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0133 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 133 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Neuere Forschungen in der Lop-nor-Gegend.   121

Kara-kul in dieser Gegend. Es ist sehr leicht möglich , dafs dieser Name etwas mit dem neuentdeckten See Kara-kul, oder, wie ich phonetisch nach der Aussprache der Eingeborenen schreibe, Kara-köll, zu thun hat. Schon zu Anfang des 18. Jahrhunderts kannten die Chinesen den Namen Kara-kul.

Seite 13 spricht Prschewalskij von Ak - tarma (Achtarma) als einer an Wald reichen Gegend ; wahrscheinlich nimmt der Waldreichtum von dem Bifurkationspunkt des Kok-aladarja nach Argan (Ajrilgan) allmählich ab , um , wie schon aus Prschewalskijs Karte hervorgeht, wenig unterhalb des letztgenannten Punktes aufzuhören.

Der Kok - ala - darja war noch im Winter so mächtig, dafs er nur auf einem Flofse passiert werden konnte. Bei Argan war (S. 14) der Tarim nur 15 Faden (32m) breit und 21 Fufs (6,4 m) tief. Nach der Vereinigung . mit dem Kok - ala - darja dagegen war er 30 bis 35 Faden (64-75 m) breit, eine Breite, welche der Flufs „bis zu seiner Einmündung in den See Kara-buran behält". Bei Ugen-darja hatte der Tarim, wie erwähnt, 50 bis 60 Faden (107-128m) Breite und eine Tiefe von mindestens 20 Fufs (6,1 m). Auf der Strecke von Ugen - darja nach Argan sollte also der Flufs nach Prschewalskijs Schätzung ca zwei Fünftel seiner Wassermenge eingebüfst haben , aber auf der Strecke von Argan nach der Einmündung in den Kara-buran , welche doch beinahe der Hälfte der erstgenannten Strecke gleichkommt, sollte der Flufs dieselben Dimensionen beibehalten. Hierüber sagt v. Richthofen in seiner oben erwähnten Abhandlung (S. 134): „Selbst zur Zeit der gröfsten Sommerhitze wäre eine solche Verminderung des Volumens trotz der starken Verdunstung nicht leicht zu erklären ; aber ganz unerklärlich bleibt sie in diesem Fall, da die Beobachtungen im Winter stattfanden , als selbst am Tage die Temperatur nicht über 0° stieg und in der Nacht dieselbe bis über — 20° fiel. Da nun Prsche- walskij zwischen den einzelnen Wasserarmen reiste, so ist es möglich, dafs die östlichen Arme einen Teil ihres Wassers durch einen von ihm nicht gesehenen Kanal nach Osten in eine unzugängliche Salzwüste entsenden , auf die sich der von ihm gehörte, aber so rätselhaft gelassene Name Lop-noor beziehen mag."

Oben habe ich erwähnt, dafs die Lopliks behaupteten, das Wasser wäre erst vor neun Jahren , d. h. im Jahre 1887 zu dem Ilek , dem Avullu - köll &c. zurückgekehrt , und dafs vor dieser Zeit die Betten des Ilek und der Seen, die jedoch immer existierten, sich in einer Periode der Trockenheit befanden. Wie lange diese Periode gedauert hat, konnte ich jedoch nicht ausfindig machen ; es scheint jedoch, wenn man die Berechnungen Prschewalskijs über die Wassermengen der Flüsse im Winter 1876/77 betrachtet, als ob auch in diesem Jahre die östlichen Betten Wasser geführt hätten, eine Annahme, die wenigstens beitragen würde zu einer Erklärung, weshalb die Wassermenge auf der Strecke von Ugen-darja nach Argan so beträchtlich abnehmen konnte. Hierüber wissen wir aber nichts Bestimmtes.

Bei Prschewalskijs Besuch zählte Tjarkhlik nur 21 Höfe; 20 Jahre später, bei meinem Besuch, zählte das Dorf etwa 100 Höfe oder Familien, die sefshaft waren. Parallel' mit diesem Aufschwung Tjarkhliks ist die Abnahme der Bevölkerung an den Seen geschritten, weil die Lebensbedingungen beim Schrumpfen des Sees immer schwieriger werden. Beim allmählichen Zurückgang des Sees lohnt sich der Fischfang nicht mehr , der Ackerbau ist ergiebiger; der See kann nicht mehr dieselbe Bevölkerung ernähren wie vor 20 Jahren. Diese Thatsache ist ebenso interessant wie auffallend und liefert einen neuen Beweis für die grofsen Veränderungen, die auch in den letzten Jahrzehnten unter unseren Augen hier vor sich gegangen sind. Dafs in der That Tjarkhlik , und zwar wegen der erwähnten Ursachen , seit Prschewalskijs Besuch ruhig und regelmäfsig gewachsen ist, zeigt auch die Mitteilung von Pjewzow, dafs im Jahre 1890 das Dorf aus 60 Höfen und 280 Einwohnern bestand. In der von Prschewalskij angegebenen Zahl von 21 Höfen sind 9 Höfe der „LopNorer" mit eingerechnet; in meinen 100 Höfen sind dagegen die zeitweise und zwar wegen

des Ackerbaues übersiedelnden Lopliks nicht mit gerechnet.

Hedin, Reisen in Zentralasien.   16