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0379 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 379 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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oder ein mit roten Korallen eingelegter Bronzering angebunden, und die beiderseitigen Ringe werden durch ein Tuch verbunden, das bei Reichen mit Messingschalen und Korallen besetzt ist (s. Abb. 15). Das Scheitelhaar aber wird zu einem dicken Maschengitter verflochten und auf ein 10 cm breites Lederstück aufgezogen , das in der Mitte des Rückens herabläuft und unten mit vielen Messingknöpfchen verziert wird.

Um Mittag tauchte auf der linken Wong tschü-Seite das große GelugbaKloster Gaser gomba auf, von Chinesen auch schlechthin Gawo se oder Gomba se genannt (Tafel LXVIII). Es ist das Hauptkloster der Gegend und soll zwei Huo fo ye sein eigen nennen, die aber beide zurzeit „im Wechseln" begriffen, wie ich hörte, erst anderthalb Jahre zuvor „gestorben und noch nicht wieder gefunden waren". Die Baulichkeiten des Klosters wie auch eine große Zahl Laienhöfe stachen schon von ferne durch ihre Sauberkeit und die Frische der farbigen Bemalung in die Augen, sehr viele Laienhäuser waren im Bau : es waren die Folgen eines Krieges, der zwei Jahre zuvor hier gewütet hatte und in dessen Verlauf Kloster und Dorf verbrannt worden waren. Die schwere Kriegszeit war jedoch bereits vergessen. Die in der Mehrzahl einstockigen Lehmhäuser waren rasch wieder hergestellt und die Bauern auf den Brachfeldern sangen lustige Weisen hinter ihren Pflügen, vor denen stramme Yakbastarde im chinesischen Nackenjoch schnaubten. Auf einer Wiese vor dem Kloster belustigte sich die Akkajugend mit einem großen Lederball, den sie mit dem Fuß stießen und mit dem Kopf wieder auffingen. Viele Vollbärte, aber auch bereits viele Kröpfe wurden getragen und die Gesichter kamen mir breiter als bei sonstigen Tibetern vor. Die Bewohner wollen aber rein Tibetisch sein, Chinesen oder Mohammedaner werden nur als Händler geduldet. Beim Kloster an der Straße traf ich ein umwalltes Lager, in dem sich hundert Reiter anschickten, das Tal hinaufzuziehen. Es war ein Etappenlager, die Reiter gehörten zum Hsie tai bei Kosaniba und hatten ihm seine Anmarsch- und Rückzugsstraße zu decken. Unterhalb des Klosters verließ die Straße den bequemen Tallauf; die Waldberge wurden noch einmal in einem 3360 m hohen Passe überstiegen. Man betrat dann ein enges Waldtal, das erst am späten Nachmittag endigte, als ein großer Fluß mit klaren, grünen Wogen quer vor uns über den Weg glitt. Zwischen kühn aufstrebenden Wänden wand sich vor mir der Tao ho, der tibetische Lö tschü, durch die Berge. Ich war inzwischen auf 2700 m hinabgestiegen. 90 und 100 m ist der Fluß hier um die Herbstzeit breit, bei im Mittel 2,10 m Tiefe und 1,7 m Geschwindigkeit. Nach den Ufermarken zu schließen, beträgt die Wassermasse im Sommer schier das Doppelte. Es war aber hier in Kan su schon seit Wochen trockenes Wetter eingetreten. Auch dieser Fluß folgt, wie der Han kiang im Tsin ling- Gebirge, wie der Dre tschü in K`am, dem Verlauf der dünnbankigen vertikalen Schieferschichten; er hat sich ein so eng gewundenes Bett in sie gegraben, daß er auf-und abwärts nur auf wenige hundert Meter sichtbar ist; als wolle er wie ein Junge Versteck spielen, schlüpft er gleich wieder hinter hohe Kulissenwände, die gar nicht ahnen lassen, in welcher Richtung das Tal weiterläuft.

Man setzt bei Putanga, einem Tibeterflecken mit wenigen Familien Chinesen, über den Tao ho. Ein kistenförmiges Fahrzeug ist dort an ein über den Fluß gespanntes Tau gebunden. Auf dem jenseitigen, dem linken, Ufer fällt sofort eine große Menge Löß vermischt mit Steinschutt in die Augen, und zum ersten Male seit dem Verlassen von Hsi fling fu bekam ich hier wieder einen Karren zu

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