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0372 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 372 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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sagt, der weiße, der helle, der klare, er floß ganz langsam, während der Ma tschü schon so trüb war und durch seine große Geschwindigkeit auch hier schon so viele Verunreinigungen suspendiert erhielt, daß die Wasser unterhalb der Vereinigungsstelle in 15 cm Tiefe bereits eine weiße Scheibe nicht mehr erkennen

ließen.

Ich wehrte mich, so viel ich konnte, um nicht wieder denselben Weg nach Rao gomba reiten zu müssen. Allein mein Läwa-Mann erklärte — wohl auf Betreiben des Tsung ye — daß das Bo tsong tschü zurzeit an keiner anderen Stelle durchritten werden könne. Er blieb sogar bei dieser Ansicht, als ich in meinem Mißtrauen den Führerlohn erhöhen wollte. Damit gewann es der Tsung ye. Der Abend sah uns bereits wieder mit unseren Freunden vereint in Rao gomba.

Wenn Tibeter reisen, so wird stundenlang ein eiliger Schritt angeschlagen, so daß der Durchschnitt in der Minute 160-180 Pferdeschritte beträgt, und die nicht gerittenen Lastpferde mit ihren 40-50 Pfund auf dem Rücken in Zuckeltrab fallen. Ein freier Trab in unserem Sinne wird nicht geritten. Er gilt auf dem steine- und löcherreichen Boden für zu anstrengend und gefährlich für die Fesseln. Unterwegs wird die Zeit zum Beten verwandt. Auf diesem Heimweg, bei dem ich meine Kartenmappe zugeklappt hatte und im großen Haufen mitritt, war es mir, als umschwärmte mich ein emsiges Bienenvolk. Alle beteten und zählten an ihren Rosenkränzen. Tschemotscho (Tafel LXIV) plapperte seine Bönbo-Anrufung : „adgar sale omda aya ame hung adgar sale omda ..." so rasch, daß ich immer nur an meinem Ohr : aya orno hung ag—a—saléwe ... vorüberrauschen hörte. Brdyal wie unser Leutnant begnügten sich mit der Nima- und Gelugba-Anrufung : Om mani padme hung und einigen langen : „Lama lhasdia sum tschiu ... !" Beim Teekochen aber wurden vom Läwa-Führer der Amne Matschen, der Schar Dong re und noch einige Bergriesen angerufen, die auch hier noch eine wichtigere Rolle spielen wie die Buddha.

Die Gegend um die große Kehre des Ho ang ho ist erstaunlich wildarm. Selten einmal erblickte ich in der Ferne an einem Berghang eine feingliedrige Dserenantilope, nie aber sah ich auf dieser ganzen Reise die Spur eines Kyang (Equus hemionus) , als ob diese Tiere auf der rechten Seite des Gelben Flusses seit langer Zeit schon ausgerottet wären. Von Bären soll hier noch der schwarze Ursus tibetanus vertreten sein. Hasen und Murmeltiere neben einigen Wildhühnern und Fasanen waren das einzige, was häufiger über den Weg lief. Während der ganzen Sommermonate und der nassen Jahreszeit haben hier der Hoang ho und seine Nebenflüsse jedes Tal derartig mit Wasserlachen angefüllt, überall so viel Grundwasser aufgestaut, daß die Höhen nur wie Inseln aus einem unendlichen Morast heraussehen. Die einzelnen Inselgruppen aber sind von den Nomaden und ihren Herden so dicht besiedelt, daß wenig Platz mehr für das größere Wild übrig geblieben ist. Den seltsamen gelben Riesenfluß, den Hoang ho, finden wir hier oben auf der Oberfläche weiter Ebenen fließend, in die er sich nicht viel weiter unten, bei Rardscha gomba, und vollends bei der Tala, bei Hoka und Kabatalen tief eingegraben hat. In seiner ganzen riesenhaften Länge ist der Gelbe Fluß einer der wechselvollsten und seltsamsten großen Ströme unserer Erde, und er erscheint als einer der jüngsten, was seine Lage und Beschaffenheit betrifft. Jeder meiner Leser weiß, daß der Fluß erst um 1852 seine Mündung vom Süden der Provinz Schan tung nach Norden, nach der Bucht von Tschi li verlegt hat, und immer wieder hat der Hoang ho noch in historischer

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