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0262 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 262 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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250   Iledin, Reisen in Zentralasien.

welchen bisweilen die Dünen schon eingedrungen sind. Doch scheint im allgemeinen der Wald diesem Vordringen eine Grenze zu setzen. Mitten zwischen dem Khotan-darja und dem Jarkent-darja ist für eine Strecke der Sand an beiden Seiten vorherrschend und der Wald nur sehr licht, aber dann gewinnt wieder der Wald Terrain , und der Sand hört endlich ganz auf. Hier wächst dichter, üppiger Wald auf ebenem Staubboden, der nur selten schwach gewellt ist. Auf der letzten Strecke wechselt Steppe mit Gegenden, wo Sträucher auf Kegeln wachsen und lichter Wald vorkommt. Endlich erreichen wir den Jarkent-darja, an dem wieder Hirten ihre Herden weiden. Sie erwarteten das Hochwasser etwa am 25. Juni; der Flufs ist hier beinahe 4 Monate gefroren.

  1.  Mai kreuzten wir den Jarkent-darja. Die gewöhnliche Fähre des Sommerweges zwischen Khotan und Ak-su befindet sich weiter unten und zwar unterhalb der Mündung des Ak-su-darja, von wo der Weg, welcher von den Karawanen benutzt wird, nach Matan , also am linken Ufer des Ak - su - darja führt. Wir wählten den Awwat-Weg am rechten Ufer. Oberhalb unserer Furt macht der Jarkent-darja einen scharfen Bogen, dessen rechtes Ufer 2 —3 m hoch und senkrecht ist ; an der Furt sind dagegen beide Ufer flach. Die Breite des jetzt wasserführenden Teils des Flusses betrug 77 m , die gröfste Tiefe 0,43 m , die Wassermenge 7,5 cbm. Ich hatte früher immer den Jarkent - darja als einen riesigen Flufs kennen gelernt und glaubte deshalb , dafs wir jetzt nur einen Arm des Flusses überschritten hatten, denn es war doch unmöglich, dais der Fluss noch Ende Mai nur 7,5 cbm Wasser führen konnte ! Doch nein , es war der einzige jetzt vorhandene Arm. Die Erklärung dieses Verhältnisses ist schon oben gegeben durch den Hinweis, dais noch um diese Jahreszeit die ganze Wassermenge des Jarkent-darja durch den künstlichen Damm in das alte, nach Maral-baschi gerichtete Flufsbett abgeleitet wird.

Linker Hand lassen wir dann den grofsen Flulsbogen, rechts haben wir den Ak-su-darja, obgleich derselbe noch nicht sichtbar ist. Dann folgt rechter Hand Wald und Steppe mit Hirtenlager ; hier läuft ein anderer Weg nach Awwat, der sich später mit dem unsrigen vereinigt. Im Westen, eine Tagereise entfernt , soll ein Sandgürtel anfangen , wohl nur noch ein ganz kleines Wiistengebiet, welches sich also zwischen dem Jarkent-darja und dem grofsen Karawanenweg von Kaschgar nach Ak-su ausbreitet.

Zwei alte Flufsbetten, 1-2 m tief, liefen dem Jarkent-darja parallel; derselbe scheint sich also auch in dieser Gegend nach rechts bewegt zu haben. Der Ak-su-darja, welchen wir immer etwa 1 km entfernt haben, hat sich dagegen nach links, d. h. nach Osten, bewegt. Lange Strecken reiten wir wie auf einer 21 —3 m hohen Terrasse und haben dabei rechter Hand niedrige, mit jungem Wald üppig bewachsene Gegend; an einer Strecke haben wir diese Terrasse links und gehen also an seinem Fufse entlang. Nachdem wir einen kleinen „arik" aus dem Ak-su-darja passiert haben, ist die Landschaft wechselweise offene Steppe mit zackigen Dickichten auf etwas salzigem Staubboden ; Tamarisken sind recht allgemein. Rechts geht ein Nebenweg nach dem Kischlak Jangi - jurt ab. Nur ein paarmal sahen wir den Ak-su-darja in 200 —300m und dann in nur 50 m Entfernung; Hirten lagerten an den Ufern. Der Flufs war in zwei Arme geteilt, welche eine niedrige Alluvialinsel umschliefsen. Um 4 Uhr entstand eine heftiger NW-Sturm mit einigen Tropfen Regen. Wir lagerten in dem kleinen Hirtendorfe Bag-tograk, das aus zehn Hütten besteht, teils von Lehm, teils von Holz und Kamisch gebaut. Die umliegende Gegend wird Jangiabad genannt und soll etwa 400 Höfe zählen. Das Hochwasser des Ak-su-darja erwartete man jetzt jeden Tag; dann wird etwas weiter unterhalb, bei Imam-Padschah, eine Fähre benutzt. In dieser Jahreszeit sollen O- und NO-Winde und -Stürme äufserst allgemein sein. Die Schneemenge des Winters soll sehr unbedeutend sein, selten schneit es 3 cm hoch.

  1.  Mai ritten wir nach Awwat. Ein Kanal wird gekreuzt; dann führt linker Hand ein Weg nach dem stark bewohnten Kischlak Jangi-mähälle. Am Flufs sind einige