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0324 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 324 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Glimmerreiche, steilgestellte Platten grünlichgrauen Sandsteins mit einzelnen Kalkzügen dazwischen und N 40 ° W- bis N 50 ° W- Streichrichtung bilden auch hier das Grundgestein, und auf den Hochflächen von 4200 4400 m Höhe marschiert man wie in der Quellgegend des Hoang ho über Quarzbänder und Schichtköpfe hinweg, die oft messerscharf aus der dünnen oberflächlichen Schuttdecke heraussehen. In beinahe rechtem Winkel zum Streichen des Gesteins — mit N 20° 0 — fallen dem Beschauer in dieser pflanzenarmen Höhe noch zahllose Klüfte und kleine Bruchlinien auf. Diese Kluftrichtung (N 10-20° 0) spielt immer in Osttibet und am ganzen Rand der tibetischen Hochländer gegenüber dem roten Einbruchsbecken von Se tschuan sowie an dem Staffelrand Liu pan schan—Lo schan (in Kan su), am Alaschan und noch in den Bergen von Schan si, die für den in Kapitel II behandelten Nord- Südlauf des Hoang ho bestimmend waren, eine große Rolle. In solchen Klüften und Rissen sinkt das gewaltige tibetische Faltengebirge, der ganze Kuen lun, gegen Osten zu in die Tiefe. An einigen Stellen ist die Sprunghöhe am Bruchrande so bedeutend, daß wir das Bild der „Landstaffel" entstehen sehen, so z. B. an der Grenze gegen das Se tschuan-Becken. Meist aber handelt es sich um ein ganz unmerkliches Abgleiten und Absinken, und es hat für mich den Anschein, als ob der gewaltige Klotz des großen Kuen lun-Rumpfes gegen Osten zu in der Hauptsache doch nur verbogen und die N 200 0-Klüftung mit den kleinen Querrissen und Quersprüngen eines Gletscherstroms zu vergleichen sei. Viele gerade gestreckte Talläufe am allerobersten Hoang ho folgen N 20° 0 verlaufenden Klüften und östlich von Ma tang und im ganzen Kin tschuan folgen sehr oft die Flüsse und Ströme dieser Kluftrichtung und haben sich in einem fast senkrechten Winkel zum Streichen der Gesteinsschichten in die Tiefe gefressen.

Ich wartete in Ma tang bis zum 15. Juli. So lange reichte meine Geduld. Am Morgen dieses Tages hielt es mich nicht mehr. So frei wie ein Vogel ging es wieder einmal dem „Ts`ao ti" zu. Bald nach meiner Ankunft in Ma tang hörte ich zwar, daß zwei Ya men-Läufer aus Li fan fu durchgekommen und mit einem meine Reise betreffenden Schreiben nach der Somo-Burg weitermarschiert seien. Schon hatte ich große Hoffnungen darauf gesetzt, aber sechs weitere Tage verstrichen, ich sah und hörte nichts mehr von ihnen. Sie hatten sich irgendwo verkrümelt. An einem der letzten Tage hatte ich den Nirba des SomoKönigs im Dorfe angetroffen und dieser hatte mir aufs neue verkündet, der König lehne es ab, für mich etwas zu tun. Noch nie habe er Chinesen oder gar Fremden freies Geleite durch Gebiete seiner Lehensmänner zugestanden, ich solle allein reisen, wie es auch alle Tao tschou-Hui hui täten.

Außer meinem Brdyal hatte ich einen Somo-Mann und einen KretschiuBurschen aus Ma tang mit auf die neue Reise genommen; der erste hieß Ts`an Rarschdan, der zweite, ein hübscher und guter Junge, nannte sich Yangsen. Wir verließen um sieben Uhr den Lagerplatz, ritten durch die Häuser von Ma tang, wo sich meinem kleinen Zug von sechs Pferden und fünf Maultieren ein Ho tschou-Mohammedaner, ein Kaufmann namens Ma, auf einem lebhaften, gut gehaltenen Rößlein zugesellte. Zurück über die alte Brücke ging's auf die

rechte Talseite des Somo-Flusses hinüber und dann bergauf, den Windungen des lärmenden großen Wildwassers folgend. In der ersten Stunde ist das Tal

noch sehr eng, doch dem Wassergraben entlang, welchen herrlichster Fichtenwald einsäumt, läuft jetzt bereits eine gute und breit ausgetretene Yakstraße,

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