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0021 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 21 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Kaschgar nach Khotan.   9

hie und da Fragmente von Lehmterrassen mit horizontaler Schichtung vorkommen. Dann wieder Steppe, gewöhnlich vollkommen eben , stellenweise mit schwachen Undulationen ; sehr sparsam wachsen Wüstenpflanzen auf kleinen Erdkegeln. Akin-lenger ist ein kleines Dorf, auch von einem Gebirgsbach abhängig, dessen Bett jetzt ganz trocken war, so dafs die Einwohner ihren Wasserbedarf von einem Brunnen erhielten.

Bis nach Kosch-lenger breitet sich jetzt eine öde, sterile Ebene aus, und man sieht stundenlang das Stationshaus am Rande des Horizontes. Das Stationshaus Kosch - lenger, auf Jakub Beks Befehl von Nias Hakim Bek von Khotan aufgeführt, besteht aus gebrannten, harten Ziegeln und enthält mehrere gute Zimmer für Reisende und Ställe für die Karawanentiere. Unmittelbar südöstlich vom Stationshause ist ein grofser rektangulärer „köll" oder Reservoir gegraben, wo das Wasser aufgesammelt und aufbewahrt wird ; es war jetzt hart gefroren. An den Ufern sind Weiden gepflanzt. Der Wasservorrat stammt aus einem kleinen Bach , dessen Bett jetzt trocken war ; 30 km aufwärts liegt am Bach das Dorf Bujra-kent, 20 km weiter Gordam, noch 10 km weiter Pischna und wenig höher Kosch-tak und Kilian, wo nur Gerste gedeiht und wo ein chinesischer Wachtposten den Weg zum Kilianpafs bewacht. Der Pafs ist fünf Monate von Schnee geschlossen; der Weg von Kargalik nach Indien geht direkt nach Kilian, ohne Kosch-lenger zu berühren. Der nördliche Abhang des Passes soll sehr schwierig, der südliche verhälthismäfsig bequem sein.

Da der geringe Wasservorrat des Baches von den obenerwähnten Dörfern in Anspruch genommen wird, erhält Kosch-lenger nur dreimal des Jahres Wasserzufuhr , und zwar im Anfang, in der Mitte und am Ende des Sommers; es wird durch eine Holzrinne in das Reservoir hinausgeleitet, wo eine genügende Menge für den ganzen übrigen Teil des Jahres zurückbleibt. Westlich der Station sieht man deutlich das trockene alte Bett des Baches, 80 m breit ; hier strömt Wasser nur, wenn es im Gebirge eine Zeitlang geregnet hat.

Etwa 3 km nordnordöstlich von der Station entfernt steht ein „tim" oder Turm , aus sägis" oder sehr zähem, getrocknetem Lehm aufgeführt, und es gibt dort einen jetzt mit Staub und Sand gefüllten Brunnen ; hier soll ein älterer Weg nach Khotan geführt haben, alles -- Vegetation, Dörfer, Wasser, Wege — wird von der andringenden Wüste immer näher an das Gebirge gepresst. Von Kosch-lenger rechnet man doch anderthalb Tagereisen his zu der eigentlichen Sandwüste; der Übergang ist allmählich: Steppe, harter, steriler Boden und endlich Sanddünen. Die W liste wird hier Djallat-kum oder Adam-öllturgan-kum genannt; der Name Takla-makan ist auch hier wie überall im westlichen Ostturkestan bekannt. Seinen Brennholzbedarf bekommt Kosch -lenger von Bujra, wo 'I'amarisken und Weiden wachsen.

Bei Kosch-lenger ist der Winter sehr streng, die Nächte intensiv kalt wegen der klaren Luft und starken Ausstrahlung, tags ist die Temperatur eben deshalb milde; nur selten wehen schwache östliche oder westliche Winde; die Schneemenge ist unbedeutend und verschwindet nach einem Niederschlag in ein paar Tagen. Ende März fängt aber die windige Jahreszeit an; im Mittel rechnet man 15 Burane vom Frühling bis Herbst. Die Burane kommen nur nachmittags, niemals vormittags oder nachts, dauern nur eine Stunde und sind ebenso häufig von NW, wie aus Osten. Sie wirken mit kolossaler Kraft in diesen offenen Ebenen ; die Einwohner sagen, dafs, wenn ein Buran von Kargalik gekommen ist, der nächste von Guma kommt und umgekehrt. Die Burane sind heifs und schmelzen den Schnee an den Gebirgsabhängen , wenigstens haben die Eingebornen die Erfahrung gemacht, dafs nach starken Stürmen die Wasserzufuhr reichlicher ist. Ferner behaupten sie, dafs die Dünen am Wüstenrande wegen der zwei vorherrschenden Windrichtungen hin und her wandern, d. h. ziemlich stationär bleiben. Die Regenzeit fällt im Spätsommer ein ; nur selten treten heftige Regengüsse ein, im allgemeinen ist der Niederschlag unbedeutend. Die Regenwolken kommen aus der Kargalikgegend ; der Khotanwind ist wolkenlos ; von der Wüste oder vom Gebirge weht es nicht.

Hedin, Reisen in Zentralasien.   ='