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0343 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 343 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Rückkehr in Sung pan ting 100 Tael bezahlen. Leider war es mir unmöglich, schon im voraus durch Geschenke die Willigkeit der Chinesen zu vergrößern. Als ich meine miiden Rößlein durch das Stadttor von Sung pan zog, hatte ich nur noch wenige Silberbrocken in der Tasche. Es war schon deshalb die höchste Zeit, daß ich wieder in den Besitz meiner Kisten kam. Wenn sie erbrochen und ihr Ir Eialt verteilt waren, stand es schlimm um mich, denn auf Kredit war hier wenig zu hoffen.

Die Vorbereitungen für den kleinen Kriegszug hatten die Chinesen rasch getroffen. Am Abend des 27. Juli sammelte sich die kleine Schar bereits hinter

dem ersten Berg neben der Mühle von Mao niu gu. Dort wurden drei Zelte

aufgestellt. Das kleinste, aber beste und schönste bezog Ma san ye, ein siebenundsechzigjähriger mohammedanischer Kaufmann, der in Merge seit Jahrzehnten

Handel trieb und landab und -auf bekannt war. Er kam mit einem Neffen und einem jungen Pferdeburschen. Er war als Unterhändler bestellt. Das zweite Zelt beherbergte die vier Ma tui, die Reiter einer mohammedanischen Leibwache des Ting, unter dem Kommando ihres Sche tschang, Korporals oder Anführers von Zehn, eines fünfundvierzigjährigen, in Tibet bankrott gewordenen Kaufmanns. Sie trugen scharlachrote Röcke mit breiten Frackschößen an den Seiten, so daß man schon auf weite Entfernungen sehen konnte : holla, hier kommen Reiter des Sung pan ting !

Im größten Zelte schlief der Tsung ye mit seinen zehn Mann. Es waren zwar tatsächlich nur neun Mann. Man sprach aber immer von den „Zehn". Von diesen waren vier mit alten Hotchkiß-Gewehren bewaffnet, wovon doch immerhin zwei in so gutem Stand waren, daß man damit schießen konnte. Die übrigen Infanteristen trugen in dem blauen Kalikofutteral ihres Parapluies ein kurzes Römerschwert. Die Ma tui hatten drei verrostete Henry-MartiniGewehre, aus denen man mit Hilfe des Putzstocks die Patronenhülsen nach einer Weile herausbrachte. Da ich selbst kein Zelt hatte, fand ich für Geld und gute Worte ein Unterkommen bei den Ma tui. In der ersten Nacht goß es mit Kübeln vom Himmel und einmal gab's ein großes Gezeter; der Wind hatte das Zelt der Fußmilizen gepackt und über den Köpfen der Schlafenden in Fetzen zerrissen.

Am 28. erstiegen wir geschlossen den großen Karlong-Berg, auf dem wir auch die Nacht vom 28. auf den 29. verbrachten. Am 29. ging es durch das Dorf Karlong hindurch und noch mehrere Kilometer das Tal hinauf. Meine Soldaten hatten für den Transport ihrer Zelte, Gewehre und Lebensbedürfnisse eine Ula in Gestalt von zwei Yakbastarden, die ihnen die Bewohner von Mao niu gu stellen mußten. In Karlong sollte die Ula wechseln. Aber den Karlong-Tibetern fiel es nicht ein, sofort den Weitertransport des zwei Zentner schweren Soldatengepäcks zu besorgen. Sie führten recht aufsässige Reden und erklärten kühn: „Das Wasser im Fluß dürft ihr nicht trinken, aus unseren Wäldern sollt ihr kein Holz nehmen, unser Gras brauchen eure Tiere nicht zu fressen und vollends Ula stellen wir schon gar nicht." Die Soldaten verstanden aber keinen Spaß und verprügelten kurzerhand den Sprecher, der ihnen dies gesagt hatte, woraus sodann eine allgemeine Schlägerei entstand, so daß ich ernstlich für den Ausgang des ganzen Unternehmens bangte. Denn würde sich Karlong mit Merge vereinigen, wie sollten dann meine paar Männeken die geraubten Sachen herausbekommen? Zum Glück gelang es, mit Hilfe des alten Ma san die Mao niu gu-Leute gegen

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