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Meine Tibetreise : vol.2 |
oblag und der dem Dao tai von Ya tschou fu angegliedert worden war 1). End-
lich fand ich hier einen wichtigen Likin-Mandarin, der namentlich allen aus
dem Unterland eingeführten Tee vor dem Betreten der Stadt besteuerte. Neben
diesen großen Chinesen hat noch der Ming tscheng Tu se, tibet. : Dyala (Dschagla)
dyalbo (geschrieb.: 1Dschagsla rgyalbo), ein Wörtchen in die Verwaltung drein-
zureden, aber freilich nur noch in rein tibetischen Dingen.
Der Ort Ta tsien lu heißt im Tibetischen Dar rtse ndo = Mündung des Dar,
und hieraus scheint die heutige chinesische Bezeichnung Ta tsien lu verballhornt
zu sein. Die Chinesen von heute lassen zwar diese Erklärung nicht gelten.
Nach den einen bezeichnet der Name eine „Pfeilesse" und soll mit der Be-
deutung des Ortes als altem Waffenplatz zusammenhängen; nach den anderen
rührt der Name daher, daß man hier einst einen Pfeil gefunden hat, den einer
der Grenzkommissare abgeschossen haben wollte. Es ist die Geschichte der
Ochsenhaut der Dido, ins Chinesische übertragen. Die Parteien sollen am Ende
langer Grenzstreitigkeiten übereingekommen sein, daß die chinesische Grenze
so weit reiche, als ein Pfeil fliege. Die Chinesen schnellten einen Pfeil los und
nach langem Suchen fand sich dieser Pfeil Tagereisen weit im Innern des tibeti-
schen Gebietes an der Stelle des heutigen Ta tsien lu. Von den chinesischen
Soldaten im tibetischen Innern wurde die Stadt Lu tsch`eng genannt.
Streng genommen besteht die Stadt nur aus zwei schmalen Straßen, die sich
zu beiden Seiten des ziemlich wasserreichen Flüßchens hinziehen, das Dar tschii
heißen soll (die wenigsten Bewohner wissen natürlich einen Namen für das
Wasser anzugeben). Drei Brücken verbinden die beiden Talseiten. Die Be-
amten, die Offiziere und der König wohnen auf dem linken Ufer in breitspurigen
Ya men, die in chinesischer Art gebaut sind. Die Mehrzahl der Kaufbuden
und die großen tibetischen Godowns oder „Go tschwan" liegen vornehmlich
auf dem rechten Ufer. Ta tsien lu ist heute eine der wenigen Städte im Reich
der Mitte, die keine Stadtmauer besitzt. Dazu scheint sie zu spät (1697) ins
Reich eingegliedert worden zu sein. Gleich hinter den Häusern steigen die
Talwände steil auf, so daß die Einwohner es nur für nötig fanden, an den drei
Talausgängen drei Tore zu bauen 2).
Innerhalb und außerhalb der Stadt zählt man acht Klöster mit zusammen
500 tibetischen Mönchen. Das schönste Kloster ist am chinesischen Paradefeld
auf dem linken Flußufer vor dem Südtor gelegen, unter dem Namen „Dordyi
dschak" bekannt und hat 150 Priester. Es gehört wie die Königsfamilie zur
Nima- oder roten Sekte. Neben ihm sind 25-27 ° heiße Quellen, die schöne
Sinterterrassen gebildet haben. Als zweitgrößtes Kloster fand ich eine Gelugba-
Lamaserei mit rund 100 Insassen. Sie liegt innerhalb der Stadt und gleichfalls
auf dem linken Ufer. Ein Saskya-Kloster mit 40-50 Priestern findet sich im
Norden ; der Rest sind kleine, meist Gelugba-Priesterhospize. Alle beziehen
regelmäßige Einkünfte aus Grundbesitz, wie mir überhaupt in ganz Tibet ohne
Grundeigentum kein Kloster bestehen zu können scheint. Vor allem nennt
das Nima dordyi dschak-Kloster große königliche Stiftungen und ausgedehnte
Der Kaiserliche Hof in Peking sandte jährlich allein 40 000 Tael durch den Kün leang fu an die Klöster Tibets als Bezahlung für das Rezitieren von Gebeten.
1408 unter dem dritten Kaiser der Ming-Dynastie hatten sich allerdings die Fürsten der Stadt auch schon unter die Chinesen beugen müssen. Das Land hieß früher
West- Yü tung und Ning yüan tsch`ün.
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