National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0125 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 125 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

r

i

,i

I'

  • 1!

kaum zu Pferde sitzen konnte und schwerlich lebend nach Kam gekommen wäre. Da ließ ich es doch lieber beim jungen. Der Amban Tsching schu gehörte ganz zur alten Schule. Er war ein großer Dichter , schwärmte für klassische Zitate, von seinem Lande aber hatte er nur die Vorstellung, daß es ein schlechtes Geschäft sei. Im Herbst vorher hatte er mit den Dolmetschern und Sekretären großes Unglück gehabt. Der Gan ts`a-Unterstamm Pamba, der seinen Dolmetscher Ts`ai erschlagen , hatte eine größere Geldsumme bezahlt , um wieder seine alten Weideplätze am See beziehen zu dürfen. Einige Sekretäre hatten dieses Geld aber für sich behalten und die Tibeter auf später vertröstet. Diese warteten jedoch nicht lange. Sie verstanden es , vorstellig zu werden. Die Unterschleife wurden aufgedeckt, die Schuldigen entlassen und teilweise sogar gefangen gesetzt. Jetzt hatte der Amban an allen wichtigen Posten neue Leute, die so wenig von Tibet verstanden wie er selbst.

Am 20. Januar war meine neue Karawane fertig geworden und ich brach unverzüglich auf. Mr. Ridley geleitete mich noch bis vor die Stadt. Wie er mir später gestand, glaubte er damals nicht, mich noch einmal wiedersehen zu können. Die neue Unternehmung schien ihm allzu gewagt. Vor allem meinte er, ich hätte viel zu wenig Leute mitgenommen. Auch ich war überzeugt, daß wir zu schwach seien, daran aber waren nur meine geringen Geldkräfte schuld. Am ersten Abend blieben wir in Tschen hai pu und am zweiten Reisetage erreichten wir Dankar. Ein weiterer Reisemarsch brachte mich die 70 Li nach Schara khoto hinauf. Ich hatte beschlossen, bis an den Hoang ho und in das ngGolokh-Land die Straße der IV am-Händler einzuschlagen , die ich schon 1904 mit Filchner gereist war, nur daß wir damals nicht wußten, daß dies ein vielbegangener Weg sei. Es ist die leichteste Route und diejenige, auf der man am raschesten vorwärts kommt.

Am 23. Januar lagerten wir in der Mitte der Remo yung (mongol.: Ara gol), wenige Kilometer von den Ruinen der Tsaghan tsch`eng, am Tage darauf ritten wir am Bayan nor vorbei und dem Süd-Kuku nor-Gebirge entlang und erreichten mit Dunkelwerden die Bauernkolonie Tschabtscha. Das Wetter im Hochland war täglich klar und schön. Nur vereinzelte kleine Kumuluswölkchen jagten aus West über uns hin und fegten über die dürre, kahle Tala-Steppe, die im Süden von Tschabtscha sichtbar ist. Über Mittag konnte an windgeschützten Stellen das Thermometer bis 0 °, j a einmal bis + 2 ° steigen, nachts kühlte es sich auf — 26 ° ab und ging einmal bereits hier auf — 31 ° zurück. Es war bitterlich kalt, da der Wind nie einschlafen wollte und bis ins Mark schnitt.

Obwohl Tschabtscha bereits 2990-3040 m hoch liegt, hat sich hier doch eine feste Dorfniederlassung entwickelt und von Jahr zu Jahr ziehen mehr und mehr Amdo-Chinesen und -Tibeter hierher, darunter viele, die sonstwo irgend etwas „ausgefressen" haben. Man gab mir auf meine Frage zur Antwort, daß 250 Familien in dem zerstreuten Orte wohnen. Die meisten waren innerhalb der vorhergehenden zehn Jahre angekommen. Ursprünglich gehörte das Land einem mongolischen Gung (Herzog), der heute im Tsungkuk-Tale bei Gomba soma sitzt. Es werden hier auf Feldern Gerste, Hafer, Buchweizen, Lein, ja sogar Kartoffeln und etwas Weizen angebaut. Drei günstige Momente lassen so weit nördlich und der großen Höhe zum Trotz den Anbau von Feldfrüchten zu. In erster Linie ist dies die sonnige, nach Süden gerichtete Lage der Talmulde; das Dorf hat sich am Südabfall des Süd-Kuku nor-Gebirges zwischen

 

99