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0230 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 230 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Ir

eng zu sein und selbst der Ya men der chinesischen Regierung, sowie das Haus des Gesandten der Lhasa-Regierung ist schlecht zu finden. Außer Tibetern (Kaufleuten und Bauern) wohnen in den Laienhäusern noch über hundert Chinesen, von denen aber die wenigsten begütert sind. Wer von den Chinesen Handel treibt, ist meist nur Agent, und die Mehrzahl gehört dem von den Tibetern für erniedrigend angesehenen Schmiede- oder Tischlergewerbe an, ist gar Lederarbeiter oder betreibt das gänzlich verachtete Handwerk des Metzgers, dessen Kinder wie die des Schmieds in kein Kloster als Novizen aufgenommen werden 1).

Der Ort Hor Gantse (er wird geschrieben: dGang mtse) liegt 3460 m hoch2). Zu den beiden Hauptklöstern sollen 3000-4000 Mönche gehören. Den Oberäbten der zwei Klöster unterstehen auch alle anderen Lamasereien des Hor baBezirks, im ganzen etwa fünfzig kleinere und größere Klöster. Die Gantse-Oase mag etwa 12 000 Einwohner fassen. Im Hintergrund der Klöster, im Norden davon, erheben sich von Grasweiden bedeckte Hügel, bis in etwa 15-20 km Entfernung langgestreckte und schneereiche Bergketten das Bild abschließen. Fünfzig Li nördlich von Gantse," sagte mein Tsung ye, „sitzen bereits Zeltstämme, ,Dscho ba`, die von Se tschuan gänzlich unabhängig sind und auch nicht mehr zu Hor gehören. Weiter weg kenne ich niemand. Es kommen nur ,ie ren`, Wilde, vor. Selten nur besuchen diese den Markt von Gantse." Der Tung sche nannte mir den nächsten großen Stamm im Norden, „Serf a"3). Nordwärts von Gantse befindet sich nirgends mehr angebautes Land.

Durch seine Bevölkerungsdichte ist Hor Gantse von großer politischer Bedeutung. Es ist ein Schlüssel für K.' am. Als Handelsplatz dagegen hat es weniger großen Wert. Nur die nächsten Nachbarn kaufen auf seinem Markt ihre Bedürfnisse. Die Oase Gantse ist zu bevölkert , um noch billig genug Getreide in die Steppen exportieren zu können. Es ist schon viel, wenn alle seine Lama, die aus ganz Tibet hier zusammenlaufen, satt bekommen. In den ersten Jahren dieses Jahrhunderts waren überdies die Sommerregen nicht ausgiebig genug und infolgedessen die Ernten spärlich ausgefallen. Man bezahlte in Gantse für 3 chinesische Pfund Gerste 1 Rupie (in Tschuwo 4 Pfund = 1 Rupie, in Dawo 3 Pfund = 1 Rupie), selbst ohne Berücksichtigung der größeren Kaufkraft des Geldes in Zentralasien ein doch geradezu unerhörter Preis. Die Nomaden vom Norden haben sich deshalb wirtschaftlich nicht vom Süden, sondern direkt vom Osten abhängig gemacht. Für ihre Wolle und ihre Häute ist ja auch in Gantse selber wenig Verwendung. In manchen Jahren wird von den Nomaden für Gerste das anderthalbfache Gewicht an Wolle verlangt. Sie ziehen darum besser mit ihren Yakkarawanen durch ihr hochgelegenes Nomadenland, das keine tiefen Täler und auch keine sehr steilen Pässe kennt,

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  1. Da alles Töten und Schlachten als Sünde angesehen wird, so ist unter dem herrschenden buddhistischen Einfluß das Schlachten zu einem wichtigen Gewerbe geworden. Man ladet den Schlächter von Hof zu Hof. Der Schlächter spielt aber in vielen Teilen Tibets die Rolle des Henkers im deutschen Mittelalter. Er ist unrein. Er darf kein Kloster betreten und muß sich vor den Lama und Inkarnationen verstecken, wenn er ihnen auf der Straße begegnet. Die Lama sagen, er könne nicht beten, denn sein Glaube sitze nur oberflächlich, da er so viele große Sünden begehe.

  2. Pundit A-K: 3108 m; W. W. Rockhill 3605 m.

  3. Nordwärts von Sert`a oder Serscht`a und Rachü Serscht`a liegt das Land der

ngGolokh Hantsien Doba. Die beiden Stämme liegen seit vielen Jahrzehnten in Blutfehde miteinander.

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