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0343 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 343 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Noth und die Bedrückung von Seiten der russischen Kaufleute veranlasst, die die unsaubersten Geschäfte mit den Altajern machen, in denen sie die armen Wilden in jeder Weise übervortheilen, aber sogleich ein allgemeines Geschrei erheben, wenn der Betrogene sich der eisernen Klammer des Gläubigers zu entziehen sucht. Mir ist nur ein Fall von Unehrlichkeit vorgekommen und dies war vielleicht auch mehr Naschhaftigkeit zu nennen. Es wurde mir nämlich in der Jurte des Kupa-Saisan im Jahre 1860 ein Theil meiner Brotvorräthe aus den Säcken entwendet. Sonst ist mir während meines Monate langen Aufenthaltes nie das Geringste, selbst an Essvorräthen, abhanden gekommen. Die Ehrlichkeit der Altajer ist um so auffallender, da die ihnen benachbarten Türkvölker, die Kirgisen und Sojonen, sich durchaus nicht durch Ehrlichkeit auszeichnen, ebensowenig die östlich wohnenden Türböten.

Ein weiterer Charakterzug, der die Altajer vor allen ihren Nachbarn auszeichnet, ist die hohe Achtung, die sie stets , dem Alter erzeigen, und der Gehorsam gegen jede vorgesetzte Behörde. Eine Menge von Sprichwörtern bezeugen, wie tief diese Gefühle in ihnen wurzeln.

Des Alten Worte stecke in den Sack,

Des Angesehenen Rede stecke in die Tasche.

Wer den Herrn geehrt hat, wird ein Herr werden,

Wer den Reichen geehrt hat, wird ein Reicher werden.

Wer mit dem Froste kämpft, büsst sein Ohr ein, Wer mit dem Herrn kämpft, büsst seinen Kopf ein.

Die Kinder wagen nicht den Namen ihrer Eltern auszusprechen, wenigstens nie in ihrer Gegenwart. Einem alten Manne weist man stets den Ehrenplatz an. Die Befehle der eigenen und russischen Behörde vollführt man auf das Pünktlichste und ohne Murren. So schickte in früherer Zeit nur der Kosak einen Boten mit seinem Säbel voraus und befahl, an den verschiedenen Orten die Pferde für die Beamten bereit zu halten, und nie soll man von einer Widersetzlichkeit gehört haben. Die Befehle der Saisane werden genau befolgt, obgleich man äusserlich ihnen sehr wenig Ehrerbietung darbringt. Alles dieses hängt meiner Ansicht nach mit der Achtung zusammen, die der Schamanen-Bekenner überhaupt vor dem Geschlechte und seinen Vorfahren hat.