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『東洋文庫所蔵』貴重書デジタルアーカイブ

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0261 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 261 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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in dem weiten Seebecken!" „Wäre dies besser für uns gewesen?" fragen sich dabei die Tibeter.

Zu langsam nur kroch an jenem eisigen Wintermorgen das Licht der aufsteigenden Sonne an der hohen Berghalde des Amne Sertschen weiter herab ins Tal und brachte damit mehr und mehr Farben in die kalte und bisher düstere Landschaft. Endlich, endlich spürten auch wir die belebende Wärme. Da der Hsië dia, unser Führer und der einzige von meinen Begleitern, der die Gegend kannte, mittlerweile immer noch nicht nachgekommen war, so warteten wir über zwei Stunden. Aber es war umsonst, und wir waren zum Schluß in großer Sorge wegen des alten Mannes. Meine Diener fürchteten immer noch, wir würden verfolgt, und nahmen zuletzt an, der Hsië dia sei den Tibetern in die Hände gefallen. Später erfuhr ich jedoch, daß der Mann einen anderen, kürzeren Weg über die Berge eingeschlagen hatte, der ihn noch vor uns nach Dankar zurückbrachte ; dieser Hsië dia spielte überhaupt eine sonderbare Rolle. In der langen Wartezeit hatte ich Tschang an einem Stück Leder das Nähen mit chirurgischen Nadeln gezeigt und er flickte nun meine beiden Hautlappen noch an den Ufern des Sees zu meiner vollen Zufriedenheit zusammen. Zum Glück war es ja keine schwere Verletzung, nur die Ränder der Kopfschwarte klafften etwas weit auseinander, der Knochen und die Beinhaut waren nur ganz leicht angeschlagen und geritzt worden.

Den ganzen Tag zogen wir dann weiter in südöstlicher Richtung, das Tal des Ara gol hinauf, das kaum merklich ansteigt. Dieses Tal stellt vermutlich den alten Ablauf des Kuku nor vor, als der See während einer früheren feuchteren Periode mit dem heutigen Hoang ho-Tal in Verbindung stand. Gegen Abend, erst kurz vor Einbruch der Dämmerung, erreichten wir die Wälle von Tsaghan tsch`engl), d. i. „die weiße Stadt", in der früher Mongolenkhane residierten, und später noch lange Zeit der chinesische Amban von Nordosttibet seinen Amtssitz und Truppen hatte. 90 oder 100 Jahre soll es erst her sein, daß der dortige Ya men abgebrochen und nach Hsi ning verlegt wurde. Vor etwa 35 Jahren wurde auch noch das letzte chinesische Militärlager Nordosttibets, das hier stationiert war, zurückgezogen. Seither verfällt Tsaghan tsch`eng mehr und mehr. Nur einmal im Jahre, am 15. Tag des S. chinesischen Monats, wenn der Amban von Hsi ning fu im Auftrag der Regierung die Anbetung der Seegötter des Kuku nor zu besorgen hat, zieht einen Tag lang neues Leben in den Steppenort ein. Alle mongolischen und tibetischen Vasallen der Umgebung haben sich zu dieser Feier einzufinden. In Hunderten von Zelten wohnen dann die Nomadenfürsten. Eine große Filzjurte ist für den Amban in der Mitte der Stadtruine bereitgestellt. Am Nachmittag vor dem Festtag stellen sich die Fürsten dem Amban vor. Auf einem kleinen Hügel vor der Stadt, von dem aus man fern am Horizont gerade noch den Seespiegel sehen kann, wird früh am anderen Morgen die Zeremonie der Anbetung vollzogen. Der Amban und die versammelten Fürsten werfen sich auf die Knie, Weihrauchstäbchen werden entzündet , ein Stück gelber Seide mit den Worten, daß der Kaiser das Opfer bringen lasse, wird verbrannt und neunmal neigen sich alle bis zur

1) Tsaghan, mongolisch = weiß ; tsch`eng , chinesisch = Stadt. Derartige Mißbildungen kommen an der chinesisch-tibetischen Grenze vielfach vor. Der Ort wird auch „ying pan ga tang" genannt und hieß früher „tsaghan tologhä ".

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