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0231 Meine Tibetreise : vol.2
Meine Tibetreise : vol.2 / Page 231 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000264
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und holen in den näher bei China liegenden Grenzländern ihren Bedarf an Zerealien. Diese Reisen werden zumeist im Spätherbst ausgeführt.

Der Transport von Massengütern auf der großen Straße von Gantse nach Ta tsien lu ist sehr teuer. Eine Teelast, die in Ta tsien lu 1907 30 Rupien wert war, kostete en gros in Gantse bereits 39-40 Rupien 1). Außer Tee, einigen Luxusartikeln, wie Seide, Porzellanschalen und dergleichen, und etwas Reis kommt deshalb wenig herauf. Einzelne Sehen si-Händler bringen von Tao tschou in Kan su und durchs ngGolokh-Land ihre Waren nach Gantse, darunter Eisenwaren, Pflugscharen, Kochkessel u. dgl. Auch Roheisen soll auf diesem Wege aus Schan si hierher gelangen. In Hor, Dergi und im Yü schu gibt es nirgends Eisenhütten.

Das Land Hor, einstmals und lange Zeit in einer Hand vereinigt, ist heute von Grafen oder Herzögen — oder wie man sie im Vergleich mit alten deutschen Verhältnissen nennen will — beherrscht. Man spricht von „Hor ka nga schok", dem Land der fünf Hor- Geschlechter, denn ungefähr fünf Adelsfamilien schalten und walten in dieser Gegend als angestammte und erbliche Herren. Das Oberhaupt jeder Familie führt den tibetischen Titel „Deba" oder „Denggu" (sde hgo?) und wird von den Chinesen Tu se (eingeborener Fürst und

ae      Beamter) genannt. Beni (Berin) Tu se, Tsa Tu se, Tunggo Tu se, Kungsar und
Mazar Tu se, Tschuwo und Tschanggu Tu se sind ihre Namen. Die Gebiete,

it      welche die einzelnen beherrschen, bilden aber meist keinen zusammenhängenden
Besitz, sondern diese und jene Gemarkung, dies und jenes Gut, Kloster oder Dorf gehört immer dem einen oder anderen Adelsgeschlecht, hat ihm Kriegsdienste zu leisten und Steuern und namentlich Fronen zu entrichten. Der Beni Tu se hat seinen Sitz — wie schon erwähnt — zu oberst im Horba-Dsa tschüTale. Er ist der kleinste und schwächste zurzeit mit etwa 600 und einigen Familien als Volk. Noch nicht 1000 Familien besitzt der Tsa Tu se, der nördlich des Beri und nördlich des Dsa tschü sein Volk wohnen hat. Die bedeutendsten Adelsgeschlechter sind die der Kungsar und der Mazar. Ihre Hauptmacht liegt im Hor Gantse-Becken, während Tunggo, Tschuwo und Tschanggu zum überwiegenden Teile im Da tschü-Tale liegen. Die Kungsar und die Mazar sind einmal vereint, sehr oft aber mit einander verfeindet. Als sie 1755 einen großen Streit mit einander angefangen hatten, in den alle Nachbarstaaten wegen ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen hineingezogen worden waren, wurde die chinesische Garnison in Hor Gantse eingerichtet. Die Fürsten von Dergi, von Ober- und Mittel-Tschantui, von rGechitsa und Ming tscheng hatten für Kungsar, die großen Dyalbo von Rardan und Tschoskiab hatten für Mazar Partei ergriffen, ganz Osttibet war dadurch in zwei feindliche Lager gespalten und hatte sich bereits großen Schaden zugefügt , als es einem chinesischen Offizier gestützt auf ein kleines Truppenaufgebot gelang, die Parteien in Gantse zu einem Friedensvertrag zu bewegen, der beschworen wurde, in dem die Schwörenden sich Bände des Kandyur auf den Kopf legten. Als Schutzwache des rings von Feinden umgebenen Mazar Tu se nistete sich damals die chinesische Garnison in Gantse ein 2).

  1. Der Transport von Ta tsien tu bis Tai ling 2 Rupien, Tai ling—Dawo 2 Rupien, Dawo—Tschanggu 2 Rupien , Tschanggu— Gantse 2 Rupien , Gantse—Rungbatsun 2 Rupien; dazu kommen noch Trinkgelder im Wert von nochmals 2 Rupien.

  2. Das Horba-Land ist 1636 durch die Eroberungszüge des Mongolen Guschri Khan zur Gelugba-Sekte bekehrt worden. Lange Zeit wehrte sich hier der alte Adel gegen

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