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0190 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 190 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Die Männer luden mich auch oft ein, mit ihnen nach der Scheibe zu schießen.

Man wollte wissen, wie ich mich dabei anstelle. Die Tibeter waren immer scharfe

Beobachter. Auch kleine Pferderennen wurden veranstaltet, bei denen, wie in

ganz Westchina, derjenige Sieger blieb, der das schnellste Paßpferd sein eigen

nannte. Da die kleinen eingeborenen Pferde zwar unermüdlich im Bergsteigen

sind und prächtige Hufe haben 1), aber selten einen ruhigen Paß gehen lernen,

so reiten die Vornehmen des Landes die weit kostspieligeren Pferde von Hsi ning

und Turkistan. Wie die Pferdezucht, steht auch die heimische Maultierzucht

nicht auf der Höhe des ortsüblichen Geschmacks. Alle eingeborenen Maultiere

sind von kleiner Gestalt und sehen schwächlich aus. Darum werden die guten

Maultiere, die einen Huo fo zu tragen für würdig befunden werden, aus Schen si

und Hsi ngan fu eingeführt. Yakrinder halten die Bewohner, soweit sie in Zelten

wohnen, in ziemlich großer Zahl. Aber auch diese sind klein und schmächtiger

als die Yak vom Kuku nor. Man bringt dies damit in Zusammenhang, daß hier

nie alte, sondern bloß unausgewachsene Bullen gehalten werden. Die Yak sind

so zahlreich und billig , daß sie einen wichtigen Exportartikel nach Dankar

bilden. Wie überall in tibetischen Ländern, stehen die Yakbastarde (ntso) auch

in Dscherku hoch im Preis und kosten das Zweieinhalb- bis Dreieinhalbfache

eines gewöhnlichen Yakrindes. Sie sind ziemlich rar, weil auch nur selten einmal

ein farbiges Zuchttier zu sehen ist. Es wurde mir versichert, das farbige Rind

könne das harte Klima schlecht ertragen. Schafzucht ist, verglichen mit der der

Mongolen und Tibeter vom Kuku nor, um Dscherku ndo gering. Bei der großen

Entfernung und der ngGolokh-Gefahr scheint der Wollhandel mit China nicht

ergiebig genug zu sein. Auch hier traf ich nie das Fettschwanzschaf, das der

Ts`aidam-Mongole züchtet. Ebenso fehlen die mongolischen Ziegen. Von

sonstigen Haustieren sieht man noch winzige graue Esel und Hunde. In den

Gassen lief eine große Schar herrenloser Köter umher, die für die allgemeine

Reinigung sorgten. In den Höfen wurden Kettenhunde gehalten, langhaarige,

bis 50 cm hohe, in der Mitte zwischen Collie und deutschem Schäferhund stehende

Tiere. Sie nehmen sich in ihrer gelben und schwarzen Zeichnung, mit den breiten

Pfoten und kleinen Wolfsohren, mit der schwarzen Schnauze und dem schwarzen

Gaumen apart und schön aus. Eine besonders geschätzte Rasse, die ich am

Kuku nor nie sah, ist der „Schadschüch`" (scha tschyi) , der Jagdhund, ein

schlank gebautes, spitzschnautziges, stichelhaariges Tierchen, halb Windhund,

halb Vorstehhund, der zur Fuchsjagd gehalten wird und um Dscherku je nach

seiner Güte Preise erzielt, wie sie für ein gutes Reitpferd gezahlt werden. In den

Händen von älteren Lama sah ich auch die sogenannten chinesischen Ärmel-

hündchen (sleevedog), Zwergmöpschen kleinster Form, mit denen die Gläubigen

ihre Hutukhtu-Lamen beschenken. Die meisten kommen aus China. Einer der

tibetischen Kaufleute hatte auf dem ganzen Weg von Dankar bis Tschendu

ein solches Hündchen im Ärmel und wärmte sich seine Hände daran. Da meine

selbstgemachten Handschuhe nicht viel taugten, hatte auch ich einen Tag lang

den Hund zum Handwärmen in meinem Ärmel. Als aber der Tibeter sah, in

welche Gefahr sein Hund bei meinen Notizen und Peilungen kam, nahm er ihn

mir schnell wieder ab. Der Geschmack ist bei dieser Zwergrasse vor allem darauf

1) Die Pferde werden hier nie, nicht einmal wie in Kan su vorne beschlagen. Sie

haben alle eine auffallend kleine Unterlippe und überhaupt kleine Köpfe im Vergleich zu den Ponys vom Norden.

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