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0385 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 385 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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so wird hier nur Gerste gebaut, die in flachen Kesseln geröstet und dann zerstossen und zermahlen wird. Zur Bearbeitung des Landes bedienen sie sich der Hacken (abyl, ôl), Pflüge kennen sie nicht. Das reife Getreide schneiden sie mit einer Art von Sicheln oder Messern ab.

Alle hier wohnenden Tataren sind ungetauft, behaupten aber, keine Schamanen zu haben. Der Begriff von Religion ist bei ihnen sehr schwach entwickelt. Was ich von religiösen Gebräuchen gesehen habe, ist, dass sie am Morgen, nachdem sie sich vom Lager erhoben haben, sich gegen Osten verneigen und Gеbetworte murmeln.

Ihr mir gegebenes Glaubensbekenntniss war sehr kurz. Im Himmel wohnt Gott Kudai (der bei allen östlichen Tatarenstämmen allgemein verbreitete persische Name Gottes), der die Erde gemacht hat, er heisst Mukoly (eine Verdrehung des Namens Nikolai, der von den Russen der Wunderthäter [Tschudotworez] genannt wird), aber unter der Erde ist der Böge, der heisst Aina. „Wenn der Mensch gestorben ist, verzehrt der Aina seine Seele. "

Weiter aufwärts am Mrass besuchte ich noch die Dörfer: Usunarga, Karga, Ak Kaja und dann das auf der Höhe der Uferberge liegende Kysyl-Kaja. Karga ist ein ziemlich bedeutendes Dorf; es besteht wohl aus 40 Hütten. Der Baschlyk des Dorfes ist der Einzige, der ausser seiner Hütte ein kleines Haus als Winterwohnung besitzt. Die Einwohner von Karga sollen die reichsten Tataren der ganzen Umgegend sein, da die schönen Wiesen- und Weideplätze, die hier rundherum liegen, ihnen gestatten, verhältnismässig viel Vieh zu halten. Auch hier fragte ich vergebens nach einem Schamanen, man erzählte mir, früher habe hier ein Schaman gelebt, derselbe sei aber vor einigen Jahren gestorben, jetzt kämen sie auch ohne solchen durch.

Von Karga an ist das Mrass-Ufer dichter bevölkert, überall sieht man vereinzelte Hütten stehen.

In Ak-Kaja wechselte ich nur die Pferde und machte erst wieder in Kysyl Kaja (rother Felsen) Station. Die Hütten von Куsyl Kaja sind wie die von Tschelei eingerichtet und wie jene leicht aus Brettern und Birkenrinde aufgeführt. Diese unansehnlichen kleinen Hütten, wohl 15 an der Zahl, liegen fast auf der Höhe der Mrassschen Uferberge. Die Hütten sind im Inneren fast leer, denn die hiesigen Tataren pflegen nicht mehr als die