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0151 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 151 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   139

Die Abnahme des Lob - nor und die Abnahme der Überschwemmungen des Tarim um Abdal, welche noch der verstorbene Prschewalskij bei seinem ersten Besuch am Lob-nor sah, werden von den Bewohnern des Lob-nor mit der Bildung von natürlichen und künstlichen Seen in der Gegend von Kara-kul und unterhalb Ajrilgan in Zusammenhang gesetzt."

Auch hierin stimme ich mit der Auffassung Bogdanowitschs im allgemeinen überein. Über die Verbreitung des Waldes von der Einmündung des Ugen-darja nach Schirge-tjappgan kann ich mich nicht äufsern ; dieselbe wird aber von Bogdanowitsch anders beschrieben als von Prschewalskij , der auf seiner ersten Karte zeigt, dafs von Ugen - darja nach Ajrilgan überall Wald vorkommt, aber dann aufhört. Auf der Strecke Schirge-tjappgan—Tjeggelik-uj gibt es keinen Wald mehr.

Dafs die genetische Entstehung des Tarim durch Bogdanowitsch richtig beschrieben wurde, ist klar. Als das post-pliocäne Mittelmeer, welches den gröfsten Teil des Tarimbeckens erfüllte , in seiner immer fortschreitenden Abnahme so weit gekommen war , dafs der Rest davon nur den niedrigsten Teil des Beckens, d. h. die Gegend zwischen Kurruktag und Astun-tag bedeckte, mündete der Tarim irgendwo auf 41 ° N. Br. in den See aus. Als dieser sich nun noch weiter verkleinerte, mufste der Flufs längere Strecken zurücklegen als zuvor, und Bogdanowitsch hat jetzt die verschiedenen Altersverhältnisse dieser Strecken oder Abschnitte des Flusses wahrgenommen. Dafs der letzte Abschnitt des Flusses so jung ist, dafs sogar. noch nicht der Wald sich dorthin hat ausbreiten können , beruht auf der Wanderung des Seebeckens selbst. Auffallend ist es auch, dafs Bogdanowitsch , der doch von den neuentdeckten Seen Avullu - köll bis Arka-köll keine Ahnung haben konnte, mit scharf beobachtendem Blick bemerkt hat , dafs das südliche Seebecken Neigung hat, nach Norden zurückzukehren. Dafs ich diese Auffassung schon an Ort und Stelle bekommen konnte, wurde einfach durch die Thatsachen vorgeschrieben , d. h. durch die Existenz der nördlichen Seen. Es ist allerdings schwer, dieses Phänomen mit der Theorie der Niveauveränderungen in Einklang zu bringen, aber die Senkung des Gebietes am Nordfufse des Arka-tag braucht nur einige Meter gewesen zu sein, um ein so sichtbares Resultat hervorzurufen . Dieser Höhenunterschied kann inzwischen durch Ablagern von Sedimenten im Laufe der Zeit nivelliert werden.

Der dritte Band des oben erwähnten Reisewerkes über die schönen und reichen Re-

sultate der Pjewzowschen. Expedition enthält mehrere Aufsätze von Roborowskij und Koslow. In einem derselben beschreibt Roborowskij seine Reise (erste Hälfte von Oktober n. St. 1890) am unteren Tjertjen-darja und Kara-buran, welcher einige wichtige Beobachtungen über diese Gegend enthält, die hier in Übersetzung wiederholt werden mögen. Roborowskij erreichte

den Flufs 180 Werst oberhalb der Mündung. In der Nähe dieses Punktes fand er (S. 68f.) einen alten Lehmturm, der nach Aussage unseres Dolmetschers einen Wegweiser darstellt auf der Strafse, welche aus der Gegend Buguluk (am Tjertjen-darja) nach NW nach einer grofsen Stadt führte. Die Ruinen dieser ausgedehnten Stadt, die zwei Tagereisen von Buguluk entfernt liegen und vom Sand verschüttet sind , befinden sich an den Ufern des alten Flufsbettes des Tjertjen - darja , dessen Spuren noch bemerkbar sind. Die erwähnte Strafse führte von der alten Stadt durch die Gegenden von Buguluk und Vasch - schahri nach dem See Lob-nor."

Wenn diese Nachricht mit der Wahrheit übereinstimmt, so mufs sich der Flufs hier nicht weniger als zwei Tagereisen gegen S bewegt haben und die dazwischenliegende Gegend, die jetzt in Sandwüste verwandelt worden ist, wurde damals von Wegen gekreuzt. Wie alt diese Stadt ist, ist natürlich unmöglich zu beurteilen vielleicht gehört sie derselben entfernten Periode an wie die Ruinen zwischen dem Khotan- und Kerija - darja. Auf einer kaum 20 Jahre alten russischen Generalstabskarte ist ein Weg vorn Tjertjen nach NNO in der Richtung nach Korla eingetragen, welcher etwa 50 km nördlich vom Tjertjen die Stadt Tartang passiert. Vielleicht existierte in der That ehemals ein solcher

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