hier an einem Orte wohnen, kann man doch schon die zwei Dialectnüancen unterscheiden. Die Sprache der Küsön steht der altajischen viel näher, als die der Kumandinen und Tschalgandy. Auch die Tracht zeichnet die Küsön scharf von ihren Dorfgenossen. Nährend die - Kumandinen , wie ich vorher beschrieben, nur russische Tracht tragen, kleiden sich die Küsön wie die Altajer. Der einzige Unterschied ist, dass sie über den Tschäjimäk meist einen blauen Kaftan mit rothem Kragen tragen. Die Frauentracht ist nicht dieselbe wie bei den Altajern ; ich habe hier nicht einen einzigen Tschägid tk gesehen. Die altajischen Mützen sind hier ebenfalls nicht in der Mode, sondern die Männer tragen Mützen von russischem Schnitt und die Weiber Kopftücher.
Beweist das nicht Alles, dass die Küsön erst in letzter Zeit dem altajischen Einfusse erlegen sind? Es sind eben wiederum die Frauen, die hier wie überall als conservatives Element die neue Kleidung nach altajischem Schnitte nicht angenommen haben, während die Männer mehr zu Neuerungen geneigt sind.
Das Dorf Küsön besteht aus 20 Häusern, von denen die meisten ganz nach russischer Art aus Balken errichtet sind. Die anderen Einwohner leben noch in spitzen Rindenjurten. Die Beschäftigung der hiesigen Anwohner ist Viehzucht, Jagd und Handel. Man bearbeitet das Land mit der Hacke und säet Gerste und Weizen, hält mehr Pferde als Kühe, deren ich sehr wenige beim Dorfe grasen sah; deshalb konnte ich während meines zweitägigen Aufenthaltes keinen Tropfen Milch erlangen. Hier ist der Kultureinfluss der höher stehenden Kumandinen bei der Lebensweise den Schwarzwald-Tataren überall zu bemerken. Der Handel der hiesigen Schwarzwald-Tataren besteht hauptsächlich. darin, russische Waaren zum Tscholyschman und bis an die chinesische Grenze zu den Sojonen zu schaffen. Ein Theil der Einwohner beschäftigt sich mit dem Aufsuchen von wilden Bienenschwärmen, die sie einfangen und an russische Kaufleute verkaufen. Dieser Handel soll sehr vortheilhaft und nicht unbedeutend sein. Die Jagd findet natürlich im Herbste statt. Lebensweise und Nahrung ist fast dieselbe wie bei allen Schwarzwald-Bewohnern.
Küsön ist die südlichste von ungetauften Eingeborenen bewohnte Ansiedelung, die man mit dem Namen Dorf belegen darf. Weiter nach Süden und Südwesten wohnen die Schwarzwald-Tataren vereinzelt, so dass höchstens 3-4 Hütten zusam-
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