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0293 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 293 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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01,

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bracht und dort — wie die Rardan ba sich heute erzählen — in Watte gewickelt, mit Öl übergossen und lebendigen Leibes verbrannt 1).

Die Dynastie in Rardan wurde wie die von Tsanla ausgetilgt. In ihren Stammländern aber wurden chinesische Kolonisten angesiedelt und von dem Ort Marbang, an der Grenze gegen Bati, sind Tsung hoa (beim alten Guar nge, zurzeit etwa 600 Familien Chinesen), weiter nördlich Lhasding (der Marktort mit 30 Familien Chinesen des Klosters Kwan hoa se [Yung dschung iha sden]), sodann Tu song (Doksum, zurzeit etwa 300 Familien Chinesen), Dschietse (40 Familien Chinesen), Hsii tsching (Ngargu, 1000 Familien Chinesen) heute blühende chinesische Ansiedlungen, die unter zwei Tai ye ( Sekretären, einer in Tsung hoa und einer in Hsü tsching) stehen, während daneben in den Seitentälern unter etwa einem Dutzend erblichen eingeborenen Beamten, den sogenannten „Darro" (chin. : schu be = Hauptmann oder ts`ien hu = Herr über tausend und tsien tsung = Leutnant oder be hu = Herr über hundert) und den sogenannten Tschungro (erblichen Offizieren, chin. : tsch`ai schu), sich ein Rest des Rardan-Volks erhalten hat und die Erinnerung an den glorreichen Untergang ihrer alten Freiheit aufrecht erhält 2). Es wohnen dort heute etwa 2500 Familien Chinesen und etwa ebenso viele Tibeter. In der alten Zeit mögen es vielleicht 6000-7000 Familien Tibeter gewesen sein mit schwerlich mehr als 10 000 Kriegern. In Tsanla liegen die Verhältnisse ähnlich. Dort sind in Yo ts`a, Senggersung, Mu gung mit Hsin gai tse, Mo po, Fu pien, Lien ho kou u. a. m. chinesische Kolonien entstanden 3), neben denen die Eingeborenen auch unter erblichen Adelsfamilien (darro) an den Berglehnen und in den Seitentälern sitzen. Die Darro wohnen teilweise in den alten Burgen. Die meisten Befestigungen sind freilich in Tsanla und in Rardan zur Ruine geworden. Die Darro müssen alljährlich zum Ting nach Mu gung reisen und die größeren unter ihnen unterhalten Tschungro als offizielle Vertreter im Ya men des Ting. Sie halten wie die Tu se (rgyalbo) auf ihre Standesehre und heiraten nur unter sich. Die Würde eines Darro ist stets schon seit vielen Jahrhunderten in der Familie. Stirbt eine DarroFamilie aus, so wird der zweite Sohn eines anderen Darro adoptiert. Neben diesem Häuptlingsadel, den Darro-, und dem Offiziersadel, den TschungroFamilien, unterscheidet man freie Krieger-Bauern (Tschralba oder Kralba; Kral, tib. = Dienst) und weiterhin Steuer-Bauern (Tokdamba), endlich Nachkommen von Unfreien bzw. von Sklaven (Gonag, tib. u. kin tschuanesisch, d. h.

  1. Nach de Mailla hat Sonam den in Mu gung gefangenen General Wen fu lebendig verbrennen lassen. Sonam selbst sei (s. Bd. 11, S. 595) nach einer großen Feier im Palast zusammen mit seinem Bruder, einer Tante, einigen anderen Verwandten und seinen Ministern (im ganzen 20 Personen) gefoltert und zerstückelt worden, 19 andere wurden bloß enthauptet, 16 lebenslänglich eingekerkert, 52 nach Ili als Sklaven verkauft; 138 tibetische Anführer wurden als Knechte in der Mongolei und Mandschurei verteilt.

  2. Darro entspricht dem „deba" in Innertibet ; Tschungro entspricht dem schel ngo. Im Rardan-Land sind heute zwei ts`ien hu, einer in Leu und der andere in sBédung im Westen des Flusses. Auch in Brasdi (Bati), Tschoskiab, Somo gibt es Darro. Ihre Söhne heißen „deresi ".

  3. Seit 1779 besteht das Amt eines Ting von Mu gung, dem fünf Kolonien (tun, in Kin tschuan „tenn" ausgesprochen) unterstellt sind, nämlich : Mu gung tun, Fu pien tun, Hsü tsching tun, Tsung hoa tun, Romi Tschanggu tun. Seit 1783 wurde daneben mit dem Sitz im Ying pan gai ein Hsie (Regiment) eingerichtet, das zum Generalkommando Sung pan ting gehört.

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