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0300 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 300 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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Hühner und noch lieber Honig und entwischt im Morgengrau mit heiserem Geschrei; es ist bei seiner Behendigkeit namentlich auf Bäumen trotz seiner erstaunlich dicken und brandroten, halbmeterlangen Rute nur schlecht er-

kennbar.

Doch ich bin von meinen Festen in Kin tschuan weit abgeschweift. Die

gemeinschaftlichen Feste nur eines Geschlechtes , wie z. B. diese Jagden, werden „tapinghu" (jedenfalls ein ursprünglich chinesisches Wort) genannt. Auch die unverheirateten Frauen und Mädchen feiern im Herbste und Winter oft vier bis fünf Tage währende Tapinghu, während deren sie für sich leben und zusammen wohnen, zusammen nähen und singen. Zumal an diesen Festtagen tragen die Frauen eine Kleidung, die von der Mode der benachbarten Tibeter stark abweicht. Außer Jacken (sdagpak), die sich im Schnitt und mit ihren Knöpfen an die Kleidung der Chinesinnen anlehnen, ziehen sie einen Faltenrock mit vielen nach unten aufspringenden vertikalen Falten an, der an einem Leibchen hängt und wie ein Tuch um die Hüften geschlungen und durch einen breiten Gürtel zusammengehalten wird. Dieser Rock (sdesbe deweï) ist in der Regel aus dunkler Schafwolle und entspricht dem Plissérock der Lolo-Frauen. Dieses Kleidungsstück kennt aber auch noch die Tu ren-Frau von Hsi ning fu, nur ist es dort mitsamt seinen Vertikalfalten zu einem Rudiment, zu einer Schürze, herabgesunken; ja die Chinesinnen von Kan su sah ich zuzeiten einen Überrest dieses Faltenrocks der Miao tse und Lolo-Völker über ihren Hosen tragen. Jede auf Anstand haltende Kan su-Bäuerin würde sich schämen, wenn sie ohne einen dünnen, schürzenförmigen Faltenrock zu einem Besuch über Land r e i t en müßte. Die Kin tschuan-Frauen haben über diesen Plissérock noch eine quadratische Schürze (dschembe) mit Stickereien und Fransen an, die nicht bis zu den Knien reicht und mich wie eine Reminiszenz an die Schamschürzchen der Südseeinsulanerinnen anmutete. Außerdem tragen sie einen großen Schal (mbak) über die Schultern geschlagen, der vorn am Hals durch eine Agraffe (dambtse) zusammengehalten wird.

Soweit Kin tschuan unter dem Einfluß der gelben Gelugba-Sekte steht, werden während der kalten Jahreszeit stets auch einige Mönche in jede Familie gebeten, um ein gTorma zu machen und damit alle Dämonen (chin. : gui), die sich im Lauf des Jahres im Hause angesammelt haben, hinauszutreiben. Ist der Hausvater begütert, so werden vier Tage lang Gebete gelesen und dann macht man auch die Yidam- und Smonlam-Figuren aus Tsamba-Teig wie Bd. I, Abb. 18, S. 340; vor der Yidam-Figur wird aber immer auch noch ein kleiner Yak-kopf aus Tsamba, ein Überbleibsel des Bönbo-Kultes, aufgestellt.

Hochzeits- und Totengebräuche von Kin tschuan.

Das heiratsfähige Alter beginnt für Mädchen zwischen 18 und 19, für junge Männer mit 20 Jahren. In der Regel wird nur nach Übereinkunft der Eltern geheiratet. Liebesehen fehlen jedoch nicht ganz, und daß ein Mädchen mit einem Liebhaber durchbrennt, kommt manchmal in den besten Familien vor. Normalerweise aber macht auf den Wunsch der Eltern eines Sohnes irgend ein Onkel (ngascho) den Fürsprecher in der Familie, aus der man eine der Töchter haben möchte. Sind auch die Eltern des Mädchens sogleich mit dem Angebot einverstanden, so macht man dem Ngascho sein Amt doch nie leicht. Es gehört zum guten Ton, sich das Jawort mühsam „herausziehen" zu lassen. Der Ngascho muß deshalb den Weg mehrfach machen und stundenlang reden, bis er zum Ziele gelangt. Hat er endlich das Jawort, so schenkt die Familie des Mannes nach einer von der Familie der Braut bestimmten Frist das „tschiagu", die

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