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0457 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 457 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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und treibt so beritten, mit einem langen Stocke bewaffnet, seine Heerde auf die Weide. Man kann an dem Reitthiere des Hirten stets erkennen, ob die Schaf heerde einem Kirgisen oder einem tatarischen Kaufmanne gehört, da die Hirten der Tataren stets auf Pferden, die der Kirgisen stets auf Ochsen reiten. , Sommer wie Winter werden die Schafe auf die Weide getrieben und, wie ich schon gesagt habe, stets in grösseren Heerden. Im Allgemeinen kommen in dem nördlichen Theile der Steppe stets auf 100 Schafe zwei Widder. Die Zahl der letzteren ist deshalb so gering, weil hier die Schafe nur zu einer Jahreszeit gebären dürfen und zwar im Frühlinge, da bei dem Mangel an Wintеrställen die im Herbste geborenen Lämmer im Winter umkommen würden. Die wenigen zufällig im Herbste geborenen Lämmer werden in den Jurten gehalten. Um die Herbstgeburten zu verhindern, wird ein Stück Filz am Leibe des Widders so befestigt, dass es senkrecht herabhängt, und diesen Zierath tragen dieselben während mehrerer Monate. In der Südsteppe, z. B. im Ili Thale oder Schu, können die spät geborenen Lämmer leicht überwintern, deshalb hält man dort auf 100 Schafe meist vier Widder.

Die Schafe, die im Frühling geworfen haben, bleiben mit den Lämmern einige Tage bei der Jurte. Später werden die Mutterschafe mit der Heerde fortgetrieben und nur die Lämmer bei der Jurte gelassen. Erst nach einigen Wochen werden aus den Lämmern eigene Heerden gebildet, die abgesondert von den Mutterschafen auf die Weide getrieben werden. Grosse Schafheerden werden im Winter in drei Abtheilungen gehütet : die Mutterschafe, die Hammel und die Lämmer, jede gesondert für sich. Früh am Morgen werden die Schafheerden von der Jurte fortgetrieben, um die Mittagszeit kehren sie zu derselben zurück, Nachmittags werden sie wieder zur Steppe getrieben und dann kehren sie erst gegen Abend heim. Des Nachts verbleiben die Schafheerden in der Nähe der Jurten. Es befinden sich bei den Jurten zwischen in die Erde gesteckten Stäben ausgespannte Seile (kögön), an denen viele kleine Stricke befestigt sind. An diese Stricke, die etwa 1/2 Arschin von einander entfernt sind, werden die Mutterschafe über Kreuz angekoppelt, so dass die Köpfe über das Querseil zu liegen kommen. Das erste Schaf ist rechts vom Querseil angebunden, das zweite links, das dritte wieder rechts u. s. w. Für die Lämmer sind bei kleineren Heerden