National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0091 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 91 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000264
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

Rehhufe und hinten links litt es an Spat. Die letztere Krankheit kommt übrigens recht selten in Tibet vor.

Von dem langgestreckten Becken, in dem der flache Salzsumpf des Serkhe nor in einer Meereshöhe von 2950 m sich breit macht, ging es unmerklich flach ansteigend auf eine breite Talmündung los und zum Dulan-Flüßchen, das von Nordosten hereinkommt. Weiter im Norden wie im Süden hoben sich hohe, aber ganz kahle, gelbe Felsgebirge aus der fahlfarbenen Steppenfläche. Die Landschaft machte keinen freundlichen Eindruck. Alles war trocken und dürr. Überall waren die Täler von Schuttmassen erfüllt, auf denen große Büsche einer harten Grasart (Cobresia) wuchsen, die kaum die Kamele anrühren mochten.

Etwa 6 km links von meinem Wege hob sich aus der flachen Ebene ein Baum und ein hofartiges Bauwerk heraus. Es war das frühere Kloster und Wohnhaus des Kukut Beili, das seit 1896 verlassen ist. Fliehende Dunganen hatten es nach der Niederwerfung des Aufstandes um Hsi Hing fu geplündert und niedergebrannt. Einige Kilometer rechts von uns lag, wie ein Würfel aus der Ebene herausschauend, ein altes chinesisches Fort und ein Exerzier- und Paradeplatz dabei, der auch seit jener Zeit verlassen und tot daliegt.

Als diese beiden Bauwerke uns zu Augen kamen, wurden alte Erinnerungen bei meinen Leuten wach. Mein Ma aus Bamba war unter den Mohammedanern gewesen, die die Häuser des Kukut Beili angezündet hatten, Sung aus Kue de aber war unter den die fliehenden Mohammedaner verfolgenden chinesischen Soldaten und hatte einen vollen Monat lang mit dem chinesischen Generalissimus Yen in dem alten Fort gelegen.

Als damals, im Januar 1896, nach Hsi Hing fu nur erst das Gerücht durchgedrungen war, daß General Tung fu hsiang aus dem Japanisch-Chinesischen Krieg von der Mandschurei aus mit seinen gefürchteten Bataillonen in Eilmärschen nach Kan su rücke, um die Rebellion der Mohammedaner zu unterdrücken, flaute diese rasch ab. Die Kan su- Generale vermochten noch vor dem Eintreffen Tung fu hsiang's das während viereinhalb Monaten belagerte Hsi ning fu ohne weiteren Schwertstreich zu entsetzen und sogar einen großen Teil der Dunganen mit ihren Führern zusammen in Doba einzuschließen, in einer Feste, die unterhalb Bamba, wenig nördlich der Straße Hsi ning—Dankar, liegt. Mein Diener Han war damals unter den in Doba Eingeschlossenen gewesen. Nach wochenlangen Kämpfen und Stürmen verzweifelten sie schließlich am Erfolg ihrer Sache. Unter dem Feuer der modernen Feldgeschütze, welche die Chinesen auf die Lehmburg gerichtet hatten, schmolz der islamitische Fatalismus und Fanatismus der Dunganen dahin. Sie baten die Sieger um Gnade, und als die Chinesen den Kopf des Haupträdelsführers verlangten, entstand Zwietracht unter den Mohammedanern, und es kam so weit, daß mein Han und einige andere dem Dunganenführer, der nicht an Unterwerfung denken wollte, in seinem eigenen Hause den Kopf abschlugen, das noch bluttriefende Haupt in einen Sack packten und es den Belagerern von der Mauer herab zuwarfen.

Damit war aber nur erst die Möglichkeit geschaffen, daß sich die Chinesen überhaupt auf Verhandlungen einließen. Mein Han sagte, auch sie hätten nie daran gedacht, daß die Chinesen ihr Wort halten und sich mit dem Kopf des Führers begnügen könnten. Die Chinesen verlangten j etzt, achthundert Männer sollten von den Dunganen selbst ausgesucht und zur Enthauptung ausgeliefert

5 II.

65