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0305 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 305 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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Ausser der schönen Körperform zeichnet sich das altajische Уferd durch Schnelligkeit und Klugheit aus; obgleich es das ganze Jahr hindurch kein anderes Futter als Gras erhält, welches es gezwungen ist, sich selber zu suchen, so ist es dennoch sehr ausdauernd. Es beweist wohl die Schnelligkeit der altajischen Pferde, dass während unserer Reise ein Altajer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang von der Tschuja-Steppe bis zum Uebergang über die Katunja (Kür-ketschü) ritt, eine Strecke, die über 180 Werst beträgt. Glänzend ist diese Leistung, wenn man die Schwierigkeiten dieses Weges in Betracht zieht (den ich in Capitel II ziemlich genau geschildert habe). Bunge hat vollkommen recht, wenn er sagt: „Fast ist es sicherer, sich auf den schwierigen Stellen dem kalmückischen Pferde anzuvertrauen, als den Weg zu Fusse zurückzulegen; denn mit bewundernswerther Vorsicht und daher mit grosser Sicherheit berechnen diese klugen und auf solche Wege geübte Thiere ihre Sprünge, wobei sie oft die Hinterfüsse mit den Vorderfüssen zusammenstellen müssen, um sich auf den engen Felsenflächen halten zu können. Die Anstrengung der Pferde ist bei dem Uebergange über schwierige Felspartieen ausserordentlich gross, am grössten aber für Packpferde, denn nur der Reiter vermag es, durch angemessene Bewegung das Gleichgewicht zu erhalten und dadurch dem Pferde die Schwierigkeit zu erleichtern." Als wir beim Ak Born absteigen wollten, rief unser Begleiter Bitä uns zu: „Bleib nur sitzen, das Pferd hat vier Beine und du nur zwei; wenn's dir schwindlig wird, so sieh auf die Ohren des Pferdes". Ja, man kann sich auf diese Pferde verlassen. Das wildeste Pferd wird .auf steilen Abhängen zahm wie ein Lamm. Sogar der betrunkene Reiter kann sich ruhig seinem Pferde anvertrauen; das habe ich mehrmals beobachtet. Ein mich am Kengi besuchender reicher Altajer war so betrunken, dass er nicht stehen konnte, da führte man sein Pferd heran; zwei Menschen hoben ihn in den Sattel und steckten seine Füsse in die Steigbügel, dann gab man dem Pferde einen Schlag und es lief mit dem Betrunkenen, der nach beiden Seiten hin und her schwankte und jeden Augenblick herunterzustürzen drohte, nach Hause; nach einiger Zeit sahen wir ihn mit dem Pferde auf der Höhe des Bergpfades erscheinen, der Reiter schwankte noch immer, aber das Pferd kletterte vorsichtig an dem Gestein entlang. Dieser Betrunkene kam, wie ich am andern Tage erfuhr, ohne Unfall bei