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0062 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 62 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Hedin, Reisen in Zentralasien.

 

war zwar die Feuchtigeit bedeutend, aber Wasser erreichten wir hier nicht ; die Temperatur betrug in dieser Tiefe 13,55°. Erst am folgenden Morgen wurde der Brunnen fortgesetzt und gab endlich Wasser in 4,16m Tiefe (13,75°, doch unsicher wegen Zutritt der kalten Luft in der Nacht). Das Wasser war herrlich süfs, wie Flufswasser, sickerte aber äufserst langsam aus einer zwischen zwei zähen Thonlagern befindlichen Sandschicht hervor. So weit wie hierher reicht offenbar gegenwärtig niemals der Flufs, auch während der Hochwasserperiode nicht; er zersplittert sich schon weiter oben und geht zwischen den Sanddünen

verloren.

Von Lager X X I I n a c h Lager X X I I I. Während dieses Tagemarsches (13. Februar) konnte man noch mit ein wenig gutem Willen die Lage des alten Bettes erkennen. Die erste Hälfte des Marsches führte uns nämlich über ziemlich ebenen Boden, wo trockene Lehmkanten die Ufer des Bettes verrieten ; hier war aber das Bett 200m breit; altes, vertrocknetes Treibholz war noch im sandigen Boden zur Hälfte eingegraben. Endlich verschwinden aber auch diese Spuren des alten Bettes und werden durch Sanddünen überschüttet ; dieselben sind nur 4 m hoch und richten ihre steilen Abhänge nach SW. Das einzige , was jetzt ein altes Bett verrät, ist, dafs wir uns in einer breiten Vertiefung zwischen hohen , sterilen Sanddünen befinden, und dafs in dieser Vertiefung „ köttek " vorkommt. Aber auch hier wachsen allmählich die Dünen und erreichten , wo wir lagerten , eine Höhe von 6 bis 8 m. Immer länger werden die Entfernungen zwischen den letzten , von ihren Kameraden längst verlassenen Pappeln , deren Wurzeln noch bis zum Grundwasser hinunterreichen. In der Nähe einer solchen, die auf verhältnismäfsig niedrigen Boden stand, war der Sand wenig unterhalb der Oberfläche feucht, und hier wurde ein Brunnen gegraben. Schon in 1,53 m Tiefe stand das Wasser mit einer Temperatur von 5162° und vollkommen süfs wie Flufswasser.

         
 

Wir haben jetzt den unteren Lauf des Kerija - darja von Kotschkor-agil verfolgt und den jährlichen Gang in seinen Wasserschwankungen untersucht. Wir haben gefunden, wie er im Hochsommer grofse Wassermassen durch sein Bett wälzt, und wie er im Herbst und Winter auf der Breite von Kerija fast versiegt, wie er aber unterhalb dieser Stadt durch Quellen bis zu einem gewissen Grad doch wieder zu neuem Leben erweckt wird, und wie dieses immer zuströmende Quellwasser das Bett im Winter beinahe füllt , so dafs der Kerija-darja auf Breiten, wo der Khotan-darja in dieser Jahreszeit trocken liegt, doch immer wie ein stattlicher Flufs aussieht. Dann fanden wir, wie der Flufs zonenweise verschiedene Eigenschaften aufweist , wie er auf der Strecke bis nach Tongus - basste in einem gesammelten Bett fliefst, wie er von einem schmalen Waldgürtel umgeben wird und wie er hier streckenweise deutlich nach Osten gewandert ist. Unterhalb Tongus - basste wurde das Waldgebiet breiter, ein Verhältnis, das mit der Eigenschaft des Flusses, eben von hier aus periodenweise sein Bett zu ändern , und mit der Thatsache, dafs ungefähr von dieser Gegend gerechnet die sogenannten „taschkan-sus", welche genetisch nichts anderes als rudimentäre Delta-Arme des Flusses sind, anfangen, zusammenhängt. Es ist nämlich offenbar, dafs eben diese Tendenz des Flusses , sich nach verschiedenen Richtungen auszubreiten, eine natürliche Irrigation hervorruft, wodurch ein gröfseres Gebiet bewässert wird und ein reichlicherer Wald seine nötigen Lebensbedingungen findet. In der Gegend von Tongusbasste fanden wir auch sowohl an der linken wie an der rechten Seite des Flusses alte Betten desselben. Das auf der östlichen Seite gelegene alte und weit gegen NO sich erstreckende Bett schien freilich einen Widerspruch gegen die Theorie der östlichen Bewegung des Flusses herbeizuführen, aber wir hörten auch, dafs die beiden Betten in einem periodischen Wechselverhältnis zu einander standen ; wahrscheinlich ist es auch , dafs das östliche Bett eine jüngere Bildung ist als das westliche, obgleich es zufälligerweise trocken