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0126 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 126 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Iledin, Reisen in Zentralasien.

trocken und sandig, und hier wuchsen einige Tamarisken. Das Wasser ist vollkommen klar und durchsichtig, so dafs man die kleinsten Gegenstände ans Grunde wahrnehmen kann. Der Schlamm, mit welchem der Flufs noch bei Kum-tjappgan beladen war, hat sich also allmählich im See abgesetzt und arbeitet rastlos darauf hin, den Seeboden zu erhöhen. Ebenso grofse Veränderungen , wie wir in den verflossenen 10 Jahren seit. Prschewalskijs letztem Besuch nachgewiesen haben, werden wohl auch in den nächsten 10 Jahren

stattfinden.

Am 23. April mufsten wir noch einige Gürtel von aufserordentlich dichtem Kamisch

durchbrechen, um in den letzten offenen Wasserspiegel des Sees zu gelangen. Der Kamisch hatte bier eine Höhe von 8m und einen Umfang von 6 cm in der Wasserlinie. Mit grofser Mühe konnten wir uns endlich durcharbeiten und gelangten schliefslich in das offene Wasser. Gemessene Tiefen waren: 2,85, 3,15, 3,10 und 2,1om.

Links beträgt die Entfernung etwa 11 km bis zum festen Land, rechts 3 his 4km bis zu dem dichten Kamisch, der hier wie eine undurchdringliche Wand steht; wie weit es in dieser Richtung zum Ufer war, wufsten die Lopliks nicht.

Ein eigentümliches Phänomen sind die hin und wieder frei umherschwimmenden Ka-

mischstauden, die ganz kleinen losgerissenen Inseln ähneln. Wenn man diese Inseln näher untersucht, findet man, dafs die Kuchen, auf welchen die Kamischstengel stehen, aus einem Flechtwerk von eben solchen schwarzen , verfaulten Kamischresten bestehen, wie sie den 1Boden des Sees bedecken, und dafs die Kuchen durch die Wurzeln des darauf wachsenden Schilfes fest zusammengehalten werden. Die Lopliks behaupteten , dafs solche Kamischinseln besonders nach heftigen Stürmen zahlreich werden, weil da der Wind mit besonderer Kraft auf den wachsenden Kamisch wirkt; wahrscheinlich wird dieses Losreifsen durch Gasentwickelung im verfaulten Kamisch erleichtert.

Wir zwangen uns, so weit dieses möglich war, hindurch. Der Kamiseh steht überall

so dicht, wie in den Hüttenwänden der Lopliks. Dann fanden wir nach längerem Suchen

das feste Land des nördlichen Ufers , wo Tamarisken auf Kegeln wachsen.   Von hier
aus konnte man also eine ziemlich weite Aussicht erlangen und mit dem Fernrohr feststellen, dafs gegen SO, 0 und ONO nicht einmal ein Quadratmeter offenes Wasser vorhanden war. Alles war mit Kamisch dicht verwachsen, und der Wasserweg, auf welchem Prsehewalskij sich nach der Niederlassung Kara-koschun begeben konnte, existiert nicht mehr; die dortigen Kamischhütten wurden bald nach seinem zweiten Besuche verlassen. Nur im Norden, in der unmittelbaren Nähe des Ufers, fanden wir einige kleine, mehr oder weniger nackte Salztümpel, deren Wasser sehr bitter war. In der Hochwasserperiode werden aber diese noch mit Süfswasser gefüllt, um dann wieder, wenn der See wegen Ver-

dunstung sinkt, abgeschnürt zu werden. Zwischen dem See und diesen Tiimpeln erheben sich die erwähnten Kegel, stellenweise mit Tamarisken und anderm Gebüsch dicht bewachsen, zu einer Höhe von 8 bis 10 m.

Die Schlufsfolgerungen, zu denen ich nach meinem Besuche am Lop-nor kam, babe ich schon in einigen Abhandlungen (Zeitschr. d. Gesellscb. f. Erdk. zu Berlin, Bd. XXXI, 1896, S. 295 und Pet. Mitteil. 1896, Heft 9, S. 201), die im Juni 1896 geschrieben wurden, veröffentlicht. Ich mufs bier die Hauptpunkte derselben wiederholen.

Vergleichen wir Prschewalskijs im Jahre 1885 gezeichnete Karte mit der meinigen vom Jahre 1896, so finden wir sogleich, dafs das Lop-nor-Becken sogar in dieser kurzen Periode grofsen Veränderungen nicht nur der Gröfse, sondern auch der geographischen Lage nach unterworfen war. Das südliche Seenbecken, Kara-buran und Kara-koschun, hat sich, wie ich unten näher zeigen werde, höchst beträchtlich verkleinert, die nördliche Seen-kette existierte in Prschewalskijs Zeit überhaupt nicht. Damals ging die ganze Wasser-