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0173 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 173 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Eine chinesische Beschreibung des Lop-nor.   161

Mitte des Beckens zwischen dem Kurruk-tag und dem Astun-tag lag, jedenfalls in einer Gegend, wo die relativen Niveauunterschiede verschwindend klein waren , konnten sich leicht sowohl am nördlichen wie am südlichen Ufer kleine Seen bilden.

„Der Lop-nor sei Turfan benachbart und ein gewaltiger Sumpf- See , in dem über 60 Gewässer der Gebiete von Jarkent und Kaschgar zusammenfliefsen." In der That lag damals der See Turfan näher als jetzt ; er konnte als ein Sumpf betrachtet werden , war also wahrscheinlich reich an Kamisch ; auch in dieser Stelle wird nichts von dem Tjertjendarja gesagt, nur von den Gewässern aus den Gegenden von Jarkent und Kaschgar , und dieser Flufs wäre doch grofs genug gewesen, um in die Zahl der 60 Gewässer mitgenommen zu werden. Ebenso bezeichnend wie die Benennung Sumpf-See ist auch die eines „Salzsumpfes" ; der See hatte mit Notwendigkeit in diesem Stadium salziges Wasser.

Mit den 6 grofsen Flüssen , die die Quellen des Hwang-ho seien , werden offenbar folgende gemeint : Khotan-darja, Jarkent-darja, Kaschgar-darja, Ak-su•darja, Schah-jar-darja und Kontje-darja. Dafs schon im Jahre 1722 die Namen Kara-kul (Kars-köll), Satak (vergl. Sadak-köll) und Kara-khodscho (Kara-koschun) im Gebrauch waren, ist auffallend, besonders was den Namen Satak betrifft, den man gern für modern annehmen würde, denn Sadak ist ein hier nicht seltener männlicher Name, wie auch das westtürkische Sadik (vergl. Imam Djafer Sadik). Die drei Namen bezeichnen hier Orte und Stämme; Kara - kul ist jedoch offenbar auch ein See. Was weiter unten mit der Kas-Mündung gemeint wird, ist nicht klar; sie kann mit dem Kas-omo identisch sein; jedenfalls geht hervor, dafs zwischen dem Lop-nor und Kas eine gewisse Entfernung sein mufs. Vielleicht ist die Kas-Mündung identisch mit der Mündung des Tjertjen-darja. Wasch-schahri wird auch Gas genannt (s. Peterm. Mitt. Erg.-Heft Nr. 53, S. 15). Aus dem Jahre 1759 heifst es: „Das Land (um den Lop-

nor) ist weit und breit und von dichter Waldung bedeckt."   Dies ist niemals bei dem
Kara-buran oder bei dem Kara-koschun der Fall gewesen. Die Abwesenheit eines Waldes ist im Gegenteil ein Beweis dafür, dafs diese Seen ganz recente Bildungen sein müssen. Die „dichte Waldung" müssen wir in der Gegend suchen , wo einst der alte Lop-nor lag, und wir haben sie auch dort, entweder lebend oder in der Form von „köttek" 1) gefunden. Im Jahre 1759 hatte sich allerdings der Lop - nor von Prschewalskij wenigstens teilweise schon gebildet, aber seine Ufer waren natürlich ebenso waldlos wie heutzutage.

Auffallend ist, dafs im Jahre 1761 die Bevölkerung des Gebietes in derselben Weise wie von Prschewalskij eingeteilt wurde und zwar in Kara-kuler und Kara-koschuner. Der „Berg" im See ist wohl nur eine verhältnismäfsig hohe Insel mit Hügeln 2). Dem Verfasser des Si-Thschui-Ki-Lio ist nicht entgangen , dafs die Bewohner oft ein ungewöhnlich hohes Alter erreichen, ob er dies aber direkt oder indirekt erfahren hat, wissen wir nicht.

Im letzten Teil des Textes ist die topographische Situation zu schwankend an-

gegeben, um daraus sichere Anhaltspunkte ziehen zu können. Sechs Tagereisen werden für den Weg von Turfan bis zum Austritt aus den Bergen berechnet. Durch eine ebene, unbewohnte Sandwüste an der Südseite des Gebirges sind es noch drei Tagereisen zu einem kleinen See, dessen Ufer bewohnt sind. Wo dieser Weg aus den Bergen heraustrat, geht daraus nicht hervor, wahrscheinlich war es zwischen Asgan-bulak und Empen, wo Koslow gereist ist. Die Entfernung vorn eigentlichen Kurruk-tag nach Empen ist etwa 60 Werst oder drei kleine Tagereisen. Vielleicht war noch damals im alten Bett des Kontje-darja oder an der Seite desselben ein kleiner See zurückgeblieben ; im westlichen Teil des Kumdarja-Bettes haben sich sogar noch 1894 und 1896 hier und da kleine Wasseransammlungen befunden, Dafs diese Gegend bewohnt gewesen ist , beweisen die von Koslow auf seiner Karte erwähnten Ruinen. Der kleine See mufste wohl mit dem „Gras-See" südlich des Gebirges der chinesischen Karte identisch sein. Es wird nämlich nicht gesagt, in welcher

B. H. K. K.

  1. Vgl. westtürkisch rkiitük" = Baumstumpf.

  2. S c h a n für Eiland ist sehr gewöhnlich.

Hedin, Reisen in Zentralasien.

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