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0055 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 55 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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stark betrieben. Da die Wege hier schon schlecht sind, so sind nur wenige Teljegen im Dorfe vorhanden. Männer und Frauen sind geschickte Reiter. Man spannte sechs Pferde an meinen kleinen Tarantass und lud mein Gepäck auf zwei mit drei Pferden bespannte Teljegen, da, wie man mir sagte, der Weg Schwierigkeiten biete und die nächste Station 45 Werst entfernt sei. Ungefähr zwei Werst ging der Weg immer bergauf, ohne dass der Charakter der Landschaft sich wesentlich geändert hätte; jetzt aber veränderte sich die Natur wie mit einem Zauberschlage, als wir zur Sarassa hinabstiegen. Nackte, dunkle Felsmassen ,` die zum Theil mit gelben, grünen und rothen Moosen bewachsen sind, fallen senkrecht zum Flusse herab und wechseln in bunter Reihenfolge mit dicht belaubten Bergkuppen, deren Bewaldung sich vom Kamme аis gleichsam in Strahlen in den Vertiefungen der Bergwände entlang zieht. Im Thale wendet sich der Fluss abwechselnd durch dichtes Weidengestrüpp und herrliche, mit buntem Blumenflor bedeckte Wiesengründe und bricht sich zwischen mächtigen Steinmassen brausend und schäumend Bahn. Als wir im Thale etwa 25 Werst zurückgelegt hatten, wurde es dunkel und der Jamschtschik erklärte , der Weg sei von hier ab schlecht und in der Nacht unpassirbar. Wir übernachteten daher im Tarantass bei einem Bienengarten. Es wurde bitter kalt und fing heftig an zu regnen, so dass die Nacht nicht die angenehmste zu werden versprach; dabei mussten wir uns mit einem Stück Schwarzbrot begnügen, das der Jamschtschik mitgenommen hatte. Trotz alledem schliefen wir, in unsere Filzdecken gewickelt, ganz erträglich. Bei Sonnenaufgang brachen wir wieder auf. Der Weg verliess jetzt das Thal der Sarassa und führte an dem rechten Nebenflusse desselben, der Kamara, aufwärts. Die Ufer der Kamara sind nur zum Theil felsig, zum grössten Theile aber sind sie mit dichtem Lärchenwald bedeckt. Der Boden war vom Regen so aufgeweicht, dass die Räder unseres Wagens tief einschnitten, und so uneben, dass der Wagen bald rechts, bald links abglitt; trotzdem legte sich derselbe nur einmal und zwar ganz sanft auf die Seite, so dass wir sammt dem Gepäck in das nasse Gras fielen. Je weiter wir kamen, desto schräger und schlüpfriger wurde der Weg, und der Wagen musste oft lange Strecken durch die Schultern mehrerer Männer gestützt werden, sonst wäre er sicher in die Tiefe gestürzt. Dabei musste ich natürlich immer mithelfen, weil der Jamschtschik die