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0109 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 109 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Reise nach der Gegend Lop.   97

Bei Schirge - tjappgan ist der Ilek zu sehr unbedeutenden Dimensionen zusammengeschmolzen. An der Niederlassung selbst ist er freilich noch breit, aber die Strömung ist kaum bemerkbar. Ungefähr 100 m oberhalb seiner Mündung in den Tjong-tarim ähnelt er mehr einem kleinen „arik", als einem weiter oberhalb bedeutenden Flufs. Hier führt eine Brücke ---- einfach ein altes Kanoe — über ihn. Die Breite ist 4,35 m, die gröfste Tiefe 0,96 m, die Geschwindigkeit des Wassers im Stromstrich 1 m ; das Gefäll des Bodens ist hier gröfser, als ein wenig oberhalb, und an der Mündung selbst befindet sich ein ganz kleiner Wasserfall. Die Wassermenge war jetzt 2,19 cbm in der Sekunde. Der westliche Arm führte nur 0,48 cbm , die ganze Wassermenge des Ilek betrug somit bei Schirge - tjappgan 2,67 cbm. Bei Kum-tjekke hatte der Flufs noch 23,24 cbm. Im Kuntjekkisch-tarim hatten wir • ca 52 cbm gefunden , eine Wassermenge, die vom Kontje- darja und von den beiden Kok-alas stammte und in den Tjivillik-köll ausmündet. Von diesem See geht ein Teil nach dem Avullu-, Kara-, Tajek- und Arka-köll, ein anderer nach Arghan, d. b. zum. Tjong-tarim. Der Kontje- Arm von Ürdek - jagutsch hatte nur 12,12 cbm. Wir können also annehmen, dafs nur 11 cbm des Kuntjekkisch-Wassers nötig sind , um die 23 cbm des Ilek von Kumtjekke vollständig zu machen, wenn Verdunstung, Einsickerung in den Boden u. dgl. nicht in Rechnung gezogen werden. Aber in der That geht auch, wie erwähnt, ein Arm vom Kara-köll nach dem Tjong-tarim, weshalb wir annehmen müssen, dafs von den 52 cbm des Kuntjekkisch-tarim wenigstens die Hälfte vom Tjivillik-köll nach dem Avullu-köll geht, und dafs ungefähr die Hälfte dieser Wassermenge nach Kum-tjekke weiter strömt. Diese 23,24 cbm Wasser sind bestrebt, sich mit dem Tjong- tarim bei Schirge-tjappgan zu vereinigen , und würden es auch thun, wenn nicht 1) ein Teil im Merdek-köll verloren ginge, 2) ein Teil durch den Almontjuck-kok-ala sich direkt in den Hauptflufs strömte, 3) ein beträchtlicher Teil in den Seen verdunstete und 4) ein Teil in den Boden einsickerte. Mehr als 20 cbm gehen also auf dieser kurzen Strecke verloren, und die 2,67 cbm bei Schirge-tjappgan stellen den letzten Rest des Kontje-darja und der beiden Kok-ala bei Tikkenlik und Dural dar.

Bei Schirge - tjappgan strömt das Wasser überhaupt nur von Mitte Februar bis Mitte Juni , während der übrigen Monate sind beide Arme trocken. Der Kontje - darja hat freilich immer dieselbe Wassermenge, aber im Frühling wird sein Wasser für die Berieselung in Anspruch genommen , und in dieser Jahreszeit erhalten die oberen Seen von ihm keinen Zuflufs. Die beiden Kok-ala geben im Sommer sehr wenig Wasser. . Während des Sommers werden also die Seen von oben allen Zuflusses beraubt und isoliert. Aber das Wasser, welches sie bereits enthalten, fährt doch noch fort, sich durch den Ilek zu entleeren, bis die Ausgangsschwellen Mitte Juni ins gleiche Niveau mit dem Wasserspiegel der Seen zu liegen kommen, und dann hört jede Strömung auf. Die Seen werden dann sowohl unten wie oben abgeschnürt, und die ganze Seenkette vom Sadak-köll bis Nias-köll wird so gut wie trocken, mit Ausnahme der tiefsten Teile der Becken , in welchen die Lopliks von Schirge - tjappgan dann Fische fangen. Ihren Wasservorrat können sie während acht Monaten des Jahres nur aus Brunnen erhalten. Im Spätsommer und Herbst kommt das Hochwasser des Jarkent - tarim und des Kontje - darja wieder; die Seebecken werden allmählich wieder gefüllt. Aber erst nachdem sie gefüllt sind , strömt das Wasser wieder über die letzten Schwellen bei Schirge-tjappgan zum Tjong-tarim, und dies ereignet sich erst Mitte Februar , wenn das Eis aufgegangen ist. Am Schirge - tjappgan trifft also das Hochwasser fast um ein halbes Jahr später ein.

Ich finde es äufserst wahrscheinlich, dafs die Seen vom Avullu-köll bis zum Nias-köll die letzten entstellten Reste des alten chinesischen Lop-nor sind. Es ist auch kein Wunder, dafs dieser See sich in so hohem Grad und in verhältnismäfsig so kurzer Zeit verändert haben kann, wenn man bedenkt, was für ein kräftiger Faktor der Flugsand ist, und wie er alljährlich und unwiderstehlich auf die Nivellierung der Lop-Gegend einwirkt. Die Seebecken liegen ja ganz und gar offen da, und sind um so empfindlicher , da , wie wir

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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