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0087 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 87 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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knetet, weiter durch ein Bild, durch eine Photographie einen Menschen mit Beschwörungen zu Tode hexen zu können.

Täglich wurden mit Lama dyi 50-60 km zurückgelegt. Nur zweimal wurde abgekocht und den ganzen Tag in flottem Schritt geritten. Am zweiten Tag

hinter Tengelik ging es noch immer fast genau ostwärts weiter. Wir kamen

bald aus dem großen Wald heraus. Der Piedmont gravel, der vom Fuß des Dsun mongu ula und Burkh`an buda, einer kahlen und weit herausspringenden

Bergmasse des Hochtibetrandes im Süden, zu uns herbeizog, grenzte jetzt hinter einer schmalen Dünenkette an Salzquellen und nackten Salzsumpf, der zum Glück ziemlich trocken war, so daß die Tiere nur selten einmal bis an die Knie einbrachen und mühevoll herausgehoben werden mußten 1).

Mitten durch diese Salzwüste geht die Grenze vom Tädschinär-Dsassak- und Dsun-Dsassak-Gebiet. Am Abend schlugen wir am 'Tara (Khara) usse gol

unser Lager auf. Der Fluß wälzte dicke, braune Fluten in großen Mäandern

nach Nordwesten. Er war 10 m breit, aber kaum über 1 Fuß tief und das Bett nur ganz wenig in die Ebene eingelassen. Im Oberlauf ist der I `ara usse gol

ein viel ansehnlicheres Wasser gewesen, ist es doch der Wulasetä gol, an dem ich im Juli gelagert hatte. Auch der Ikhe gol, Türketse gol und andere finden ihre Fortsetzung in diesem Heara usse (Schwarzwasser).

Durch die öde, völlig baum- und strauchlose Weite schob sich das trübe Wasser stumm, ohne jedes Geräusch. Vollkommen tot lag alles Land. Ohne

ein Wölkchen zu zeigen, lastete der Winterhimmel Zentralasiens darüber. Und

doch bot sich hier ein herrliches Bild. Wie ein reifes Kornfeld wogte das schmale Schilfband am Ufer — es war das einzige, was die Tiere zum Fressen fanden.

Rings die Ebene deckte nur Salz und Salpeter. Das blendende Weiß des Salzes

verfloß mit dem Weiß des Eises, das sich am Uferrand gebildet hatte. Nur als feine Linien hoben sich die fernen, fernen Berge, die diese lebensfeindliche Ode

umsäumten, vom Himmel ab. Als die Sonne sich dem Horizonte näherte,

legte sich über die Ebene ein grünlicher kalter Dunst, der uns bis ins Mark erschauern machte, tausend neue Reflexe hervorzaubernd. Und als es dunkel

war und ich, wie rings die Männer, unter meinem Pelzmantel auf der Erde lag, auf das Geflüster des Schilfes horchend und auf die Salzkörner, die der leise Wind über mich rollte, da konnte ich kein Auge zutun. Kein Berg, kein Fels,

1) Der Ts`aidam-Sumpf, den ich hier von Südwesten nach Nordosten durchquerte, zeigte Formen, wie sie Hedin in „Scientific Results ... ", Stockholm 1905, Bd. III, S. 298, von seiner Winterreise oben im nordwestlichen Ts`aidam beschreibt und mit Profilen illustriert. Hedin gebraucht den Vergleich eines „ gigantischen und plötzlich erstarrten Lavastroms". An den Stellen, wo nach den Erzählungen von Lama dyi in den Sommermonaten kein Mensch durchkommen kann, deckte jetzt eine steinharte Kruste den Boden, die unter den Hufen der Pferde hell klirrte. Vegetation fehlte gänzlich. Der bald mehr sandige, bald mehr erdige Schlamm und das Salz der Sumpfoberfläche bildeten tausend Höcker bis zu 1/2 m Höhe, Zacken und Lamellen, die alle in dünne Spitzen ausliefen, die in einem Winkel von 45 ° gegen Westen gerichtet waren. Dazwischen glitzerten schneeweißer Salpeter (hier „biltsching" genannt) und durchsichtige Kochsalzkristalle aus Drusen und aus aufgebrochenen Blasenhöhlungen. Die Formen entstehen jedes Jahr beim Trockenwerden des Sumpfes, im Herbst, wenn die Kälte kommt und zugleich die sommerlichen Niederschläge ausbleiben (Hedin beschreibt sie vom Dezember). Die nach Westen gerichteten Spitzen deuten auf den Einfluß der Westwinde, die im Herbst einsetzen und im Verein mit der nächtlichen Kälte ein sehr rasches Austrocknen bewirken.

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