halb ausgerissen').

Nach einigen Ruhetagen ritten wir zu dreien, Han, Tsch` eng und ich, nur mit Maultieren und Pferden gen Barun kurä. Wir reisten das steinige und wegelose Wulasetä-Tal wieder hinab und schlugen dann infolge eines Mißverständnisses von der Mündung aus eine nordnordwestliche Richtung in die Ebene hinein ein. So kam es, daß wir, als wir wieder auf Menschen trafen, in „Dsun" waren, d. h. im Gebiet des westlich von Barun hausenden BannerDsassak von Dsun. Hinter einem 10 km breiten, kahlen Steingeröllgürtel, der „Schála", der den Fuß der Berge umgibt, folgt am Südrand von Ts`aidam eine Dünenzone von kaum 1 km Breite, dann in sehr wechselnder Stärke eine Tamariskenwaldzone und endlich hinter dieser das Weideland, die Zone, wo

1) Ein Pikul (100 Cättie = 65 kg) der ziemlich groben Wolle der Mongolenschafe kostete in Barun 4 Tael ; für dit. Fracht von Ts'aidam bis Dankar wurden dafür 21/2 Tael berechnet, so daB das Pikul an der chinesischen Grenze den Händlern auf 6112 Tael = ca. 20 M. zu stehen kam. Gerade während meiner Anwesenheit in Barun kam ein reitender Bote aus Dankar mit einem Schreiben, daß die Agenten des Yang Hang (der Tientsin-er Firmen) den Preis pro Pikul für dieses Jahr auf 9 Tael festgesetzt hätten und keinen Cash mehr geben könnten. Die Spannung von 2112 Tael, die sich daraus für die kleinen Wolleaufkäufer ergab, wurde für viel zu gering erachtet. Das Wollegeschra,ft von Ts'aidam sollte dadurch so gut wie unrentabel geworden sein. Das Jahr vorher war pro Pikul 11-12 Tael vom Yang Hang in Dankar bezahlt worden.

Auch die Yakrinder werden im Juli ,geschoren', d. h. ihre Bauchhaare, die das Material für die tibetischen Zeltwände und für Stricke abgeben, werden den Tieren von ihren Besitzern ausgerauft. Der ganze Körper der Yakrinder ist von einem dichten Haarfilz bedeckt, der am Bauch in fußlange und ziemlich steife Haare übergeht. Die Wolle- wie die Grannenhaare sind beim Wildyak stets und beim zahmen Yak in der Regel von pechschwarzer Farbe. Wenn die Haare aber ausgerauft und eine Weile dem Wetter und der Feuchtigkeit ausgesetzt sind, werden sie rasch rötlichbraun und sehen dann alten Mamuthhaaren, wie man sie im Eise Sibiriens findet, ähnlich; auch diese waren sicher einst alle rabenschwarz wie die wilden Yak.

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