National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0129 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 129 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

~

Reise nach der Gegend Lop.   117

vor mir in Abdal von einem anderen alten Mann Erkundigungen erhielt, die fast im Detail mit dem Nachrichten Kuntjekkan Beks übereinstimmen. Die Asiaten phantasieren oft, und ihre Mitteilungen sind deshalb mit Vorsicht aufzunehmen, aber eine Nachricht, die aus zwei verschiedenen Quellen geschöpft ist, gewinnt sehr viel an Glaubwürdigkeit.

Dafs sich in früheren Zeiten ein See nördlich des heutigen Lop-nor ausbreitete, wird also durch folgende Thatsachen bewiesen:

1. Die chinesischen Karten kennen in etwa 40-1° N. Br. einen grofsen See, den sie Lop-nor nennen.

2. Der Name Lop-nor ist nur in dieser Gegend zurückgeblieben.

3. Eben in dieser Gegend fand ich eine nord-südlich ausgezogene Seenkette, die im April 1896 ebensoviel Wasser empfing als das südliche neugebildete Seebecken und der Überrest eines alten , grofsen, weiter östlich gelegenen Sees sein mufs, eine Annahme , deren Wahrscheinlichkeit durch folgende Verhältnisse und Thatsachen bewiesen wird:

  1.  der Sand ist unmittelbar am östlichen Ufer am höchsten und scheint in der Richtung nach Kurruk-tag niedriger zu werden ; die Wüste ist also in ihrer Ausbreitung nach Westen dem Seeufer treu gefolgt und von demselben aufgehalten worden;

  2.  ein Gürtel von Salzlagunen , die allmählich von der Verbindung mit dem See abgeschnitten worden sind, breitet sich am östlichen Ufer aus;

  3.  am östlichen Ufer wächst, nur selten unterbrochen, Wald ; der weiter östlich in der Wüste vorkommende abgestorbene Wald („köttek") zeigt, dafs der Waldgürtel parallel mit dem Seeufer nach Westen wandert;

  4.  im Osten von den Seen sollen salzige Bodenflächen („schor”) mit abgestorbenem Kamisch weit verbreitet sein;

  5.  am Ufer verwandeln sich die Dünen in stationäre Tamariskenkegel, und solche alte Kegel sind weiter östlich in der Wüste stehen geblieben.

4. Die heutigen Lopliks wissen traditionell , dafs ihre Grofsväter an einem nördlich des jetzigen Lop-nor gelegenen See gewohnt haben.

Dafs das südliche Seebecken (Kara.buran und Kara-koschun) eine neue Bildung ist, wird durch folgende Thatsachen bewiesen:

  1. Der Name Lop-nor ist in dieser Gegend unbekannt.

  2. An den Ufern des Kara - buran und des Kara - koschun gibt es keine Spur von Wald.

  3. Marco Polo, welcher die Stadt Lop besuchte, erwähnt keinen See. — Auf diesen Beweis gebe ich jedoch nicht viel , weil Marco Polo , der z. B. Khotan und Tjertjen besuchte , so grofse und wichtige Wasserzüge , wie den Khotan -darja und den Tjertjen-darja, nicht erwähnt, die er doch gekreuzt hat, und die ihm um so mehr hätten auffallen müssen, als grofse Flüsse auf seinem Itinerare ziemlich selten waren. Es ist jedoch notwendig, zu erwähnen, dafs er den See nicht erwähnt.

  4. Kuntjekkan Bek erzählte mir, dafs in der Jugendzeit seines Grofsvaters in dieser Gegend sich lauter Wüste ausbreitete.

  5. Die Tamariskenkegel an den Ufern des unteren Tarim sind älter als der Flufs (zu diesem Schlufs kommt, wie ich unten erwähnen werde, auch Bogdanowitsch). Aus demselben Grunde sind auch die Tamariskenl egel, die zum Teil im Delta des Kara-koschun selbst, zum Teil an seinem Nordufer sich befinden, älter als der See, denn wäre der See älter gewesen, so hätten sie sich hier unmöglich bilden können; das wäre vielleicht möglich gewesen, wenn der See immer dieselben Dimensionen gehabt hätte, wie heutzutage, aber da er, wie unten bewiesen werden soll, sich