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Meine Tibetreise : vol.2 |
Die Männer luden mich auch oft ein, mit ihnen nach der Scheibe zu schießen.
Man wollte wissen, wie ich mich dabei anstelle. Die Tibeter waren immer scharfe
Beobachter. Auch kleine Pferderennen wurden veranstaltet, bei denen, wie in
ganz Westchina, derjenige Sieger blieb, der das schnellste Paßpferd sein eigen
nannte. Da die kleinen eingeborenen Pferde zwar unermüdlich im Bergsteigen
sind und prächtige Hufe haben 1), aber selten einen ruhigen Paß gehen lernen,
so reiten die Vornehmen des Landes die weit kostspieligeren Pferde von Hsi ning
und Turkistan. Wie die Pferdezucht, steht auch die heimische Maultierzucht
nicht auf der Höhe des ortsüblichen Geschmacks. Alle eingeborenen Maultiere
sind von kleiner Gestalt und sehen schwächlich aus. Darum werden die guten
Maultiere, die einen Huo fo zu tragen für würdig befunden werden, aus Schen si
und Hsi ngan fu eingeführt. Yakrinder halten die Bewohner, soweit sie in Zelten
wohnen, in ziemlich großer Zahl. Aber auch diese sind klein und schmächtiger
als die Yak vom Kuku nor. Man bringt dies damit in Zusammenhang, daß hier
nie alte, sondern bloß unausgewachsene Bullen gehalten werden. Die Yak sind
so zahlreich und billig , daß sie einen wichtigen Exportartikel nach Dankar
bilden. Wie überall in tibetischen Ländern, stehen die Yakbastarde (ntso) auch
in Dscherku hoch im Preis und kosten das Zweieinhalb- bis Dreieinhalbfache
eines gewöhnlichen Yakrindes. Sie sind ziemlich rar, weil auch nur selten einmal
ein farbiges Zuchttier zu sehen ist. Es wurde mir versichert, das farbige Rind
könne das harte Klima schlecht ertragen. Schafzucht ist, verglichen mit der der
Mongolen und Tibeter vom Kuku nor, um Dscherku ndo gering. Bei der großen
Entfernung und der ngGolokh-Gefahr scheint der Wollhandel mit China nicht
ergiebig genug zu sein. Auch hier traf ich nie das Fettschwanzschaf, das der
Ts`aidam-Mongole züchtet. Ebenso fehlen die mongolischen Ziegen. Von
sonstigen Haustieren sieht man noch winzige graue Esel und Hunde. In den
Gassen lief eine große Schar herrenloser Köter umher, die für die allgemeine
Reinigung sorgten. In den Höfen wurden Kettenhunde gehalten, langhaarige,
bis 50 cm hohe, in der Mitte zwischen Collie und deutschem Schäferhund stehende
Tiere. Sie nehmen sich in ihrer gelben und schwarzen Zeichnung, mit den breiten
Pfoten und kleinen Wolfsohren, mit der schwarzen Schnauze und dem schwarzen
Gaumen apart und schön aus. Eine besonders geschätzte Rasse, die ich am
Kuku nor nie sah, ist der „Schadschüch`" (scha tschyi) , der Jagdhund, ein
schlank gebautes, spitzschnautziges, stichelhaariges Tierchen, halb Windhund,
halb Vorstehhund, der zur Fuchsjagd gehalten wird und um Dscherku je nach
seiner Güte Preise erzielt, wie sie für ein gutes Reitpferd gezahlt werden. In den
Händen von älteren Lama sah ich auch die sogenannten chinesischen Ärmel-
hündchen (sleevedog), Zwergmöpschen kleinster Form, mit denen die Gläubigen
ihre Hutukhtu-Lamen beschenken. Die meisten kommen aus China. Einer der
tibetischen Kaufleute hatte auf dem ganzen Weg von Dankar bis Tschendu
ein solches Hündchen im Ärmel und wärmte sich seine Hände daran. Da meine
selbstgemachten Handschuhe nicht viel taugten, hatte auch ich einen Tag lang
den Hund zum Handwärmen in meinem Ärmel. Als aber der Tibeter sah, in
welche Gefahr sein Hund bei meinen Notizen und Peilungen kam, nahm er ihn
mir schnell wieder ab. Der Geschmack ist bei dieser Zwergrasse vor allem darauf
1) Die Pferde werden hier nie, nicht einmal wie in Kan su vorne beschlagen. Sie
haben alle eine auffallend kleine Unterlippe und überhaupt kleine Köpfe im Vergleich zu den Ponys vom Norden.
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