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0355 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 355 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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man sein Gaukelspiel getrieben. Nachdem derselbe den Zauberkreis um die Jurte gezogen, sei er eingetreten, aber sogleich, wie von unsichtbarer Gewalt getrieben, wieder aus der • Jurte herausgesprungen. Draussen sei er in eine Art von Verzückung gerathen und habe ununterbrochen geschrieen: „In der Jurte liegt ein fremder Mann, • auf dessen Brust liegt eine feurige Kohle, die hat mich verbrannt." Der Erzähler aber habe ein Heiligenbild, das ihm Pater Makarii gegeben, auf der Brust getragen. Darauf habe ihn der Wirth gebeten, in einer nicht weit entfernten Jurte zu übernachten. Erst nachdem er die Jurte verlassen, sei es dem Schamanen gelungen, seine Zauberformel zu vollenden.

Die Einwohner von Ulalu sind meist wohlhabend und beschäftigen sich entweder mit Ackerbau oder mit dem Handel.

2. Die Station Muitu, etwa 130 Werst von Biisk, links von der Katunja, an der Mündung des Flusses Muitu . in den Sebä gelegen. Diese Station ist seit dem Jahre 1845 gegründet. Schon im Jahre 1834 hatten sich einige von Pater Makarii getaufte altajische Familien, da sie ihres bedeutenden Viehstandes wegen sich nicht bei einem christlichen Dorfe niederlassen konnten, am Muitu angesiedelt und verbrachten hier den Winter, wo ausser ihnen etwa acht teleutische Familien wohnten. Diese lebten damals schon in Balkenjurten und wurden bald in angesiedelte Eingeborene umgewandelt. (Der Unterschied zwischen angesiedelten und nomadisirenden Eingeborenen, wie sie officiel! heissen, liegt in der Abgaben-Zahlung ; erstere zahlen eine Art Kopfsteuer, letztere stammweise eine gewisse Menge Pelzwerk). Schon im Jahre 1835 wurden diese Teleuten von Pater Makarii getauft. Im Jahre 1839 wurde hier bereits ein Bethaus errichtet. Im Jahre 1845 wurde der Mönch Akakii hier stationirt und eine Kirche errichtet.

Ich habe diese Mission mehrmals besucht, es möge aber genügen, wenn ich die Beschreibung derselben aus meinem Tage-buche des Jahres 1860 hier anführe.

Die Mission am Muitu bildet ein ganz ansehnliches Dorf von mehr als 60 Gehöften. Die Häuser sind nach russischer Art gebaut, nur kleiner, auch finden sich viele Hütten mit flachem Dache. Die Bevölkerung besteht zur Hälfte aus Teleuten, die von Norden eingewandert sind, und zur Hälfte aus Altajern. Es lässt sich nicht leugnen, dass die Civilisation zugleich mit dem Christenthume hier Eingang gefunden hat, denn die Nomaden sind in festwohnende Ackerbauer umgewandelt und leben ge-

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