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0037 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 37 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Die Oase von Khotan. — Kara-kasch und .li urun-kasch.   25

Diese Schätzung ist entschieden zu grofs und hängt wohl mit der Neigung der Asiaten,

zu übertreiben, zusammen. Pjewzow gibt eine Einwohnerzahl von 160000 an, welche jedenfalls der Wahrheit viel näher kommt. Es ist wahr, dafs die Bevölkerung der Oase verhältnismäfsig dicht ist, aber eine halbe Million Menschen würden bier doch nicht ihr Auskommen finden können.

Der Boden der Oase ist im allgemeinen gut, kann aber nicht mit den Umgebungen

von Jarkent verglichen werden. Von dem Bodenbau erhält man bei Borasan („kent” Halltja, wo die Terrakotta - Altertümer gefunden werden) einen guten Eindruck ; nicht weit von Halltja vereinigen sich zwei tief und energisch in die Löfsablagerungen eingemeifselte schluchten- oder caiionähnliche Betten, die jetzt (Anfang Januar) nur ganz kleine Rinnsale von Quellwasser führten. Bei Halltja haben die Löfswände, welche das Bett einschliefsen, eine Mächtigkeit von 8 m und sind stellenweise senkrecht; von Zeit zu Zeit kommt auch Regenwasser in das Bett hinein, wobei die Löfswände unterminiert werden ; die Breite des

Bettes ist höchstens ein paar hundert Meter, gewöhnlich weniger.   An breiten Stellen

stehen gröfsere oder kleinere, mehr oder weniger demolierte inselförmige Löfahorste da, die wohl bald vom Wasser weggewaschen werden. Das Bett selbst ist reich an Schutt und Geröll, und die Erosionskraft des Wassers ist erst hier , an der Oberfläche des unterliegenden Konglomerats, einem kräftigen Widerstand begegnet. Wenn nun im Sommer die grofse Wassermenge dahinströmt, werden Teile der Löfswände weggeschwemmt, und unter dem Schutt im Bett findet man nach dem Zurücktreten des Wassers verschiedene Altertümer einer hohen buddhistischen Kunstfertigkeit, besonders Terrakotta-Gegenstände, inkrustierte Gemmen, alte Münzen &c. Es ist sehr bemerkenswert, dafs diese Gegenstände heutzutage von 8 m mächtigen Löfsablagerungen bedeckt sind , ein Umstand , der für ein hohes Alter derselben spricht. Die Mächtigkeit der weichen Schichten des Bodens wechselt jedoch und beträgt an einigen Stellen nur ein paar Meter.

Die wichtigsten Erzeugnisse der Oase von Khotan sind : Mais, Reis , Weizen , Gerste, Melonen, Aprikosen, Pfirsiche, Trauben, Äpfel, Birnen, Pflaumen (besonders Aprikosen und Trauben werden in getrocknetem Zustande in ziemlich grofsen Quantitäten nach Ak-su exportiert), Baumwolle, Seide, Tabak und Opium. Die Seidenproduktion ist jedoch starkem Wechsel unterworfen , aber in den letzten Jahren scheint dieselbe sich in nicht geringem Mafse gehoben zu haben. Im Jahre 1894 fiel der Ertrag schlecht aus, 1895 besser, und in diesem Jahre (1896) erwartete man einen guten Gewinn. Der gröfste Teil der Seide wird an Ort und Stelle in der berühmten Teppichfabrikation in Khotan verwendet, aber in der letzten Zeit soll man auch etwas Seide nach Indien und Andischan (Westturkestan) ausgeführt haben.

In Khotan wohnen etwa 40 westturkestanische Kaufleute , die russische Baumwollenstoffe und Kolonialwaren ein-, Wolle und Felle ausführen. Wie die russischen Unterthanen haben auch die afghanischen, hier „kabulis" genannt, ihren „ak-sakkal", eigentlich Weifs-Bart, eine Art Konsular-Agent. Der Handel mit Westturkestan ist viel bedeutender als derjenige Indiens. Hindu sah ich nicht. Der chinesische Handel hat keine Bedeutung; besonders Porzellan wird ein-, „kasch-tasch" oder Nephrit ausgeführt. Die Einwohnerzahl der Stadt Iltji wird von Pjewzow auf 5000 , die der chinesischen Stadt Jangi - schahr auf 500 geschätzt. Jede Woche hat zwei Bazartage mit sehr lebhaftem Verkehr. In der Mitte der Stadt erhebt sich ein sogenannter Kovna-sefid-potaj (alter Lehmturm) , welcher die Ruine des „ordu" (Burg) von Hadschi Padschah (Herrscher von Khotan, vor Jakub Bek) sein soll. Von diesem hochgelegenen Punkte hat man einen guten Überblick über die Umgebung ; es ist wie in den anderen Städten von Ostturkestan ein Gewirr von viereckigen Dächern , dunklen , kleinen Höfen , engen Gäfschen , Strohmieten , strohmattenbedeckten Stangen (über den Bazaren) und sporadischen Bäumen und Gärten. Ringsumher breiten sich die Felder aus, die wie Schachbretter aussehen, und in der Ferne, den Horizont

iledin, Reisen in Zentralasien.   4

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