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0354 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 354 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Spätherbst und während des Winters pilgern die Steppenbewohner durch Sung pan ting zum heiligen 0 mi schan im Süden der Provinz.

Am 16. August ritt ich in Begleitung eines Tibeters in der Richtung auf das Bo lo tse-Gebiet ins Mao niu-Tal hinüber und besuchte das Kloster Dschara gomba, um ein Fest zu Ehren von Padmapani anzusehen. Wir standen beim ersten Morgengrauen zwischen den hohen und dicken grauen Backsteinmauern im Hof des Sung paner Südtors und warteten, bis der Schlüsselverwalter die alten Stadtschlüssel brachte und die Torgarde die verwetterten, eisenbeschlagenen Torflügel aufmachte. Zu der frühen Stunde wollte mit mir ein ganzer Zug Lastträger die Stadt verlassen, um nach Mao tschou und von dort in die Se tschuanEbene zu marschieren. Von diesen hatte keiner eine Waffe bei sich, barfuß steckten ihre Füße in billigen Hanfsandalen. Aus billigem Baumwollstoff waren ihre blauen Knöchelbinden, ihre kurzen blauen Kniehosen und ihre blauen Kittel, die ihre ganze Kleidung ausmachten. Mit einigen Kupfercash, einer Pfeife und etwas Tabak machten sie sich auf die wochenlange Reise und schleppten dabei an einer Stange über 100 cättie Medizinwurzeln.

Wir zwei Reiter ritten bald hinter dem Tore einsam fürbaß. Erst als der große Berg hinter uns lag und wir im Mao niu-Tal waren, ritten wir mitten drinnen zwischen Männlein und Weiblein, die alle in Festgewändern und auf flinken Pferdchen dem Dschara gomba zustrebten. In einem prachtvollen Hochwald liegt es verborgen. Lange blitzten nur die goldenen Dachspitzen und winkten die Gebi aus dem schwhrzen Tannengrund heraus. Als wir unmittelbar vor dem Kloster standen, wurde ein zusammengedrängtes Häufchen weißgetünchter Priesterhäuser, die die Tempelanlagen umgeben, sichtbar. Vor den Tempeln, dem größeren mit den Bildern der Buddha und dem kleineren, dem Gung kang, dem Tempel des Hu fa, im Hsi hing-Dialekt Hu hoa, war ein kleiner Platz, auf dem sich die Menge sammelte. Um halb zehn Uhr kam der Tsch` ungowa, der Herr von Tschamdie, d. h. von Mao niu und Karlong, angeritten. Alle seine Begleiter waren in reicher tibetischer, roter Gewandung. Er selbst trug die Mandschumütze mit dem blauen Knopf. Am Klostereingang empfing ihn die Polizeimacht der frommen Brüderschaft, half ihm von seinem Pferde und schaffte ihm kraft ihrer langen Peitschen einen breiten Weg durch die Menge, daß es nur so klatschte.

Ein halbes Stündchen dauerte sein Besuch im Inneren der Tempel. Erst ging's rechtswärts an der Wand außen um den Gung kang herum, wo er und seine Begleiter die dort stehenden Gebetmühlen andrehten. Hierauf betraten sie das Innere durch das große Portal, über dem drei ausgestopfte Eber, ein ganzer Wildyakbulle, ein Budorkas und Panther baumeln und an dem fürchterliche Fratzen und Darstellungen der schlimmsten Höllenqualen in farbenfreudigen Fresken den Besucher erschrecken. Im Inneren wurden Butterlampen entzündet und von dem Herrn in feierlicher Weise den Göttern dargebracht. Endlich nahm der Herr Tsch`ungowa Platz auf einer hohen Loggia über dem Eingang des Haupttempels. Die Trommlermönche nahmen eine feierliche Positur und Miene an. Die Deckelpatscher und Trompeter begannen ihre Musik.

Die Mysterienspiele währten drei Stunden, und so lange hielt auch die begeisterte Menge aus, obwohl auch diesmal wieder die Darstellung recht wenig Abwechslung bot. Als erste Nummer traten zwei Senggi, zwei Löwen, auf. Die Schauspieler waren vier junge Priester, die Masken wie Bärenköpfe trugen und paarweise hintereinander geschaltet waren. Der Vordermann klappte mit dem

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