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0223 Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1
Die Geographische-Wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Reisen in Zentralasien, 1894-1897 : vol.1 / Page 223 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000262
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Von Khotan Tiber Pulur nach Kerija und Nija.   211

Frühlings wird über die Weizenäcker verbreitet, dann erst über die anderen. Ist die Wasserzufuhr reichlich , so werden alle Felder gleichzeitig bewässert. Die Saat ist sehr vom Regen abhängig; wenn dieser ausbleibt, geht die Ernte nicht selten ganz und gar verloren. Von Früchten werden nur Walnüsse , Pfirsiche und Äpfel gebaut ; Aprikosen und Maulbeeren in sehr geringer Menge. Der Boden ist während 5 Monate ungefähr 1 m tief gefroren. Man hat diese Beobachtung nicht bei dem Ackerbau, sondern bei der Bestattung von Leichen im Winter gemacht. Bisweilen schneit es hier so, dafs der Schnee bis zu den Knieen reicht. Regen fällt im Frühling, Sommer und Herbst, doch meistens im Juli. Jetzt hatte es hier drei Tage geregnet. Das warme Halbjahr ist windig, am Tage gibt es auch nördlichen, in der Nacht südlichen Wind.

Das Dorf zerfällt in nur zwei „kents", der obere heifst Djaj-tus, der untere Atschma. Der Masar wird von einem besonderen Schejk bewacht. Wie in Nura gibt es auch hier keinen Bazar, aber alle 10 Tage kommen aus Khotan oder Kerija Kaufleute. Der Masar wird auch Tjahr Imam (persisch : 4 Imamen) genannt. Vom Dorfe konnte man im Süden vier hervorragende, dominierende Gebirgspartieen beobachten; östlich des tiefen Pulur-Einschnittes erhob sich der Lusch-tag über seine Nachbarn.

Am B. Juli herrschte wieder schönes Wetter, die Berge zeigten wieder ihre Umrisse, nur in den höchsten Regionen schwebten Wolken ; der Niederschlag erreichte uns jedenfalls nicht, da wir uns jetzt wieder niedrigern Gegenden näherten. Zuerst gehen wir eine kleine Strecke nach Norden ; wobei wir den Masar mit seinem Garten rechter Hand lassen, schlagen aber dann eine nordöstliche Richtung ein, welche wir fast den ganzen Tag beibehalten. Einige Erosionsbetten zwischen Hügeln werden Jetti - tjapp genannt , „die sieben Furchen", ein allgemeiner Name, da eben „jetti" die Mehrzahl, d. h. reine Menge" bezeichnet. Der Ara-tjapp führte ein wenig Wasser. Westlich von einem Hügel wird die Gegend Mejdan-tus genannt; es ist eine Sandsteppe, die allmählich gegen Norden abfällt. Hier liegt das Dorf Kojnak.

Am östlichen Fulse des Hügels fliefst der Bach Kara-su in einem breiten, steinigen Bette mit jetzt nur 2,4 cbm Wasser; das ganze Bett war noch feucht nach dem letzten Regen. Das Dorf Kara-su haben wir linker Hand , nicht weit vom Wege; es soll von 8 Familien bewohnt sein , liegt in herrlich grünen Gärten und besitzt einen Masar, Imam Maleki Ijesch. Eine ganze Tagereise ist der Boden weich , entweder Sand oder Löfs, und überall wachsen Gras und Steppenpflanzen. Der Weg führt über eine Reihe von wenig steilen Hügeln, auf denen der Boden noch feucht war und frische Regenfurchen sich gebildet batten. Eine der gröfsten wurde Oj-tjapp genannt; dann heifst die Gegend Jiriktasch und später Dawan-teppe (Pafs-Hügel), eine unbedeutende Bodenschwelle ; wenig unterhalb derselben vereinigt sich mit unserem Wege der Weg von Pulur, und dieser Punkt wird Joll-arisch (Bifurkation des Weges) genannt.

Bei Tikken-tasch erreichen wir den Kerija-darja. Dieser zeigt hier gerade dieselben Eigenschaften wie Mölldja, Bostan-tograk &c. Es ist eine sehr schmale, tief eingeschnittene Riesenrinne mit senkrechten Wänden und steinerfülltem Boden, in welcher der tiefe, mächtige Flufs seine trüben graubraunen Wassermassen dahinwälzt, den ganzen Boden der Rinne er-

füllend. Er hat sich hier 60-80m tief durch die Konglomeratlager eingesägt; diese Ablagerungen bestehen meistens aus grofsen und mittelgrofsen, runden Granitstücken, die von

Sand und Erde zu einer festen Masse zusammengehalten werden. Zwischen Pulur und Lajka

ist das Bett noch wenig tief in den Boden eingeschnitten, erst unterhalb von Lajka schneidet es sich durch diese mächtigen Konglomerate. Auf der ganzen Strecke ist es natürlich unübersteigbar. Ein gedachtes Querprofil des caiionähnlichen Bettes würde etwa wie das umstehende Bild aussehen. Auf beiden Seiten breiten sich ziemlich eben abfallende Sand-

steppen mit spärlicher Vegetation aus. Am westlichen Ufer wird dieselbe Kiomak-kum genannt. Wir folgen dann dem linken Ufer und haben rechter Hand den Flufs tief unter

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