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Meine Tibetreise : vol.2 |
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darin mitgeteilt, daß ich nicht in Tibet reisen könne und daß mein Paß, mein
Schatz, auf den ich so stolz war, den zu erlangen mich so viel Mühe gekostet
hatte, nicht zu respektieren sei. In lateinischen Buchstaben war in aller Kürze
hinten angefügt : „Paß ungültig. Deutsche Gesandtschaft" — eine deutsche
Behörde kümmerte sich also wieder um mich ! Mein Herz schlug mir höher.
Natürlich war es etwas, worüber man sich ganz im stillen ärgern konnte, aber
Deutsch war es, Urdeutsch sogar ! Was hatte auch ein Deutscher in Tibet ver-
loren! Die Deutschen sollen brav zu Hause bleiben!
Woher aber hatte der chinesische Offizier nur dieses Telegramm? „Hat
Gantse Telegraph?" drang ich zuerst freudig erregt in meinen Besucher.
„Doch nicht !" meinte er bescheiden. „Die nächste Telegraphenstation ist
Ta tsien lu, das ein guter Kurier in elf Tagen erreichen kann."
„Und das Telegramm ist heute hier angekommen?"
„Ach nein, es wartet schon längere Zeit. Es liegt etwa drei Vierteljahre
hier," setzte der Leutnant hinzu.
Jetzt merkte ich, daß ich das Schreiben vor mir hatte, von dem schon der
Amban in Hsi ning wußte und das er mir mit fünfzehn Reitern bis Ts`aidam
nachgesandt hatte, so daß dort das Gerücht entstanden war, ich sei ein ganz
schlechter Kerl ! Jetzt war das Telegramm nach Gantse gelangt, um mir in
der Richtung auf Lhasa nachgesandt zu werden.
Leutnant Lu ming yang ließ mir aber am Ufer des Dsa tschü nicht lange
Zeit, mich über die neue Verbindung mit der Heimat zu „freuen".
„Geh nicht nach Gantse," wiederholte er wieder und wieder. „Was sollen
wir machen, wenn die Mönche ernstlich angreifen?"
„Sie werden es nicht wagen und werden nur drohen."
„Sie greifen an. Es sind Horba-Mönche, die bekannt sind für ihre Streit-
lust. Ihr seid fünf Mann und wir sind acht (ein Leutnant, ein Tung sche und
sechs Soldaten). Wir haben nur Musketen, während die Lama weit über tausend
kampffähige Mönche haben und viele moderne Repetiergewehre besitzen.
Ja," fügte er hinzu, „hätte ich zweihundertfünfzig Mann mit modernen Ge-
wehren, dann könnte ich hier kommandieren. Da mir aber von den eigentlich
fünfzig Soldaten nur zehn gelassen sind (vier hatte er anscheinend selbst in die
Tasche geschoben und „gegessen"), so bin ich selbst hier nur geduldet und
nicht viel besser daran als du."
Da ich sowieso wenig Hoffnung hatte, die Klöster in Gantse besichtigen
und studieren zu können, so fügte ich mich dem Chinesen und ritt auf der geraden
Straße im Süden an Gantse vorbei.
Dicht am Fährplatz erhob sich eine Hügelkette, die sich schon von ferne
durch ihre fahlgelbe Färbung als Lößberg verraten hatte. Auf steilem Pfad
war diese Höhe vom Lagerplatz aus zu erklimmen, und als wir oben angekommen
waren, lag schon das Talbecken von Hor Gantse go vor mir. Breit und frucht-
bar zieht es sich vom Dsa tschü nach Norden. Lößterrassen und Hohlwege im
Löß zeigten bis zu 20 m der fruchtbringenden gelben Erde, der allein zu danken
ist, daß hier mitten zwischen wilden Bergen eine so reiche Kulturoase entstand,
daß Hausburgen und Lamaklöster sich derart breit machen konnten.
Zuerst kamen wir an einem festen Herrensitz der Familie Mazar Tuse vor-
über, dann tauchte bald linker, bald rechter Hand ein größerer Bau nach dem
anderen auf. „Hier verbringt die Familie Mazar ihre Sommermonate, dort
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