National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0334 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 334 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000224
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

— 302 —

versammeln sich beim Schlachten eines Thieres nicht nur Anverwandte, sondern von allen Seiten strömen arme Nachbarn herbei und umlagern den Platz. Alle anwesenden Männer suchen irgendwie beim Schlachten, Abziehen und Zerlegen des Thieres. behilflich zu sein. Das Blut wird in Näpfen aufgefangen und wandert zum grössten Theil in die Hütten der armen Nachbarn; ein kleiner Theil wird frisch getrunken. Ebenso suchen die Armen diejenigen Theile der Eingeweide zu erhaschen, welche die Reichen verschmähen. Sie müssen aber um diese Beute mit den Hunden käтрfвп, die von allen Seiten durch den Menschenhaufen zu den Schlachtplätzen dringen, trotzdem die Leute sie mit lauten Zurufen, Knütteln und Steinen aus dem Bereiche des Thieres fortjagen. Ist das Thier geschlachtet und abgehäutet, so wird es zerlegt und das Fleisch in drei Haufen geordnet. Auf den einen Haufen legt man die zum Kochen bestimmten Stücke, das Fleisch der Extremitäten, das in schmale, längliche Streifen geschnitten wird, und die Knochen, an denen rundum etwa ein Zoll dick Fleisch bleibt, dann die Rücken-, Schwanz- und Hals- stücke. Den zweiten Haufen bilden der Kopf, die Extremitäten bis zum Kniegelenke und die Eingeweide. Den dritten Haufen bilden das Bruststück und die Rippen. Wenn die Frauen den Kessel besorgt haben, dann werden die mit Fleisch umgebenen Extremitäten sowie die Rücken- und Schwanzstücke gekocht, die langen Fleischstreifen aber bei der Jurte aufgehängt. Den Kopf, einen Theil der Eingeweide und den unteren Theil der Extremitäten kocht man zum Theil in einem besonderen Kessel für die armen Gäste, zum Theil verschenkt man sie an die hungrigen Familien der Nachbarn, die mit der erlangten Beute schnell davoneilen. Die männlichen Nachbarn aber bleiben am Orte, da ihnen ihr Antheil beim Mahle nicht entgeht. Die Bruststücke, ein Theil der Eingeweide, Fett und Rippen werden auf einigen Satteldecken in die Jurte gebracht und nicht weit vom Ehrenplatze hingelegt. Nun drängen sich die Gäste in die Jurte und ordnen sich streng nach ihrem Range und Ansehen, die armen Schlucker kauern sich bei der Thiire nieder. Während das Wasser kocht, vertheilt der Wirth, ein Ehrengast und die Wirthin die auf den Satteldecken liegenden Stücke an die Anwesenden, aber mit gutem Vorbedacht, denn Jeder erhält, je nach seinem Ansehen ein besseres oder schlechteres Stück. Nun beginnt ein geschäftiges Treiben unter den Gästen. Jeder bereitet sich seinen Braten. Einige rieh-