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0033 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 33 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Kaschgai' nach KKhotan.   21

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unter die- verschiedenen Dörfer verteilt, so dafs jedes Dorf nur an so und so vielen Tagen Wasser bekommt. Wenn aber der Sommerflufs durch das Bett von Kara- kasch strömt, erhalten sämtliche Dörfer so viel Wasser, wie sie wollen, ja sie würden Gefahr laufen, ihre Felder ganz und gar überschwemmt zu sehen, wenn man nicht zur rechten Zeit durch Dämme die Wasserzufuhr verhinderte und entsprechend dem Anwachsen des Kara - kasch beschränkte. Mitte Februar beginnt man den Weizen zu seien; da wird das Wasser des Flusses, das zu dieser Zeit noch sehr niedrig ist, in den Arik von Kuje-Savä hineingelassen und strömt hier zwölf Tage, sechs für jeden Arm. Dann wird dieser Arik geschlossen und die Wassermenge in den Kanal Makuja-östäng hineingelassen, in dem es die folgenden zwölf Tage fliefst, um endlich in einen dritten Kanal, Baram-su-östäng, welcher die Stadt Kara-kasch mit Wasser versieht, hineingeleitet zu werden. Die beiden letztgenannten östängs" beginnen unterhalb des Kuje-Savä-östäng vom linken Ufer des Kara-kasch-darja. Wenn in der späteren Hälfte des Februar die Kuje - Savä - Dörfer ihr Frühlingswasser bekommen, nehmen sie also die ganze zu dieser Zeit vorhandene Wassermenge des Kara-kasch in Anspruch, so dafs kein Wasser für die beiden unteren Kanäle übrig bleibt. Im Frühling bekommen also die Dörfer am linken Ufer des Flusses nur während 36 Tagen Wasser. Das Verhältnis gilt in derselben Weise für die Dörfer am rechten Ufer, und sämtliche Dörfer der beiden Ufer sind demnach voneinander abhängig. Diese gesetzliche und von den Ortsbehörden streng überwachte Verteilung der Wasserzufuhr wird „nauvatt" genannt, und die Bewacher des Gesetzes sind „mirabs". Wenn Ende Mai der Flufs zu riesigen Dimensionen wächst, hört der „nauvatt" auf giltig zu sein, und die drei Kanäle werden teilweise gesperrt. Der hohe Sommerflufs dauert drei Monate, und im Herbst, wenn der Flufs wieder mit jedem Tage sinkt, tritt der „nauvatt" wieder in Kraft. Im Winter läuft die ganze und zwar sehr geringe Wassermenge durch den Makuja - östäng , wogegen das Flufsbett unterhalb der Bifurkation dieses Kanals so gut wie trocken bleibt.

In der Savä - Gegend werden die gewöhnlichen Getreidearten gebaut ; dazu kommen noch in geringer Menge Reis und Baumwolle. Die Felder werden nur im Frühling besäet. In der Kara-kasch • Gegend gibt es auch eine Herbstsaat ; doch wird Savä nicht als eine besonders vorteilhafte Ackerbaugegend angesehen, da die Wasserzufuhr durch den „nauvatt" eingeschränkt wird ; im Frühling ist man jedenfalls sicher , ein gewisses Quantum Wasser zu erhalten, und deshalb werden die Felder in dieser Jahreszeit besäet. Nur bei den untersten Dörfern ereignet es sich bisweilen, dafs die Ernte durch zu geringe Wasserzufuhr leidet.

Sämtliche Dörfer oder Oasen am nördlichen Fufse des Kwen - lun - Gebirges verdanken also ihr Dasein ausschliefslich der Wasserzufuhr, und ohne diese künstliche Bewässerung würden sie nicht existieren können. Der Boden läfst an und für sich nichts zu wünschen, aber die Ernte ist in diesen an Niederschlag armen Gegenden von der Bewässerung abhängig. Wo Wasser reichlich zu haben ist, gibt es also Menschen und Ackerbau, sonst herrschen öde Steppe und Wüste. Die Bevölkerung ist deshalb dort am dichtesten, wo die Flüsse ins Tiefland heraustreten , z. B. Jarkent, Khotan, Kerija; schwach aber, wo nur kleinere Bäche ausmünden , z. B. Guma, Sang-uja. Wo nur Brunnenwasser zu haben ist, ist natürlich Ackerbau undenkbar.

Die klimatischen Verhältnisse von Savä sind dieselben wie in den nächsten westlichen Stationen. Der Waldgürtel liegt in 2 „potaj" Entfernung nach Norden , soll aber weder breit noch dicht sein. Die Sandwüste nordwestlich von Kara saj und nördlich von Ak-lenger wird Kara- dobe oder die „schwarzen Hügel" genannt; die Benennung deutet darauf hin, dafs hier noch Tamarisken auf den Dünen wachsen. In der Nähe von Djajj - terek und Kalama, einer Gegend südlich von Schakhlik, findet man bisweilen alte Münzen; Ruinen sind aber hier nirgends vorhanden. Von Fudjia kann man im Winter im Thai resp. Bett von Kara-kasch zehn Tagereisen weit bis nach Pscha hinaufreiten, wo „kojtjis" (Hirten) Schafe und Ziegen hüten. Wenn nämlich in dieser Jahreszeit die Wassermenge sehr gering ist,

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