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0157 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 157 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   145

Auseinandersetzungen über die verschiedenen Beweise, die wir dafür besitzen, dafs das Seebecken in der That in neuerer Zeit gewandert ist, brauche ich nicht mehr auf die Einzelheiten der Widerlegung Koslows einzugehen ; nur ein paar Punkte müssen jedoch erwähnt werden. Frhr. v. Richthofen hatte zu zeigen versucht, dafs die beiden südlichen Seebecken auf der im Jahre 1863 in Wu-tschang•fu herausgegebenen Karte, von denen das westliche namenlos ist und das östliche Khas - omo oder Khas - nor genannt wird , identisch mit dem gegenwärtigen Kara-buran und Kara-koschun seien, und ich habe diese Auffassung in einem Aufsatz : „Ein Versuch zur Darstellung der Wanderung des Lop-nor - Beckens in neuerer Zeit" (Peterm. Mitteil. 1896, Heft 9) angenommen. Allein nach Rückkehr von meiner Reise machten mich General Stubendorff und Herr Grigoriew in St. Petersburg darauf aufmerksam, dafs diese Auffassung nicht richtig sein könne. In folgenden Worten der Abhandlung von Koslow finden wir die Argumentation der beiden erwähnten hochverdienten Geographen wieder:

„Auf der hier beigefügten chinesischen Karte — ich (Koslow) wiederhole dieselbe,

welche zur Disposition v. Richthofens stand — sehen wir südlich vom Lop - nor die Aufschrift ,Nukitu -daban `; ,daban ` bedeutet ,Pafs'. Also existiert an dieser Stelle ein Pafs. Und auf den chinesischen Karten wird ja, wie Frhr. v. Richthofen versichert, nichts aufgenommen, was nicht in der That existiert. Das heilst: zwischen den Seen Lop- nor und Khas•nor erstreckt sich eine Gebirgskette. Und in der That finden wir dies bestätigt in der Abhandlung von V. M. Uspenskij ,Strana Kuke -nor ili Tsin-chaj `, hauptsächlich nach chinesischen Quellen zusammengestellt 1). Auf Seite 90 lesen wir : ,Von Kara - nor nach Lop-nor führen zwei Wege — ein südlicher und ein nördlicher. Auf dem südlichen Wege gehen sie von Bajan-bulak, 150 li SW von Scha-tschou gelegen, nach Westen 200 li nach Dobugou ; dann nach SW 150 li nach Chulusutaj , wieder nach W 730 li nach Tschagantscholotu , 300 li nach Ulan - tologoj , weiter nach Kasi-nor, welchen sie auf dem östlichen Ufer umgehen ; gehen nach Norden nach der Gegend Ku-bu und weiter am südlichen Fufse der Kette Nutsitu ; wenden sich nach Westen nach Nutsitu -setsin und dann zur Passage im Gebirge Nutsitu , im ganzen volle 300 li. Weiter nach Westen auf dem südlichen Ufer des Lop-nor gelangen sie nach Ike • kaschun , Bakhan - kaschun und Tarim bei Taban-akschan ` "21.

 
 
  1. S. 57-196, II. Abt. Tom. 6, Sapiski der etnographischen Sektion K. R. G. Ges. (St. Petersburg 1880).

  2. Im 3 Hefte des Si-yü-schuei-tao-ki, wo es sich um den Edsinei und den Kara-nur handelt, steht S. 22b bis 23a : „Der (Kara-) ,nur ` ist von Osten nach Westen 801i, von Süden nach Norden 30 li grofs und liegt auf 39° 46' N. Nr., 23° 35' bis 24° 3' W. L. und ist vom Lop-nur 800 li weit entfernt". (Es folgt eine kleine geschichtliche Abschweifung.) „Der , nur` ist mit dem Lop-nur im Westen durch zwei Wege verbunden. Auf dem südlich vom , nur` befindlichen kommt man von Bayan-bula(k) 2001i westlich nach To-pukou (k o u chinesisch Bach ?), 150 li weiter nach Südwesten nach Khulusutai, 730 li noch weiter westlich nach T s a g h a n - t s ch i l a o tu, noch über 300 li weiter nach Westen nach Ulan - t o l o gh ai , weiter westlich bis zur Ostseite des K h a s -nur , weiter nach Norden nach K h u - p u , noch weiter nördlich bis zum Süden des Nukitu-daban (Nukitu -1 in g) , nach einer westlichen Wendung nach Nuki tu- setsin (setschin nach Pekinger Aussprache, die hier auf das Mandschu übertragen ist; nach einer Anmerkung ist es nämlich das

Mandschuwort für Quelle   s e k i y e n), noch weiter westlich nach Nukitu - s c h a n - k o u (d. i. , Mund
des Nukitu-Gebirges ` oder , — Berges `, also die nördliche Thal-Mündung), zusammen über 3001i , weiter westlich vom Südufer des Lop-nur aus gelangt man nach 1 k e - G a s c h o n, und noch weiter westlich nach Baghan-Gaschon, welches das südliche Ufer des Tarim-Flusses ist". Ich hatte, ehe ich die Stelle in Uspenskis , Kuke-Nor' infolge des auf S. 145 der Probebogen gelesenen Auszuges aufsuchte, keine Ahnung, dafs im Si-yü-schuei-tao-ki noch so etwas zu suchen wäre. Des Verfassers Aufzeichnungen scheinen zu sehr verschiedenen Zeiten gemacht zu sein , und wie das dritte Heft auf die beiden ersten folgt, die vom Lop - nur und seinen Zuflüssen handeln , so wird der Verfasser zur Zeit, wo er über den Kharanur schrieb, besser Bescheid gewufst haben. Der B a g h a- gh a schon ist offenbar einer der vier kleinen südlichen Seen, ghaschon (, bitter `) war er wohl, ehe der Tarim-Flufs hineinfiofs. Nun möchte der Tarim-See aber wohl auch dahin zu verstehen sein, dafs der Tarim-Flufs seinen Lauf dahin genommen hat. Dafs die türkischen Namen anders lauten, thut nichts zur Sache. Die Chinesen stiefsen im 17. und 18. Jahrhundert erst auf die Mongolen (Kalmücken), ehe sie mit den Türken zu thun bekamen. , Kara-buran ` ist ja auch ein Name, der irgendwo anders auch vorkommen könnte. Rätselhaft sind die Umwege, die gemacht werden. Vom K as-See aus handelt es sich doch entschieden um Gebirge. L i n g - ,Joch ` kann wie beim Khing-gan-ling eine sanfte Steigung bedeuten, bei s c ha n - k` o u aber braucht man nur an den , Südpafs ` N an - k o u bei Peking zu denken. Es gehört dazu doch ein Thal. Der Weg steht übrigens auf der von Wegener herausgegebenen

Hedin, Reisen in Zentralasien.   19