National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0369 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 369 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 335

Seit einigen Jahren hat die Erblichkeit der Saisane (deren es früher vier gab , von denen einer die Atsch Keschtim, drei aber die Telenget verwalteteten) aufgehört. Man hat die Verwaltung jetzt officiell Starsсhina (Aelteste) genannten Personen übertragen, die vorn Volke auf drei Jahre gewählt werden. Die Abgaben werden jetzt in Geld gezahlt. Selbst mit dieser Einrichtung sind die Teleuten nicht zufrieden ; obgleich hier wenig Wild ist und sie die Felle für theures Geld kaufen mussten, so lobten sie doch die alte Art des Abgabenzahlens. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitsthier, das Product seiner geschichtlichen Entwickelung.

Ganz besondere Angst haben die Teleuten vor der Taufe. Sie fragten mich voller Besorgniss, ob es wahr sei, dass der Zar befohlen habe , dass alle seine Unterthanen sich taufen lassen müssten und dass man in Folge dessen Kosaken zu ihnen schicken würde, die sie zur Taufe zwingen sollten. Ich versicherte ihnen die Unwahrheit dieser Angaben, was sie zu beruhigen schien' Die Verbreitung solcher unsinnigen Gerüchte, die zum Theil von Priestern ausgehen sollen, ist für die Verbreitung des Christenthums in jeder Weise schädlich, da jede Einschüchterung die Leute nur mehr und mehr von den Russen entfernt, so dass sie sich fanatisch krampfhaft an den ihnen von den Vorfahren überlieferten Satzungen festhalten.

Vom Ulus Solkoi begab ich mich zum Ulus Schandy, der mir 12 Werst entfernt ist. Hier quartierte ich mich beim früheren Baschlyk Wassili in einem sehr reinlichen Zimmerchen ein. Das Aeussere und die Lebensweise der Bewohner dieses Ulûs sind ebenso wie die der vorher erwähnten. Mein Wirth zeigte mir die Feiertagskleider seiner Frau, die, wie er mir versichert, ganz nach dem Schnitte der Kleider der Vorfahren gearbeitet sein sollen. Die Goldstickereien an diesen Kleidern sollen ererbt sein. Das Gewand besteht aus einem seidenen, fast bis zu den Knöcheln reichenden Unterkleide mit kurzen Aermeln und mit Goldtressen besetztem Brustlatze und Kragen. Der Brustlatz ist rundum mit Knöpfen besetzt und unter diesen befinden sich sechs Stück von offenbar sehr alter Arbeit. Ueber diesem Unterkleide wird eine bis zum Knie reichende Jacke getragen, die von demselben Seidenzeuge gefertigt ist. Die Aermel des Oberkleides reichen bis zur Handwurzel und sind eng und anschliessend. XVeder an der Jacke noch am Unterkleide sind Falten. Der Kragen der