National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0304 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 304 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Nach der Bestattung lesen die Mönche im Trauerhause

noch weiter von morgens bis abends die Gebete und jede Nacht wiederholt der Lama seine Austreibung der Lha ndri mittels der weißen Steine. Wenn diese Steine hinausgefegt sind , werden

vor dem Hause noch einige

Schüsse abgefeuert. Der Lama breitet während des

`    Betens immer ein Papier auf

dem Boden aus, auf das der

Tote gemalt und sein Name geschrieben ist ; dies wird

_Ì J ..,   .Y,.   Erme   «

   ~, :,~3 ,~'~~y   ~~~;    „mtsaniang genannt. Etwa

%\   Reim

R

_ _~,   g   49 Tage nach dem Tode wird

/   Balken

Tannen- Rel.

dieses Papier von der Familie

   - _-- _    í   möglichst zu einem Gechi-

j/.' ~ ,~ ; ?   ~" • I'1:   ó   Lama gebracht. Dieser ver-

,~   brennt es unter neuen An-

rufungen. Die Papierasche

~•   wird noch einmal gesammelt,

in ein Ts`at`sa geknetet und in irgend einer Felsnische, die der Bönbo -Wahrsager

herausgefunden hat, aufge

stellt. So lange wird auch vor dem Ts'apak immer wieder eine Butterlampe ange

zündet. Ist die Leiche verbrannt worden — dies können sich nur die Reichen gestatten — so werden die unverbrannten Knochenstücke und die Aschenreste gesammelt und später in einem kleinen Grab beigesetzt. Man sieht in Kin tschuan jedoch nicht sehr viele Ts`apak. Ich hatte die Empfindung, daß die Beerdigung der Toten eine neuere Sitte und daß früher das Verbrennen häufiger gewesen sei. Das Inswasserwerfen der Leiche, das in Ta tsien lu noch vielfach, namentlich bei Epidemien, vorkam, ist selten in Kin tschuan. Von den übrigen Bestattungsarten der Tibeter ist das Zerstückeln, das in Lhasa gang und gäbe zu sein scheint, gar nicht üblich, ebensowenig beliebt ist das Aussetzen. Nur die Zeltnomaden von Kin tschuan, die in den Bergen oben über der Ackerbauzone teils als unabhängige Hirten, teils als Angestellte der Reichen und der Klöster Yakrinder züchten, setzen ihre Toten aus. Diese Nomaden sind aber auch eingewanderte echte Tibeter aus dem Westen und sprechen gar nicht die Kin tschuan

Sprache, sondern einen reinen tibetischen Dialekt.

Am Jahrestage des Todes werden noch in den nächsten Jahren und, wenn es der Vater oder die Mutter war, solange der Sohn am Leben ist, Priester in das Haus gebeten, die vor einer auf ein Stück Papier gemalten menschlichen Figur, die den Toten vorstellen soll, einem

„mtsaniang , Gebete verlesen.    4
Dieses Bild wird allemal am Abend

auf dem Hausdach auf dem Altar   `'   `'

mit Weihrauch zusammen verbrannt

und die ganze Familie macht dem    

Geist des Abgeschiedenen einen

Querschnitt

Abb. 10. Darro-Grab in Kin tschuan.

Abb. 11. Darro-Grab in Kin tschuan.

238

Balken