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0106 Meine Tibetreise : vol.1
私のチベット旅行 : vol.1
Meine Tibetreise : vol.1 / 106 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000264
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K

Es ging wild zu in Scha leang bei dieser Soldatenwirtschaft. Der Or tu mit seinen Schreibern saß still in einer der halbeingefallenen Lehmhütten. Er liebte das Opium und bot auch mir — höflich wie die Chinesen sind — bei einer Einladung ein Pfeifchen davon an. Wie ein mächtiger Polyp, der von einem verborgenen Winkel aus seine Fangarme ausstreckt, so saß er in seiner Lehmstube, ließ dort den Sand und Staub der Wüste durch alle Ritzen pfeifen und sandte nur seine Soldaten hinaus. Diese bestimmten die Klassen und die Größe der Felder. Am Tage vor meiner Ankunft hatten unweit von Scha leang drei Soldaten einen Pächter kurzerhand totgeschlagen, weil er nicht gleich zugeben wollte, daß auf seinem Acker so viel Erbsen ständen, wie die Soldaten behaupteten. Am Tage darauf kam die Kunde, daß einige Mongolen ein Stück Land verteidigten, an dem sie kein Recht mehr haben sollten. Sofort sattelten zwanzig Reiter und verschwanden mit ihren Mausergewehren und Schwertern in der Richtung dorthin. Um überhaupt Stroh kaufen zu dürfen, mußte ich den Mandarin besuchen, und als ich den Soldaten Futter abkaufte, mußte ich ein Auge zudrücken und für j e acht Scheffel zehn bezahlen !

Mit dem Vorgehen der Regierung waren die chinesischen Kolonisten ebensowenig einverstanden wie die Mongolen. Die letzteren zogen sich weiter in ihr Land zurück, ruhig abwartend, bis die Truppen wieder weggerufen würden. Nur vereinzelt wagten die Kolonisten von dem konfiszierten Grund zu kaufen. Vor allem fehlte ihnen dazu freilich das nötige Kapital. Im Kou wei, „außerhalb der Tore", den Bauern zu spielen, paßt j a meist nur den ganz besitzlosen Chinesen. Und dann : Wie viele Leute im inneren China haben überhaupt etwas Bargeld ? Viele fürchteten auch die Rache der später wieder kommenden Mongolen.

Ich fand infolge dieser augenblicklichen Unsicherheit keine Möglichkeit, weiter in die Ordos-Mongolei vorzudringen. Von dem Grab des Dschinggis khan (chinesisch Yüan Tai tsu in Yetschen khoro oder Ye tschen ho lo , wie die Chinesen diese mongolischen Worte aussprechen) hörte ich nur, es seien dort drei Särge, die alle mit gelber Seide beschlagen seien, in Filzyurten aufgestellt. Während fünf Tagen würden sie jedes Jahr im III. chinesischen Monat öffentlich ausgestellt. Von allen Seiten kommen dann die Mongolen an dem Platz zusammengeströmt, um sich vor den Zelten zum Ko tou niederzuwerfen. Kein Chinese darf aber in der Nähe zusehen!

Von Scha leang in nordöstlicher Richtung wieder zum Hoang ho zurückreisend, kam ich am dritten Tag in die Stadt Ho tschü hsien. Die Witterung

war mittlerweile kühler geworden. Die Götzenbilder, welche die Bauern schon

allenthalben über ihre Felder getragen hatten, um — wie ich mir denke dem betreffenden Gott1) zu zeigen, wie heiß und ausgedörrt aller Boden sei, waren jetzt zur Einsicht gekommen • es war endlich ausgiebiger Regen gefallen. Auch für mich wurde damit das Reisen wesentlich angenehmer. Ich brauchte nicht mehr meine Maultiere der Hitze wegen schon um zwei Uhr nachts wegzuschicken und ich hatte deshalb bis zum frühen Morgen meine Bettdecken. Ich konnte auch ohne besondere Anstrengung und ohne Sorge für die Tiere weit über Mittag hinaus meinen Aufnahmen nachgehen.

Die Stadt Ho tschü hsien liegt dicht am Gelben Flusse auf dem linken Ufer

1) Meistens Yü hwang schang ti, dem Vertreter des Tien lao ye ye, des höchsten Himmelsherrn (Abb. 12).

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