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0038 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 38 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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  •                              Hedin, Reisen in Zentratisieli_ b

abschliefsend, sehen wir einen dunklen Rand — die Gärten der nächsten Nachbardörfer. In der Stadt selbst ist der am meisten hervortretende Charakterzug die lange Hauptstrafse des Bazars ; von dieser zweigen sich kleine Nebengassen ab, und mit ihr stehen die gröfseren Karawansereien, einige Medresseen und Moscheen in Verbindung. Es ist auch auffallend, dafs die Weiber in Khotan am öffentlichen Leben mehr teilnehmen als sonst und unver-

schleiert in die Bazare kommen.

Hier und da ist ein „köll" oder Wasserbehälter gegraben , mit Weiden umpflanzt; sonst ist der gewöhnlichste Baum die Pappel (P. alba). Iltji soll 7 Medresseen, ca 20 Moscheen und eine Menge Heiligengräber besitzen. Die gröfste Moschee • ist Hasrett-i-Sultan, von Jakub Bek aufgeführt, dann Mestjid-i-Djami mit Kolonnaden -Veranda, wie gewöhnlich nach Osten gerichtet. Wie Jarkent , Ak - su und Turfan hat auch Khotan einen Altun Busrugvar Masar; die Träger dieses Namens waren Söhne des heiligen Khodja Isaki Väli, dessen Masar in Tjira gelegen ist; der letztgenannte ist einer der wichtigsten im ganzen Lande, und dorthin begeben sich die Pilger vor ihrem Besuch an Imam Djafer Sadiks Grab, welches zwei Tagereisen unterhalb Nija am Nija-darja liegt.

Schon Ende Januar oder Anfang Februar taut. der Boden auf; wenn dies geschehen ist, wird der Weizen gesäet; in 41 Monaten wird er reif, worauf derselbe Acker mit Mais besäet wird. Eben um die Zeit, wenn der Boden auftaut, tritt eine kurze Windperiode ein , der sogenannte „issik-schamal" oder warme Wind. Dieser warme Wind ist meistens östlich, doch auch bisweilen westlich ; Nord- und Südwind sind selten. Dann folgt bisweilen im Frühling eine ruhige Periode, bis die Sommerwinde und Staub -Burane eintreten; meistens jedoch kommen während des ganzen Frühlings die Stürme ziemlich gleichmäfsig verteilt vor , im Mittel drei bis vier jeden Monat. Als ich die Reise nach dem Lop - nor unternahm , hatte ich in Khotan meinem Mirza den Auftrag gegeben , die Stürme der betreffenden vier Monate zu notieren; seine Beobachtungen können jedenfalls als Beispiel dienen:

15. Januar: östlicher „sarik-buran", fing um Mittag an, dauerte eine Stunde.

  1. Januar : östlicher ,,kara-buran" um 6 Uhr nachmittags, dauerte eine halbe Stunde.

2. Februar : westlicher „sarik-buran" mittags, drei Stunden Dauer.

28. Februar: nordöstlicher ,,sarik-buran" 6 Uhr nachmittags, eine Stunde Dauer.

B. März: westlicher „sarik-buran" mittags, zwei Stunden Dauer.

20. März : östlicher „kara-buran" 6 Uhr nachmittags, sechs Stunden Dauer.

28. März : westlicher „sarik-buran", fing mittags an und dauerte zwei Tage.

1. April: 7 Uhr nachmittags bis 5. April harter Ostwind mit unterbrochenem, sehr schwachem Regen.

  1. April : östlicher „sarik-buran" von G Uhr nachmittags, dauerte drei Stunden. 22. April: östlicher „sarik-buran" von 6 Uhr nachmittags, dauerte zwölf Stunden. 7. Mai : harter, östlicher ,,sarik-buran" von Sonnenaufgang bis G Uhr nachmittags. B. Mai: schwacher, westlicher ,,sarik-buran", dauerte zwei Stunden nachmittags. 14. Mai : südlicher Wind, schwach.

Wie aus dem von Dr. Nils Ekholm bearbeiteten Meteorologischen Journal hervorgeht, hatten wir in Khotan im Juni einige Staubstürme. Die Tabelle zeigt, dafs östlicher Wind vorherrscht und daff die Stürme gewöhnlich nachmittags beginnen.

Die zwei Übergänge über den Jurun-kasch-darja, 7. Januar und 29. Juni 1896 geben fast die Extreme im Aussehen des Flusses : im Winter eine verschwindend kleine Wassermenge, im Sommer eine riesige. Dazu kreuzte ich den Flufs noch Mitte Januar bei Tavekkel und Ende Mai bei Jurun-kasch , aber betrachten wir jetzt nur die beiden erwähnten Daten. Am 7. Januar war das vorhandene Wasser in zwei kleine Arme am rechten Ufer verteilt; zwischen beiden erhebt sich eine breite Stein, und Sandbank, sonst ist das Bett mit Geröll gefüllt. Eigentümlicherweise scheint der Flufs eben an dieser Stelle (lie Neigung zu haben, sich nach links zu bewegen, deshalb bauen die Einwohner hier aus Steinblöcken starke, lange Wälle, um das Wasser zu zwingen, sich im Bett zu halten. Am rechten Ufer hat ein Orenburger Tatar eine Fabrik für Wollwäscherei und Gerberei seit zehn Jahren aufgeführt; er betreibt ein einträgliches Geschäft damit nach Rufsland, hat

aber mehrere einheimische Konkurrenten.