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0367 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 367 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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faulen beginnt, dann wird ein neues (und zwar im Winterpelz) an neuen Birkenstämmen aufgehängt. Zweimal im Jahre, im Frühling und Herbst, wird hier dem Vater der Erde und des Himmels (Тlgön) ein Opfer gebracht, indem man das Fell mit Milch bespritzt.

Am nächsten Morgen verliess ich das Tatarendorf am Ur und begab mich zu dem 20 Werst entfernten Dorfe Sоlkoi.

Solkoi ist ein grosses und reiches Dorf; es besteht aus 60 Holzhäusern und 5-6 Hiitten aus Flechtwerk. Da mich das Ungeziefer in meinem Quartiere am Ur so schrecklich gequält hatte und schönes, warmes Wetter war, liess ich mein Zelt auf der Strasse aufschlagen, obgleich die Häuser von aussen recht reinlich aussahen. In Solkoi wohnen zur HLilfte Atsch Käschtim, zur Hälfte Telenget. Getaufte Tataren sind auch hier sehr wenige. Die hiesigen Tataren beschäftigen sich ebenso wie die Tataren am Ur mit Ackerbau und Viehzucht. In Solkoi wohnen ein Baschlyk und zwei Schamanen. Die beiden letzteren waren aber so betrunken, dass ich mich ihnen nicht zu nähern vermochte. Ich hielt mich in Solkoi fast zwei Tage auf und notirte viele Gesänge und Sagen.

Die Tracht der Teleuten von Solkoi ist ganz dieselbe wie der vom Ur. Man erzählte mir aber, ihre Voreltern hätten eine eigenthümliche Tracht getragen und sie besässen noch einige dieser alterthiimlichen Kleidungsstücke. Man zeigte mir 1) eine л[ innermiitze, 2) eine Frauenmütze, 3) Ohrringe aus Silber, 4) Bogen und Pfeile, 5) eine Zobelmütze, die von ihren Voreltern herstammten. Die ersten beiden Mützen waren aus schwarzem Tuch und mit schwarzem Lammfell gefuttert. Die Männermiitze war eine, russisch „Malakai" genannte, spitze Mütze mit Ohrenklappen, in der Form der der kirgisischen Tumak ähnlich. Die Zobelmütze (Kisch pörök) war aus rothem Tuch, mit Goldtressen besetzt und mit Zobel verbrämt. Dergleichen Mützen werden noch heutzutage an Feiertagen von reichen Frauen getragen. Der Bogen bestand aus vier Schichten: eine Schicht Horn, dann eine Schicht Holz, darauf eine Schicht aus Sehnen und zu oberst eine Schicht Birkenrinde. Die Pfeile waren mit eisernen Spitzen verschiedener Form und Grösse versehen. Die Ohrringe waren ziemlich gross, von Silber recht fein gearbeitet; alle reicheren Leute besitzen dergleichen Schmuck von ihren Voreltern und die Frauen tragen denselben noch bis jetzt.