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0058 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 58 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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46   Hedin, Reisen in Zentralasien.

Auch im Bette des Khotan-darja streckt sich ein Eisband weit gegen Norden , aber doch lange nicht so weit wie im Kerija-darja, er hört nämlich schon oberhalb Buksem auf. Nach Aussage der Eingeborenen beruht dieser Unterschied , wie oben erwähnt wurde, darauf, dafs der Kerija-darja im Herbst und Winter immerfort von Quellen gespeist wird, wogegen solche Quellen im Gebiet des Khotan-darja nicht liegen sollen oder wenigstens

keine hervorragende Rolle spielen.

Von Tjugutmek nach Sarik-keschme. Einem neuen „taschkan-su"-Bett

folgend, setzten wir unsern Weg nach NNO fort.   Das Bett selbst hatte eine Breite von
30-50 m, das Eisband aber nur 8-10 m. Wieder dichter Wald, hier und da mit Lichtungen ; ohne Führer wäre es unmöglich gewesen, sich zurecht zu finden , man verliert sich in diesem von alten und neuen Betten durchkreuzten Wald. Wir verloren das Bett aufser Sicht, fanden aber bald ein anderes, wo Wasser vor 10 Jahren gestanden haben

soll.   Bisweilen passieren wir ganz und gar von Dickicht überwachsene Spuren von
Schluchten alter Seitenarmen. Wenig oberhalb Sarik - keschme vereinigt sich wieder das oben erwähnte 30 his 50 m breite Bett mit dem Hauptflufs und sah hier viel mächtiger aus ; am ersten Punkt , wo wir es gesehen batten , war es bis zum Boden gefroren, hier ruhte die Eisschicht auf anderthalb Fufs tiefem Wasser. An der Mündung war die Breite des Eises 25 m und die Tiefe, das Eis einbegriffen, 60 cm. Das Verhältnis kommt darauf an , dafs an der Mündung Wasser vom Hauptbett in das kleine Bett hineingeht; in seinem mittleren 'Teil erscheint deshalb dieses Bett wie abgeschnürt. Dann erreichten wir Glas linke Ufer des Hauptflusses, wo Steppen , von Wald umgeben , sich ausbreiten. Nur selten sieht man eine bewachsene, rudimentäre Düne.

Ich war sehr überrascht, dafs der Flufs bei Sarik -keschme wieder grofsartige Dimensionen hatte, die Breite betrug bier 80 m , also mehr als doppelt so viel wie bei Kotschkor-agil, wo wir ihn zuerst gesehen batten. So weit das Auge reichte, behielt er in dieser Gegend dieselbe Breite und machte keine scharfen Biegungen. Klar und durchsichtig wie Glas lag die Eisschicht über dem ganzen Bett, und keine offene Rinne war vorhanden. Die Bewegung des Wassers unter dem Eise war aber unmerklich. Die Dicke des Eises war nur 20 cm, und die Tiefe des darunter stehenden Wassers ebensoviel; am rechten Ufer verriet aber die Farbe des Eises eine gröfsere Tiefe. Das Bett ist zwar deutlich ausgeprägt, besonders durch die Wälder an den Ufern, aber sehr seicht.

Die Mitteilungen, die ich über das alte, östlich vom jetzigen Flufslaufe gelegene Bett, welches bei Tongus-basste anfängt, sammelte, können kurz wie folgt zusammengefafst werden. Das jetzige und das alte Bett weichen nach unten auseinander; vor 6 bis 8 Jahren strömte

die ganze Wassermenge durch den rechten, östlichen Arm, ging dann aber allmählich zum linken über, wo wir sie jetzt fanden. Erst in diesem Jahr (1895-96) hatte das Winterwasser zum Teil wieder seinen Weg in den östlichen Arm gefunden, und man glaubte, das Hochwasser würde auch nachkommen. Die beiden Arme stehen also in einem periodischen

Wechselverhältnis zu einander ; jedes Jahr führt das Wasser Schlamm und Sand mit, welche sich in der Mächtigkeit von einer bis zwei Handbreiten im Bett ablagern. Dieses erhöht sich dadurch so bedeutend , dais das Wasser gezwungen wird , verhältnismäfsig niedrigeres Land aufzusuchen, und in dieser Weise schwankt jetzt die Wassermasse wie ein Pendel in den beiden Betten. Am Ende des östlichen Armes sollen gegenwärtig nur einige sehr kleine Salzseen vorhanden sein , vier Tagereisen von der Waldgegend Katak

entfernt.

Von Sarik-keschme nach Katak unterliegen die Verhältnisse keiner besonderen Veränderung , nur die Breite des Flusses wechselt. Bei Katak beträgt sie nicht weniger als 84 m , und das Eis trug mit Leichtigkeit die Kamele, mufste nur mit Sand bestreut werden , da es glatt und blank wie Glas war ; ein wenig unterhalb dieser Stelle breitet sich der Kerija-darja seeartig aus. Vom rechten Ufer geht ein kleiner Arm aus , welcher