National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0310 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 310 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000262
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

 

298   Hedin, Reisen in Zentralasien.

kiertes Bett ausgraben können ; freilich zeigen die Uferterrassen an beiden Seiten, dafs die Wassermenge im Hochsommer sehr beachtenswert sein kann, sonst ähnelt aber der Bach mit seinen unzähligen kleinen Armen, von denen keiner gröfser als die übrigen ist, mehr einem ausgezogenen Schlammdelta oder einem Anschwemmungsland aus feinem , gelben Thon — alles nafs, sumpfig und steril; der Boden dieses Deltas scheint in demselben Niveau wie der Seespiegel zu liegen. Ein vierter Bach aus Norden mit l2 cbm Wasser mündet in den See Nr. 16, ohne sich zuvor mit dem Hauptbach zu vereinigen, hat also sein eigenes Mündungsdelta.

Am Fufse der links stehenden Kette gehen wir nach Osten ; der See breitet sich im Süden aus; zwischen unserer Route und der Uferlinie haben wir unmittelbar rechts eine Reihe Tümpel und Sümpfe, die von Quellen am Gebirgsfufse gespeist werden. Das Ufer ist hier sehr flach und eben und wird vielleicht bei Hochwasser vom See überflutet. Mehrere von diesen Tiimpeln waren von weifsen Salzringen umgeben. Die Gebirgskette, die wir linker Hand haben, besteht aus dem gewöhnlichen Schiefer, dessen Verwitterungsprodukte während des ganzen Tagemarsches allgemein sind ; eben so allgemein sind aber auch die Fragmente des dunkeln Tuffes. Am Fufse eines vorspringenden Gebirgsabhanges hatten sich einige feinsandige Dünen gebildet , jedoch ohne deutliche Orientierung. An der Basis einer der Dünen quollen einige Quellen hervor. Dann folgt ein recht bedeutender Bach, der an seiner linken Seite eine 3 m hohe Uferterrasse ausgemeifselt hatte. Jenseits derselben springt eine Gebirgspartie hervor, die eine Ausbuchtung der Uferlinie verursacht. Von hier aus sehen wir fast gerade im Osten die sehr mächtigen Arka - tag - Gipfel Cl und D1. Am südlichen Ufer stehen niedrige Gebirge.

Das nördliche Ufer fällt langsam vom Gebirgsfufs nach Süden, und das Wasser ist hier ziemlich weit hinaus seicht. Der Boden ist hart und gut zum Reiten , oft weifs von einem mehrere Meter breiten Salzsaum. Kleine Salzlagunen sind zahlreich. An einem Punkt sind in dem feinem Schieferschutt die Spuren von zwei höheren Wasserständen des Sees sehr deutlich erhalten , der eine 21 , der andere 31 m über dem jetzigen Wasserspiegel. Auch hier stellt sich die Frage auf, ob dies alte Wassermarken sind, oder ob noch kürzlich der See so beträchtlich gröfser gewesen sein kann. Ich halte es jedoch für sehr möglich, dafs die Ausdehnung des an und für sich kleinen Sees für die bedeutende Wasserzufuhr des Hochsommers sehr empfindlich sein mufs , da die Bäche , die von allen Seiten ausmünden , und von denen viele recht mächtig sind, eine beachtenswerte Gesamtwassermenge dem See zuführen müssen. Besonders der von Westen ausmündende Bach mufs im Juli zu wahrhaft flufsähnlichen Dimensionen wachsen. Ein Schwanken des Seespiegels um 3-m ist jedoch unwahrscheinlich, und dafs diese Uferlinie in der That älter ist, wird dadurch bewiesen, dafs sie sich oberhalb der Linie um 2-1 m befindet; diese müfste also die letzte Schwankung bezeichnen. Obgleich man also vermuten könnte, dafs diese nordtibetanischen Seen, wie viele andere Seen in Zentralasien , sich in einem Zustand von Verkleinerung und Austrocknung befänden, und dafs also die erwähnten Uferlinien nur als Beweise dafür zurückgeblieben sind, glaube ich doch, dafs die Seespiegel jedenfalls bis zu einem gewissen Grade schwanken. Im Hochsommer wachsen sie, aber wenn im Herbst die Bäche allmählich versiegen, ist nur die Verdunstung, die in dieser relativ wenig feuchten Luft kräftig wirksam sein mufs , thätig, und dabei sinkt der Wasserspiegel bis zur Eisbedeckung. Wie es sich mit dieser letztern verhält, wissen wir nicht, und niemand war da, um uns darüber Nachricht zu geben ; vielleicht tritt sie wegen der beständigen Herbststürme erst sehr spät ein. Die Nächte sind aber ruhig, und ist nur das Wasser genügend abgekühlt, so kann es sich gewifs in einer kalten Nacht mit genug festem Eis bedecken, um dem nächsten Sturm stand zu halten.

Von der nördlichen Kette münden auch bier mehrere kleine Bäche ein, deren Deltas schwache Ausbuchtungen der Uferlinie verursachen. Fast die ganze Tagereise war der