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0325 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 325 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Flinten. Neue Flinten werden fast nie gearbeitet, da die Herstellung des Laufes bei den unzureichenden Hilfsmitteln der altajischen Schmiede nur wenigen ausgezeichneten Meistern gelingt. Gewöhnlich kaufen die altajischen Schmiede bei den russischen Kaufleuten alte Soldaten-Gewehre, schlagen von diesen die Kammern ab und schmieden neue von konischer Form daran. Dieses Anschmieden erfordert eine besondere Geschicklichkeit, da es ohne Bindemittel geschehen soll. Der Schmied legt den Lauf und die Kammer so, dass der feine zum Glühen angefachte Streifen sowohl das Ende des Laufes wie auch das der Kammer zum Weissglühen erhitzt, und schlägt, sobald der Schmelzpunkt eintritt, die beiden Eisenstücke mit einem kräftigen Hammerschlage zusammen.

Während man die Männer in der Jurte stets faulenzen sieht und sich wundert, wie sie es aushalten können, so ohne jede Beschäftigung ihr Leben zu verbringen , sind die Frauen im Hause einer rastlosen Thätigkeit hingegeben. Auf ihnen ruhen alle häuslichen Sorgen, die Pflege der Kinder, die Herstellung der Speisen und Mundvorräthe, die Kleidung der Familie, die Verfertigung aller Hausgeräthe aus Leder, der geringe Ackerbau, die Besorgung des Viehes, ja sogar die Anschaffung der nöthigen Brennmaterialien. Als Dienstboten vermiethen sich jedoch nur weibliche Personen, meist junge Mädchen, während es sogar ein fast vor Hunger sterbender Mann für eine Sсhаndе hält, seine Freiheit aufzugeben ; er treibt sich halb nackt in den benachbarten Jurten umher und denkt nicht daran, seine Lage durch Fleiss und eigene Arbeit zu verbessern.

Früh vor Sonnenaufgang, wenn noch die QIänner im süssen Schlafe liegen, erheben sich alle weiblichen Bewohner, Hausfrau, weibliche Verwandte, die noch nicht ein gewisses Alter überschritten, die Töchter, welche älter als zwölf Jahre sind und die weiblichen Dienstboten; sie verlassen zum Theil mit Eimern die Jurten und melken die rund um die Jurte lagernden Kühe, Schafe und Ziegen. Andere tränken das Jungvieh und eine oder zwei beschaffen das nöthige Brennmaterial und besorgen die ersten Vorbereitungen für die Küche. Nach einer Stunde werden die Eimer voll Milch zur Jurte gebracht. Dort ist das Feuer unter dem Kessel schon angezündet; der Milchvorrath wird abgekocht und in grosse Lederschläuche gegossen. Jetzt wird der Kessel sogleich an das Feuer gestellt und das Frühmahl bereitet. In reichen Häusern besteht dieses aus Ziegel-Thee, in