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0207 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 207 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Kirk-saj oder die 40 Betten.   195

Höfe, prächtige Weidenbäume, Kanäle, Felder mit „ariken" ; es ist ein wirkliches Landdorf. Eine kleine Tagereise höher hinauf im Thale finden wir bei Kök - bulak Hirten mit Schafherden ; es gibt dort gute Weideplätze und Quellen.

Im Hauptdorfe wohnen nur drei Familien ; aber auch drei andere Punkte in der Thalmündung sind bewohnt, und zwar von vier Familien ; die ganze Einwohnerschaft besteht also aus nur sieben Familien. An allen vier Plätzen baut man Gerste und Weizen. Die Ernte soll so reichlich sein , dafs man hauptsächlich davon lebt, jedoch hat jede Familie auch etwa 300 Schafe. Über das Kwen-lun-Gebirge gibt es hier keinen Pafs. Schon zwei Tagereisen oberhalb Talkanlik beginnt , was sie „tjakkil" nennen, d. h. „unpassierbare Klippen". Dagegen existiert ein Weg nach Nija, der durch kumluk" und kakke" führt, d. h. durch Triebsand und sterile, steinige Gegenden.

Der Frühling ist die windige Jahreszeit, und der Wind, „sarik-schamal" (gelber Wind)

genannt, kommt gewöhnlich „tömendan" (von unten , Norden) oder „kebledan" (von W oder SW). Ein „kara•buran" oder schwarzer Sturm tritt jeden Frühling ein und ist dann immer westlich. Der Sommer ist die Regenzeit. Auch die Regenwolken kommen von W; sind sie südlich , so fällt kein Niederschlag ; im allgemeinen ist jedoch der Niederschlag nicht besonders grofs. Die Wassermenge des Baches wird also meistens von schmelzendem Schnee gebildet. Die Eingeborenen haben auch gemerkt, dafs, wenn eine längere Zeit klares, warmes Wetter vorherrscht und der Bach also verhältnismäfsig konstant und wasserreich bleibt, im Spätsommer eine trockene Periode eintritt, weil der meiste Schnee des Quellgebietes weggeschmolzen ist.

Die Gegend, die wir jetzt von Kapa aus am nördlichen Fufse des Kwen-lun-Gebirges

durchreist batten , ist unter dem Namen Kirk - saj oder „die 40 Betten" bekannt. Wollte man alle die „tjapps" mit oder ohne Namen rechnen, so würde man mehrere Hundert bekommen. Die etwa 40 gröfsten haben inzwischen Wasservorrat, Ackerbau und sind bewohnt. Man zählt unter ihnen 50 bewohnte Stellen, wo Gerste gebaut wird, oder zusammen etwa 100 „ujlik" (Familien). Ein „min - baschi" (Chef von 1000 Mann), der in Kerija wohnt, ist Zolleinnehmer unter diesen „tagliks" und sammelt die unbedeutende Steuer alljährlich ein, um sie dem Amban von Kerija zu überreichen. Die Steuer wird in harem Geld, entweder „da-tien" oder „tenge", bezahlt. Um dieses Geld zu bekommen, müssen die „tagliks" jedes Jahr eine gewisse Anzahl Schafe in Kerija verkaufen.

Der Bach von Talkanlik folgt der linken Seite der Thalmündung. Von dort geht unser

Weg nach W über weichen Löfsboden mit Steppe, die bald in sterilen Sand übergeht. In der Gegend Kalmak - agil finden wir in feinkörnigen Konglomeratablagerungen die ersten Gold-„kans” des Sourgak-Distrikts, deren Mündungen wie schwarze Löcher im Boden klaffen; bier arbeitet man jetzt nicht. Das Terrain wird dann sehr hügelig; wir haben mehrere kleine „davane" zu passieren und mehrere trockene „tjapps" zu kreuzen; der Weg ist steinig, auch Sand kommt vor, alles ist steril. Köll-tus ist eine Gegend mit eigentümlichen, schalenförmigen Vertiefungen im Boden. Dann führt der Weg einen steilen Abhang hinunter zu dem bedeutenden „saj" Kök-tjapp, in Konglomeraten ausgegraben, steril und ohne Wasser. In dem steinigen Boden desselben waren mehrere „kans" gegraben , in denen Weiber beschäftigt waren, den Sand und das losgehauene Material in „tobras" (Säcke) aufzuwinden.

Das wenig unterhalb dieses Punktes gelegene Dorf Sourgak macht einen traurigen Eindruck mit seinen aus Stein, Lehm und Holz gebauten, halb provisorischen Hütten mitten im sterilen, trockenen „saj", der Sonne in einer peinlichen Weise ausgesetzt und ohne Spur von Schatten, ohne Baum , ohne Vegetation , ohne Wasser. Zum Bedarf der Einwohner muls Wasser auf Eseln hertransportiert werden; eine Esellast, zwei Eimer, kostet 10 „da-tien" ; dieses Wasser wird aus dem in der Nähe befindlichen Nija-darja geholt; der Flufs wird auch Sourgak-su und Ullug-su genannt. Der Bazar ist viel gröfser als der von Kapa; es ist eine ordentliche Bazarstrafse, in der allerlei nützliche Waren, besonders efsbare, gekauft

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