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0029 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 29 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Kaschgar nach Khotan.   I7

„jamgor-bulut" (schwarze und Regen-Wolken) stammen aus dem südlichen Quadranten, entleeren sich aber auch bei nördlichem Wind. In diesem Winter hatte es nur einmal geschneit, und zwar Ende Oktober; Schnee fällt überhaupt nur bis Ende Januar selten und schwach; der Boden wird davon kaum weifs.

Von Sang-uja gibt es auch einen Weg nach Sandschu. Der Arm des Sandschu-Baches, der Sang-uja mit Wasser versieht, ist ganz und gar natürlich , nicht kanalisiert ; der Bach teilt sich in die oben erwähnten Delta - Arme , von denen der östlichste bei Sang-uja ausmündet. Im Frühling ist die Wasserzufuhr sehr gering und wird fast ausschliefslich von Mudji in Anspruch genommen. Der Sang - uja -Arm ist während dieser Jahreszeit durch Dämme geschlossen , und nur Ende März oder Anfang April werden diese Dämme 4 bis 5 Tage geöffnet, um das Wasser nach den Feldern Sang-ujas zu lassen. Diese erste Zufuhr wird „tjitjek-su" genannt (tjitjek heilst das erste Schröpfen oder Blühen der Fruchtbäume und auch anderer Pflanzen). Anfang Juni kommt dagegen die Sommerflut , die bis Ende Oktober fortdauert, um dann allmählich zu versiegen ; der letzte Rest friert und bleibt wie ein schmales Eisband im Bett stehen. Schon Mitte September ist aber der Zuflufs sehr unbedeutend, und der hohe Wasserstand dauert also nur drei Monate. Wenn im Sommer der Schnee auf den Gebirgen schmilzt, kommt in Poske, einem Thal östlich von Sandschu, eine Flut, die sich mit dem Sandschu-Arm vereinigt. Nach den Sommerregen im Juli wird dieses Bett zeitweise mit „sil"-Wasser gefüllt. Da tritt nach einstimmiger Versicherung der Eingeborenen das eigentümliche Verhältnis ein , dafs diese „sil"-Flut den Arm des Sandschu-Baches einfach kreuzt, um am westlichen Fufs der oben erwähnten „jar"-Terrasse, wo wir die alte Festungsmauer fanden, vorbeizuströmen. Eben an dem Punkt, wo beide Arme sich kreuzen, haben die Bewohner Sang-ujas deshalb eine grofse Erdmauer am linken Ufer des Sandschu - Armes aufgeführt, um unter gewöhnlichen Verhältnissen die ganze Wassermenge des Armes in der Richtung nach Sang-uja zu zwingen. Eine heftige „sil"-Flut zerstört aber in einem Augenblick diese Erdmauer, und die Bewohner haben nachher wenigstens 20 Tage Arbeit, um den Wall wiederherzustellen. Nur in seinem unteren Teil, wo die Felder Sang-ujas gelegen sind, wird der Sandschu-Arm in einen Kanal verwandelt. Das Sandschu -Wasser ist süfs, das „sil" -Wasser von Poske aber salzig und untrinkbar.

Auf dem Wege zwischen Sang-uja und Pialma konnten wir Dua-tag wegen der klaren Luft sehr deutlich erkennen. Östlich vom erstgenannten Dorfe kommt man sogleich wieder in öde Steppe hinaus mit Tamarisken und Kamisch, hier und da steht eine einsame Pappel. Allmählich geht die Steppe in Sandwüste über, die dann den ganzen Tag sich fortsetzt. Der Sand ist streckenweise grob und hart, streckenweise stehen kleine, unregelmäfsig gebaute Dünen mit dem Steilabfall gegen Süden oder Osten; hier und da kommt auch am Fufse der Dünen Steppenvegetation vor, aber meistens ist der Sand steril und. öde. Das trockene Bett eines temporären Baches war 4 m tief, in gelbe Löfsschichten eingeschnitten , in denen die horizontale Lagerung sehr deutlich war; unten befand sich eine 10 cm mächtige Schicht aus weifsem Salz.

Dann wird der Boden wieder sehr hart , mit Steinen und Kies bestreut , vollkommen steril. Auch hier stehen rudimentäre und ganz isolierte Dünen. Der Weg passiert die Ruinen von zwei alten ,.,lengers" (Gasthöfe) ; an der Seite eines noch jetzt bewohnten „lengers", Saj-lenger genannt, war ein Brunnen von 42 m Tiefe gegraben. Von hier aus bis Pialma herrscht öde Steppe, die von einem 110 m breiten „sil"-Bett mit sehr deutlichen Uferterrassen durchkreuzt wird. Östlich davon beginnt bald das Kulturgebiet von Pialma. Wir waren nur zwei Karawanen, aus Eseln und Kamelen bestehend , die Schafwolle aus Khotan nach Kaschgar schafften, begegnet.

Pialma soll aus 200 „ujlik" (Höfen, Familien) bestehen, jeder von 4 bis 5 Personen ; doch will ich ein- für allemal erwähnen , dafs die Berechnungen der Einwohnerzahl,

Hedin, Reisen in Zentralasien.   3