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0312 Aus Siberien : vol.1
Aus Siberien : vol.1 / Page 312 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000224
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bis im Frühjahre kein Fettanwuchs am Sehwanze weiter zu bemerken ist. Wo grössere Schafherden sind, werden die Schafe auch gemolken.

Das Schaffleisch ist die Hauptnahrung der reichen Altajer, daher werden Schafe nur sehr selten verkauft.

Die altajische Ziege ist ebenso gross wie das Schaf, sie hat einen gestreckten Körper, kleinen Kopf und ziemlich grosse Hörner. Ziegen werden im Altai nur in sehr geringer Zahl gehalten, auch mehr der Haare als der Milch und des Fleisches wegen. Das bessere Ziegenhaar wird zu Filz, das schlechtere zu Stricken verarbeitet.

Als ich im Jahre 1860 den Altai besuchte , gab es noch im eigentlichen Altai, d. h. westlich von der Katunja, recht bedeutende Heerdenbesitzer. So wurde mir damals erzählt, dass der Altajer Toloi am Urussul 6000 Pferde besitze. Die Angabe mag etwas übertrieben gewesen sein, da der Altajer seine reichen Leute nach Tausenden von Pferden schätzt, wie die Europäer ihre reichen Kaufleute nach den Millionen. In der TschujaSteppe gab es damals indessen, wie ich mich selbst überzeugen konnte, sehr bedeutende Heerden. Ich habe selbst die Pferdeheerden des Mangdai Saisan und einer reichen kalmückischen Erbin gesehen, die wohl je einige Tausend betragen konnten. In der Tschuja - und Kurai - Steppe gab es zu dieser Zeit auch Schaf heerden bis zu 3000 Stück. Kameele kommen nur in der Kurai- und Tschuja-Steppe vor und auch da nicht in sehr grossen Heerden. Sаrlike sind an der Tschuja nur vereinzelt anzutreffen.

Als ich aber im Jahre 1870 den Altai besuchte, fand ich eine schreckliche Armuth. Die Kaufleute erzählten mir, dass es jetzt im ganzen Altai, mit Ausnahme der Tschuja-Bewohner, nur noch wenige Leute gäbe, die ihre Pferde und Rinder nach Hunderten zählten ; wer jetzt fünfzig Pferde besitze, gelte schon als reich. Der Altai-Handel bringe ihnen nichts mehr ein, sie müssten jetzt neue Absatzgebiete in der Mongolei suchen. Die bedeutende Abnahme des Viehes konnte ich besonders am Urussul selbst beobachten, an dem ich im Jahre 1860 riesige Viehheer-den gesehen, im Jahre 1870 aber durchaus kein Vieh mehr antraf. Dabei versicherten mich im Jahre 1860 ältere Leute, dass damals der Altai schon arm gewesen sei, denn noch vor wenigen Jahrzehnten, also etwa in den fünfziger Jahren, hätten Leute, die nur 50-100 Pferde besessen, für arm gegolten. Als Grund